Deshalb dürfen die süßen Leoparden-Babys nicht für immer im Tierpark Hagenbeck bleiben
Hamburg - Am Donnerstagmorgen wurde für die im am 5. Oktober geborenen Leoparden-Babys im Hamburger Tierpark Hagenbeck das erste Mal die Klappe zum Außengehege geöffnet. Doch mehr als einen schüchternen Blick um die Ecke sahen die erwartungsvollen Besucher vom Nachwuchs nicht. Für Tierarzt Dr. Michael Flügger (55) kaum überraschend, wie er im Gespräch mit TAG24 verriet.
"Der Wechsel ins Außengehege ist ein großer Schritt für die Mama", sagte Flügger am Donnerstag. In erster Linie ginge es dem Muttertier um die Sicherheit ihres Nachwuchses.
Auch in ihrem natürlichen Lebensraum lebten die Raubkatzen mit ihren Jungen sehr versteckt: "Je nachdem, wo die Leoparden leben, gibt es vielleicht mal einen Bären, einen großen Raubvogel oder auch eine Riesenschlange. Es gibt viele, die in der Natur so ein Leoparden-Baby fressen würden."
Im Zoo seien es laut Flügger die Besucher, die den Tieren zunächst suspekt seien. Es müsse jetzt erst mal die Lage sondiert werden.
Bis die Jungen den ersten Schritt nach draußen wagen, könne gut eine Woche vergehen.
Die Leoparden-Babys im Tierpark Hagenbeck heißen Noori, Suresch und Anousha
Ein Baby war dann aber doch neugierig und lugte um die Ecke, lief dann aber schnell wieder zu Mama. Wie am Donnerstag bekannt gegeben wurde, heißen die zwei Jungen Noori und Suresch, das Mädchen Anousha. Ausgesucht wurden die Namen von den Tierpflegern in Abstimmung mit Dr. Flügger.
"Es wird dabei stets darauf geachtet, dass diese sich zumindest ein bisschen wie Namen aus ihren Herkunftsländern anhören. Wir hätten jetzt zum Beispiel keinen Carl genannt", so der Tierarzt.
In diesem Fall handelt es sich um nordchinesische Leoparden. Eine bedrohte Unterart der Raubkatzen, die Teil des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms ist.
"Den Vater haben wir aus einem Zoo in Korea importiert. Das ist völlig fremdes Blut für das europäische Erhaltungszuchtprogramm. Darum ist dieser Nachwuchs auch so wichtig", sagte Dr. Flügger gegenüber TAG24.
"Ein Riesenerfolg für den Tierpark Hagenbeck", betonte auch der Zoologische Direktor Dr. Guido Westhoff (54).
Züchtungen in Zoos seien für eine mögliche Auswilderung in der Zukunft wichtig
Tierarten in Zoos zu erhalten, sei vor allem für die Zukunft notwendig. "Wir haben die Hoffnung, dass wir irgendwann auch wieder geschützte Lebensräume in freier Wildbahn haben und die Tiere wieder rausbringen können", so Dr. Flügger.
Aktuell seien diese aufgrund von Wilderei, chinesischer Medizin und Abholzung stark begrenzt.
"Es laufen aber gegenläufige Bemühungen, sodass man vielleicht in 50 bis 100 Jahren Leoparden wieder auswildern kann, wenn es draußen zu wenige oder gar keine mehr gibt. Deswegen ist es auch so wichtig, eine genetisch gesunde Population in den Zoos zu erhalten."
Auch für ein im Zoo geborenes Tier sei eine Auswilderung möglich. "Es ist ein langer Prozess: Es ist jetzt nicht so, dass wir den Leoparden, der hier geboren ist, nehmen und der läuft dann einfach draußen rum", erklärte Dr. Flügger.
"Dafür ist er viel zu sehr an Menschen gewöhnt. Das läuft über mehrere Zwischenstufen in großen Gehegen, wo sie Schritt für Schritt vom Menschen entwöhnt werden."
Die Leoparden-Babys und der Tierpark Hagenbeck auf Instagram
Die Jungtiere werden nicht für immer im Tierpark bleiben
Die Leoparden-Babys hingegen müssen sich jetzt erst mal an die Besucher gewöhnen. Bisher haben sich die drei prächtig entwickelt und haben die "kritische Phase" bereits überwunden, was laut Dr. Flügger vor allem der Mutter zu verdanken ist: "Es ist der erste Wurf der Naoli und es ist echt erstaunlich gewesen, wie supercool sie das abgewickelt hat. Sie war immer ein eher nervöses Tier, aber seit sie die Babys hat, ist das alles weg."
Die Jungen werden aber nicht für immer im Tierpark Hagenbeck leben. "Leoparden sind entweder alleine oder paarweise unterwegs", erklärte der Tierarzt. Mit zwei, zweieinhalb Jahren werden sie dann auf andere Zoos verteilt.
Also noch genug Zeit, die Kleinen im Tierpark Hagenbeck zu bestaunen und im Außengehege in Aktion zu erleben.
Titelfoto: Götz Berlik