Nachhaltig und barrierefrei: Sanierung der Hamburger Alsterschwimmhalle nähert sich dem Ende
Hamburg – Seit 2020 wird in Hamburgs größtem Schwimmbad, der Alsterschwimmhalle, gebohrt, gehämmert und gefliest. Langsam aber sicher soll die Baustelle bis zur Wiedereröffnung Ende November 2023 ein Ende finden. Geplant ist ein vielfach erweitertes Schwimm- und Sportangebot. Ein Rundgang auf der Baustelle hat den aktuellen Stand der Sanierungen gezeigt.
"Noch sind wir im Zeitplan und im Kostenrahmen", sagte Michael Dietel, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit vom Hamburger Bäderland, direkt zu Beginn des Presserundgangs am Donnerstag über die umfangreiche Sanierung der Schwimmhalle.
Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan (57, Bündnis 90/Die Grünen) ist sich sicher: "Mit der Fertigstellung der neuen Alsterschwimmhalle entsteht viel mehr, als nur ein Schwimmbad". Durch die vielfältigen Sportangebote wird ein Ort geboten, an dem sich alle wohlfühlen sollen.
Mit der Modernisierung soll nämlich ein inklusiver Ort entstehen. Ein- und Durchgänge sowie Umkleiden und Sanitäranlagen werden den neusten baulichen Standards entsprechen und durch Aufzüge, Rampen und Braille-Schrift auch für Rollstuhlfahrer und sehbehinderte Menschen zugänglich sein. Geplant ist also nur ein Eingang für alle.
Zusätzlich werde es auch barrierefreie Duschen und Kabinen geben, die genderneutral gehalten sind. Das heißt, auch ein Badegast, der sich weder als Mann noch Frau definiert, wird der Zugang zur Schwimmhalle erleichtert.
Vier Schwimmbecken in einem Gebäude
Mit den Bauarbeiten wird allerdings nicht nur die alte Schwimmhalle aus den 70er-Jahren renoviert, sondern auch ein weiteres Gebäude angebaut, das die Fläche des gesamten Bereichs deutlich vergrößert.
Laut Ingo Schütz, Projektleiter des Engineering Teams bei Bäderland Hamburg, wird mit dem neuen Konzept eine Schwimmhalle geschaffen, die etwa viermal so groß ist wie übliche Hallenbäder.
Neben dem ursprünglichen 50 Meter Becken, das erhalten blieb, aus Wettkampfgründen aber um zwei Zentimeter verlängert werden musste, entsteht im Neubau des Gebäudes noch ein weiterer Bereich mit einem 25-Meter- und einem Kursbecken.
Im Altbau wird außerdem ein separates Sprungbecken gebaut. Dadurch wird die bisherige Wasserfläche um mehr als ein Viertel auf insgesamt 2000 Quadratmeter vergrößert. Mit dieser architektonischen Umsetzung entstehen quasi zwei Schwimmbäder in einem Gebäude.
Mehr Platz im Wasser bedeutet auch mehr Badegäste. Mit der Neueröffnung werden rund 600.000 Gäste pro Jahr erwartet. Wegen der zentralen Lage werden auch viele Schulen und Vereine regelmäßig in der Schwimmhalle zu Gast sein.
Stichwort zentrale Lage: Auf Nachfrage von TAG24, ob das aktuell noch dürftige ÖPNV-Angebot mit der Neueröffnung erweitert wird, um eine gute Anbindung des Schwimmbads zu schaffen, entgegnete Dietel, dass das zwar gewünscht ist, aber noch nichts Konkretes dazu vorliegt. "Das Ziel ist es, mit der Alsterschwimmhalle ein überregionales Angebot zu schaffen" sagte der Pressesprecher. "Eine Bushaltestelle direkt vor der Tür wäre optimal."
Sportangebot und Badespaß für 80 Millionen Euro
Neben des Nassbereichs wird auch der Fitnessbereich ausgebaut. Besucher werden dort vom Gerätetraining, über Spinning-Kurse oder Cross-Fit-Training ein umfangreiches Sportangebot wahrnehmen können.
Natürlich kostet der ganze Umbau nicht wenig. Für die komplette Modernisierung von Hamburgs größtem Schwimmbad sind etwa 80 Millionen Euro angesetzt. Davon stammen 60 Millionen von der Seite des Hamburger Senats und zehn vom Bund. Weitere 10 Millionen steuert die Bäderland Gesellschaft selbst zu.
Jeder Cent, der seit den ersten Abrissarbeiten vor drei Jahren ausgegeben wurde, liegt wohl noch im Budget. Hamburg will im Gegensatz zu anderen Städten, Schwimmbadschließungen verhindern und nimmt deshalb gerne viel Geld in die Hand, um dieses denkmalgeschützte Großprojekt umzusetzen, heißt es vonseiten des Senats.
Kerstan selbst ist besonders stolz auf das Projekt: "Ich freue mich, die Alsterschwimmhalle in neuem Glanz erstrahlen zu lassen und damit das Schwimmangebot in Hamburg weiter zu vergrößern."
Wird die Alsterschwimmhalle Hamburgs nachhaltigstes Schwimmbad?
Mit der Modernisierung soll aber das Gefühl der 70er nicht ganz verloren gehen. Mit runden, roten Kacheln an den Wänden und hellblauen, rechteckigen Fliesen im Becken, die exakt nach Vorlage der Originalen angefertigt und gefärbt wurden, soll der damalige Look geschaffen werden.
Obwohl über einen kompletten Abriss des Gebäudes in der sechsjährigen Vorbereitungszeit nachgedacht wurde, war es nicht nur finanziell, sondern auch ökologisch betrachtet eine gute Entscheidung, das Hauptgebäude zu erhalten, so Schütz beim Baustellenrundgang gegenüber der Presse.
Denn auch das 50 Jahre alte Dach konnte dank seiner Robustheit unerwarteterweise erhalten bleiben. Nur die Dachschale musste erneuert werden. Auch die damalige futuristische Bauweise des Gebäudes bleibt bestehen. Die seit den 70ern einfach verglasten Fenster, erhalten nur eine neue wärmeisolierverglaste Fassade.
Nachhaltigkeit spielt bei der Modernisierung sowieso eine zentrale Rolle. Trotz des deutlich größeren Angebots an Wasserflächen, kann durch eine spezielle Anlagen- sowie Wassertechnik, Wärme und Energie zurückgewonnen und für den Energiekreislauf des Gebäudes erhalten bleiben. Aktuell wird davon ausgegangen, dass der Wärmeverbrauch ebenso hoch oder sogar geringer sein wird, wie bei dem bisherigen, kleineren Schwimmbad. Grundsätzlich wird das Schwimmbad aber weiterhin über Fernwärme geheizt. Etwas unklar bleibt also, inwiefern erneuerbare Energien bei der Betreibung der Schwimmhalle berücksichtigt werden können.
"Die Alsterschwimmhalle ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie gut der Erhalt denkmalgeschützter Substanz und eine zeitgemäße nachhaltige Nutzung zusammenpassen", erklärt Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien, dazu in der offiziellen Pressemitteilung.
Titelfoto: Bildmontage: Oliver Wunder/TAG24