50 Rettungswagen positionieren sich am Jungfernstieg: Das ist der Grund
Hamburg - Etliche Rettungswagen des nach eigenen Angaben größten privaten Rettungsdienstleisters Deutschlands "Falck" positionierten sich am Donnerstagnachmittag am Hamburger Jungfernstieg.
Wie das Unternehmen auf TAG24-Nachfrage erklärte, handelte es sich dabei nicht etwa um provisorische Vorbereitungen für das nahende Unwetter, sondern um eine Demonstration.
Organisator Hanno Schleumer erklärte TAG24 im Gespräch, warum ab 15.30 Uhr rund 150 Falck Mitarbeitern mit etwa 50 Autos durch die Stadt fuhren.
Hintergrund sei das 2019 geänderte Hamburger Rettungsdienstgesetz. Statt Konzessionen gibt es nun Rettungsdienstausschreibungen.
Um daran teilzunehmen, müsse man zum einen eine gemeinnützige Organisation sein und zum anderen im Hamburger Katastrophenschutz mitwirken.
Ersteres sei der Fall, so Schleumer. Auch eine Katastrophenschutz-Einheit sei vorhanden. Diese werde allerdings aus "fadenscheinigen" Gründen von der Innenbehörde nicht anerkannt.
"Da die Innenbehörde die Ausschreibung macht, bestimmen die eigentlich am Ende, wer in der Hamburger Notfallrettung mitmachen darf oder nicht. Und da wir die einzige private Organisation in Hamburg sind, fühlen wir uns da halt sehr diskriminiert."
Kollaps des Rettungsdienstsystems?
Aber nicht nur das. Wenn die neun von Falck betriebenen Rettungswagen wegfallen sollten, fehle Falck künftig auch die Grundlage für die Ausbildung zur Notfallsanitäterin und Rettungssanitäterin. Insgesamt 400 Auszubildende seien das pro Jahr.
"Und deswegen kämpfen wir nicht nur für uns, sondern für den Hamburger Rettungsdienst. Weil wir sagen, zukünftig wird das auch Auswirkungen auf den Krankentransport haben."
Es würden weniger Krankentransportwagen zur Verfügung stehen, was wiederum bedeute, dass "die Rettungswagen, die jetzt schon völlig überlastet sind, zusätzlich noch Krankentransporte fahren müssen und dadurch noch weniger Rettungswagen zur Verfügung stehen."
Jeder zweite Einsatz werde in Hamburg zu spät gefahren, so Schleumer weiter. "Das ist einfach so gravierend, dann neun Rettungswagen aus dem System rauszunehmen."
Auf die Straße gingen die Mitarbeiter nun, um vor dem Kollaps des Rettungsdienstsystems zu warnen und natürlich auch, um die Arbeitsplätze der Notfallsanitäter und der Azubis zu erhalten.
Titelfoto: Tag24/Madita Eggers