"Man & Mining": Gefährlicher weltweiter Rohstoffabbau und seine Folgen für uns
Hamburg - Am 16. November eröffnet die Sonderausstellung "Man & Mining" im Hamburger "Museum der Arbeit". Bedrückende Bilder und nicht weniger aufwühlende Informationen erwarten den Besucher. Das erklärte Ziel der Ausstellung: die Asymmetrien des weltweiten Rohstoffabbaus und die konkreten Folgen für die Menschen im Globalen Süden mit einer Diskussion unseres eigenen Konsumverhaltens zu verbinden. TAG24 hat sich vor der offiziellen Eröffnung für Euch umgeschaut.
Besondere Aktualität erfährt die Ausstellung, die in Kooperation mit dem Weltkulturerbe Völklinger Hütte entstand, natürlich durch den kürzlich in die Schlagzeilen transportierte BMW-Skandal. Das Unternehmen soll Bestandteile für seine Elektro-Flotte aus einer Kobalt-Mine in Marokko beziehen, verdeutlichte Matthias Seeberg vom "Museum der Arbeit" am Mittwoch.
Der Fluss in einem dortigen Dorf weise nun extrem erhöhte Arsen-Werte auf. Außerdem steht der Vorwurf im Raum, dass die Mitarbeiter der Mine ungerecht behandelt werden. Kein Einzelfall, wie die Ausstellung zeigt.
Es geht um die Folgen für Menschen, Klima und Umwelt, die sich aus dem globalen Abbau von und mit dem Umgang mit Rohstoffen ergeben, erklärte Museums-Direktorin Prof. Dr. Rita Müller. "Es geht auch um die Fragen nach Gerechtigkeit und Verantwortung angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung, um steigende Konsumbedürfnisse - auch vor dem Hintergrund des Klimawandels und internationaler Krisen."
Thematisiert wird nicht nur der allgemein bekannte Kohle- oder Goldabbau. Dem Bitcoin-Schürfen widmet sich Danny Franreb mit mehreren Fotografien. Lisa Rave zeigt eine HD-Videoinstallation, die sich mit dem Element Europium auseinandersetzt, die für unter anderem für Farbdisplays für Smartphones genutzt wird.
Künstler zeigen Rohstoffabbau von Kohle bis Bitcoin
Bedrückend sind die Fotografien von dem Südafrikaner Pieter Hugo, der Schrotthalden in Ghana zeigt, auf denen der Elektromüll aus Europa unter gefährlichen Bedingungen weiterverwertet wird.
"Dabei wird beispielsweise die Plastikummantelung von Kupferkabeln verbrannt, um an das Metall zu kommen. Man kann sich vorstellen, dass dabei giftiger Rauch entsteht, der natürlich auch gesundheitsgefährdend ist."
Zu sehen ist unter anderem eine Porträt-Aufnahme eines ungeschützten Arbeiters namens Abdulai Yahaya, der unter diesen riskanten Bedingungen seinem Tagewerk nachgeht und David Akore mit seinen Kollegen im Hintergrund.
Potenziell ungesund ist die Installation "Rare Earthenware" (2015) von "Unknown Fields", ein nomadisches Design-Forschungsstudio, die drei schwarze Vasen zeigt. "Ein Paradebeispiel", so Mario Bäumer, Projektleiter der Ausstellung.
Im dazugehörigen Film wird dokumentiert, wie in China Seltene Erde abgetragen wird, die eine dreimal so hohe radioaktive Strahlung habe, wie unsere elektronischen Alltagsgegenstände. "Unknown Fields" haben toxischen Schlamm, ein Abfallprodukt bei der Gewinnung Seltener Erden, aus einem radioaktiven See in der Inneren Mongolei verwendet, um daraus die drei Vasen herzustellen.
Sorgen vor Strahlung müssen sich Besucher aber nicht. Die Exponate stehen unter einer Glashaube.
"Man without Mining"
Die Ausstellung hält unserer Konsumvorstellung den Spiegel vor. Der Besucher hat zum Ende der Ausstellung dann noch die Möglichkeit, das Gesehene im interaktiven Bereich "Man without Mining" zu reflektieren und über Fragen des persönlichen Konsums, der weltweiten Gerechtigkeit und über ein mögliches Leben ohne kritische Rohstoffe nachzudenken.
Dieser Raum entstand in direkter Kooperation mit der Körber-Stiftung, die auch die Ergebnisse einer von ihr in Auftrag gegebenen Forsa-Studie vorstellt, die ein bundesweites Meinungsbild zu unterschiedlichen Aspekten des Rohstoffverbrauchs und der Rohstoffversorgung abbildet.
Alle weiteren Informationen zur Ausstellung findet Ihr unter shmh.de.
Titelfoto: SHMH