Sechsjähriger will laufen lernen: 100.000-Euro-Operation soll Wunsch erfüllen
Hamburg - Der sechsjährige Hamburger Lukas Ortmann kam in der 26. Woche, drei Butterpäckchen schwer, als Frühchen auf die Welt. Nicht ohne Folgen. Er leidet an einer irreparablen bilateralen spastischen Zerebralparese und weiteren schwerwiegenden Einschränkungen. Eine kostspielige Operation soll Lukas bald das Leben erleichtern.
Da ihn seine Spastiken daran hindern, richtig laufen zu lernen und sicher zu stehen, soll nun eine Selektive Dorsale Rhizotomie (SDR) helfen.
Bis heute sei eine SDR-Operation das einzige Mittel, um die Spastizität bei Kindern mit Zerebralparese dauerhaft zu reduzieren, schreibt Lukas' Mutter Wiebke Ortmann in ihrem Spendenaufruf für den Eingriff auf gofundme.com.
Durch ihre intensive Unterstützung und diverse Institutionen in Deutschland und der Slowakei habe es der Sechsjährige in den vergangenen Jahren und Monaten geschafft, unerwartete Fortschritte zu erreichen, "die glücklicherweise fernab von ursprünglichen Prognosen sind".
So habe er gelernt, sich auf dem Boden zu drehen, in den Sitz zu kommen und am Walker zu gehen. Er besuche den Kindergarten, treffe sich mit Freunden.
Durch die Operation soll in Zukunft noch viel mehr möglich sein, auch wenn eine Heilung ausgeschlossen ist.
Lukas soll in den USA operiert werden
Operiert werden soll in den USA. Warum? "Ich glaube, dass das der beste Arzt ist", erklärte Ortmann gegenüber TAG24 im Gespräch.
"Dr. Park hat den Eingriff sozusagen erfunden. Er forscht auf dem Gebiet und hat mittlerweile auch mehr als 5000 Patienten in dem Bereich behandelt."
Sie habe Lukas zwar auch in einer deutschen Klinik vorgestellt, "aber manchmal ist es ja auch so ein bisschen das Bauchgefühl, das einen als Mutter leitet. Ich habe das Gefühl, dass er dort [Anm.d.Red.: in den USA] besser aufgehoben ist."
Und: "Ich finde, wenn man es von einer Koryphäe machen lassen kann (...), dann wäre es doch verwerflich zu sagen, man nimmt nicht den besten Arzt in Anspruch, den man finden kann."
Leider keine Leistung, die die Krankenkasse übernimmt. Rund 100.000 Euro benötige die Familie für Operation, Rehabilitation, Hilfsmittel, Unterkunft, Verpflegung und Flüge.
Das große Ziel: Dass Lukas nach den Sternen greifen darf
Wiebke Ortmanns Hoffnung ist, dass Lukas in Zukunft so selbst- und eigenständig wie möglich sein kann. Denn sie weiß, auch ihr Leben und damit auch ihre Unterstützung für ihren Sohn sind endlich. Ihr großes Ziel: Dass Lukas nach den Sternen greifen darf, unabhängig davon, wie unerreichbar sie zu sein scheinen.
Seine Mutter hilft ihm dabei. Keine leichte Aufgabe. "Es ist sehr anstrengend", räumte sie gegenüber TAG24 ein. "Aber daher, dass man es nicht anders kennt, hat man nicht den Vergleich und man darf auch nicht anfangen, das infrage zu stellen."
Sie sei sehr gut durchorganisiert und diszipliniert und übertrage das auch auf ihren Sohn.
Ob Lukas sich selbst durch seine multiplen Behinderungen eingeschränkt fühlt, könne Wiebke Ortmann nicht sagen. "Es ist bestimmt so, dass wenn man etwas nie hatte, kann man es wahrscheinlich nicht vermissen. Ich glaube, er ist noch in einem Alter/geistigen Entwicklungsstand, in dem man dieses aktive Vergleichen mit anderen Menschen noch nicht so anstellt."
Mit den Jahren kann sich das natürlich ändern. "Das wird bestimmt schwer. Aber da muss man ihn begleiten und ihm erklären, warum das so ist. Und natürlich bis dahin versuchen, dass er weiterhin auf einem positiven und guten Weg bleibt und vor allen Dingen diese Begeisterung für neue Entdeckungen, neue Bewegungen und neues Lernen behält."
Wer Familie Ortmann unterstützen möchte, findet unter gofundme.com weitere Informationen.
Titelfoto: gofundme/Wiebke Ortmann