15 Fußballfelder Wald sollen für Autobahn & Häuser weg: "Unverantwortlich!"
Hamburg - Acht Hektar Wald sollen mitten in der Hansestadt für ein Neubaugebiet weichen. Der Naturschutzbund (NABU) Hamburg hält dagegen und hat 20.000 Unterschriften gegen die Abholzung des "Wilden Waldes" gesammelt. Am Donnerstag wurden die Stimmen symbolisch an den Senat übergeben.
"Wir haben einen dramatischen Verlust von Biodiversität und von Flächen, die Kohlenstoff speichern, hier in Hamburg, wie Moore, Wälder und Feuchtwiesen", erklärte Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg, bei dem Treffen am heutigen Donnerstag vor dem Hamburger Rathaus gegenüber unserer TAG24-Reporterin.
"Bei diesem Projekt haben wir eine Fläche von acht Hektar, die verloren geht. Dann haben wir den Ausbau der A1, bei dem sieben Hektar verloren gehen (das entspricht 15 Fußballfeldern, Anm. d. Red.), plus 40 Hektar Moorfläche für den Ausbau der A26 Ost. Da muss man einfach aufpassen, dass das nicht in die komplett falsche Richtung geht", ergänzte der Naturschützer und machte klar, dass solche Vorhaben in Zeiten der Klima- und Naturkrise "unverantwortlich und unzeitgemäß" seien.
Die rot-grüne Landesregierung hatte in ihrem Koalitionsvertrag eigentlich festgehalten, bis 2025 in jedem Bezirk mindestens eine neue Waldfläche entstehen zu lassen. Nun fänden sich dafür offenbar aber nirgendwo geeignete Flächen. Stattdessen würden grüne Rückzugsorte für Mensch und Natur nach und nach abgeholzt.
"Absurd" findet das der NABU Hamburg hinsichtlich umsichtiger und nachhaltiger Stadtentwicklungspolitik.
Für den Ausbau der A26 sollen 40 Hektar Moorfläche weichen:
20.000 Unterschriften, um "unverantwortliche" Planung zu stoppen
Durch die Aktion vor dem Rathaus am Donnerstag erhofft sich der NABU nun öffentliche Aufmerksamkeit, heißt es. "Natürlich erhoffen wir uns mit Blick auf die Politik, dass sie das wahrnimmt und zukünftig mit solchen sensiblen Flächen anders umgeht als bisher", appellierte der Vorsitzende.
Und was wäre die Konsequenz einer "Betonwüste" anstelle von Grünflächen? Die Bäume, die die Stadt Hamburg für die Kompensation von CO2 benötigt, fallen durch den Bau von Wohnungen weg. Gleichzeitig ist die im Beton gebundene sogenannte "graue Energie" sehr CO2-intensiv. Dies verschlechtert zunehmend die Klimabilanz in der Hansestadt.
"In einem stark verdichteten Stadtteil wie Wilhelmsburg braucht es natürliche Rückzugsräume für Tiere und Pflanzen. Ein natürlich aufgewachsener Wald ist zudem [...] ein wichtiger Lernort für Kinder, die in einem stark überformten und verdichteten Stadtteil wie Wilhelmsburg sonst kaum Möglichkeiten haben, mit Natur in Berührung zu kommen", lauteten die Worte von Frederik Schawaller aus dem Leitungsteam der ehrenamtlichen NABU-Gruppe Süd.
Um die unzeitgemäße Planung zu stoppen, hat der NABU 20.000 Unterschriften gesammelt, um diese an Hamburgs ersten Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher (57, SPD) zu übergeben. Stellvertretend wurden die Stimmen Dr. Katharina Schütze überreicht.
Außerdem stellt der NABU die Forderung der Erarbeitung eines neuen Konzepts für den "Wilden Wald". Wünschenswert wäre ein Schutzwald für das Lokalklima als Luftfilter oder als Natur-Erlebnisort, an dem die Waldentwicklung hautnah erlebt werden kann.
Titelfoto: Alice Nägle/TAG24