Mahnmal gegen den Faschismus: Hamburger Politiker reinigen Stolpersteine
Hamburg – Für fünf Hamburger Politiker stand am Montagvormittag Putzen auf dem Programm. Als Zeichen gegen den Faschismus haben sie ausgerüstet mit Lappen und Kupfer/Messing-Politur die 21 Stolpersteine vor dem Hamburger Rathaus gereinigt. Auf Initiative der Fraktionen von SPD, Grünen, CDU und DIE LINKE soll dies in Zukunft regelmäßig geschehen. Die Stolpersteine gelten als das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Allein in Hamburg sind bis jetzt über 6500 Stolpersteine verlegt worden. Tendenz steigend.
Peter Hess, der vor 22 Jahren die Stolperstein-Initiative nach Hamburg geholt hat, und seinem Team von Ehrenamtlichen ist es zu verdanken, dass die Zahl der Stolperstein in Hamburg stetig wächst.
"Wenn wir bei unserer regelmäßigen Recherche im Stadtarchiv auf einen neuen Namen stoßen, suchen wir erst einmal einen Partner und dann geben wir den Namen an den Künstler weiter", sagte Hess vor Ort gegenüber TAG24.
"Die Steine sind absolut wichtig, sie weisen ja auf Ermordete und Geflüchtete hin. Der Künstler sagt, dass wenigstens der Name an den Ort zurückkehrt, wo die Menschen gelebt haben", so Hess.
Gunter Demnig (75) aus Berlin hatte in den 90er-Jahren die Idee zu den Stolpersteinen und verlegt diese seit 1996 bundesweit.
Reinigungsaktion für eine bessere Sichtbarkeit der Stolpersteine
Das Geld für Stolpersteine vor dem Rathaus hat die Präsidentin der Bürgerschaft Carola Veit (49, SPD) gesammelt und auch die Putz-Aktion wurde von ihr initiiert. Diese soll nun jedes Jahr mindestens einmal stattfinden.
"Die Stolpersteine sind eine wichtige Mahnung an die Verbrechen während des Nationalsozialismus. Wir gedenken mit dieser Reinigung allen Opfern, insbesondere den Abgeordneten der Bürgerschaft, die deportiert und zu Tode gekommen sind", so Deniz Celik (44, Die Linke) gegenüber TAG24. "Die Reinigungsaktionen ist auch dafür wichtig, dass die Steine gut sichtbar sind und dies auch bleiben."
Michael Gwosdz (47) erwähnte noch einen weiteren wichtigen Aspekt: "Wenn wir in diesen Tagen fraktionsübergreifend diese Stolpersteine reinigen, ist das ein starkes Symbol", so der parlamentarische Geschäftsführer der Grünen in Hamburg.
"Unsere Fraktionen mögen für unterschiedliche, mitunter widerstreitende politische Ideen innerhalb des demokratischen Meinungsspektrums stehen – gegen Gewalt und Unterdrückung, gegen Rassismus und menschenfeindliche Ideologien und für den Schutz der Demokratie stehen wir hingegen geeint als Demokrat*innen."
Am 9. November, der 84. Jahrestag der Novemberpogrome, werden wieder überall in der Stadt die Stolpersteine in Gedenken an die ermordeten Juden gereinigt. Laut Hess kann jede Person mitmachen.
Titelfoto: Madita Eggers/TAG24