Von Martin Fischer
Hamburg - 2018 wurde die sogenannte Power-to-Heat-Anlage "Karoline" im Hamburger Karolinenviertel im Beisein des Bürgermeisters feierlich in Betrieb genommen.
Der 5,9 Millionen Euro teure Elektroheizkessel sollte bei einem Überangebot von Windstrom aus Schleswig-Holstein "grüne" Fernwärme erzeugen und so die Abschaltungen von Windkraftanlagen verringern, hieß es damals. Wie die Hamburger Energiewerke (HEnW) jetzt mitteilen, blieb "Karoline" seither jedoch weitgehend ungenutzt.
Schon beim Bau der Anlage sei klar gewesen, dass sie ohne eine Änderung der regulatorischen Rahmenbedingungen nicht wirtschaftlich zu betreiben sei, sagte Kirsten Fust, Technische Geschäftsführerin und Sprecherin der Geschäftsführung des städtischen Unternehmens. Deshalb habe "Karoline" seither lediglich als Notfallreserve gedient, um etwa beim Ausfall eines Heizkraftwerks die Wärmeversorgung sicherzustellen.
Durch einen neuen Paragrafen im Energiewirtschaftsgesetz habe sich die Lage jetzt geändert. "Unsere Power-to-Heat-Anlage 'Karoline' konnten wir dank der Reform des Energiewirtschaftsgesetzes endlich aus dem Dornröschenschlaf holen", sagte Fust.
"Karoline" soll zunächst mit 20 Megawatt Wärme produzieren
Der neue Paragraf sieht vor, dass die Übertragungsnetzbetreiber täglich für sogenannte Entlastungsregionen prognostizierte überschüssige Strommengen für den Folgetag ausweisen und den Teilnehmern von berechtigten Anlagen Strommengen zuteilen.
Obwohl die Anlage eine Leistung von 45 Megawatt habe, werde sie zunächst testweise nur mit 20 Megawatt Leistung eingesetzt. Rechnerisch könnten so 6700 Haushalte versorgt und jährlich bis zu 4000 Tonnen CO₂-Emissionen eingespart werden, teilte das städtische Unternehmen mit.
Forschungsprojekte wie Karoline zeigten, "dass wir für das Gelingen der Energiewende Weitsicht und einen langen Atem brauchen", sagte Fust. "Jetzt leistet die Wind-zu-Wärme-Anlage endlich ihren Beitrag zur Dekarbonisierung."