Fast mehr Hotelbetten als Einwohner: Linke sagen Tourismus den Kampf an
Hamburg - Der wachsende Tourismus in Hamburg nimmt teils absurde Züge an. Das legt ein Antrag der Linken-Fraktion in der Bürgerschaft nahe.
Demnach konzentrieren sich 55 bis 60 Prozent der Hotelkapazitäten auf einen Bettengürtel um den Hafen über St. Georg, St. Pauli, Neustadt, Hammerbrook, Altstadt und HafenCity.
In den genannten sechs Stadtteilen kommen auf etwa 65.000 Einwohner rund 40.000 Hotelbetten. Diese Konzentration auf nur knapp 1,7 Prozent der Gesamtfläche Hamburgs gehe nicht spurlos an der Lebensqualität und der Infrastruktur vorbei. Es drohe Overtourism – also zu viel Tourismus, der das Alltagsleben der Bürger beeinträchtigt.
Die Linke kritisiert, dass es keine stadt- oder gewerbeplanerische Begleitung gebe. Dem Privatsektor bleibe die Entwicklung überlassen.
Eine steuernde Funktion der Politik für nachhaltigen Tourismus, der für die Stadtbevölkerung verträglich ist, sei nicht absehbar. Zudem fehlen Beteiligungsmöglichkeiten der Einwohner.
Bekommt Hamburg eine Hotel-Obergrenze?
Das will die Linke ändern und stellte daher in der Bürgerschaftssitzung am Mittwoch einen Antrag zur Abstimmung. Der rot-grüne Senat wird darin aufgefordert, genaue Zahlen über Hotelkapazitäten in den Stadtteilen Hamburgs zu erfassen und zu veröffentlichen.
Außerdem soll eine Studie herausfinden, welchen Effekt der Hotelbau auf Kleingewerbe, Mieten, Bevölkerungsdichte, Nahversorgung, Grundstückswerte sowie Grundstücksverkaufspreise in den vergangenen zehn Jahren ausübte.
Ziel ist zudem, eine Obergrenze der Relation zwischen Wohnungen und Hotelbetten auf Stadtteilebene zu definieren und diese in Bebauungsplänen anzuwenden. In touristischen Hotspots soll darüber hinaus der Bau von Hotels beschränkt werden.
Innerhalb der vergangenen 20 Jahren hat sich die Zahl der Übernachtungen in Hamburg verdreifacht. 15,9 Millionen waren es im Jahr 2023. Etwa 80 Prozent der Besucher stammen aus dem Inland.
Titelfoto: Markus Scholz/dpa