Gruselige Gestalten versetzen Wacken-Festival in Endzeit-Stimmung
Wacken - Lauf weg, so schnell du kannst! Das ist wohl der erste Gedanke vieler, die das "Wasteland" auf dem Wacken-Festival betreten.
Ausgebrannte Autos, stapelweise Totenschädel und rostige Statuen sind links und rechts des Weges aufgebaut, dazwischen tummeln sich die "Wasteland Warriors": Ein Mann im blutbespritzten Fleischerkostüm, zwei bis an die Zähne bewaffnete Amazonen, daneben ein Samurai mit Gasmaske.
Seit sechs Jahren ist die postapokalyptische Kulisse der internationalen "Wasteland"-Truppe fester Bestandteil auf dem Gelände des Heavy-Metal-Open-Airs im schleswig-holsteinischen Wacken.
Sie beschreiben sich selbst als Kostümkünstler. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt: Indianerfederschmuck, Handgranaten, Ritterhelme, zerrissene Kettenhemden, Tierfelle ...
Die einzige Vorgabe: Jeder muss sich sein eigenes Kostüm basteln und darf keine Figur aus einem Film oder einem Comic darstellen.
Unter dem Samurai mit Gasmaske verbirgt sich der Chef der Warriors, Joe Neuvieme. An seinem Samuraikostüm hat der 35-Jährige über zwei Wochen lang täglich zehn Stunden gearbeitet.
Dass es die knapp 70-köpfige Gruppe gebe, sei überhaupt nicht geplant gewesen, erzählt er, während er sich die Rüstung anzieht.
Viele Besucher kommen wegen der Kulissen und Kostüme
Der 35-Jährige war schon lange von Endzeitszenarien fasziniert, hatte aber mit Rollenspielen oder Ähnlichem gar nichts am Hut.
Vor sieben Jahren begann er, sich entsprechende Kostüme zu basteln. Immer mehr Leute sprachen ihn darauf an. So bildete sich ein Grüppchen.
Kurze Zeit später wurden sie von den Wacken-Veranstaltern angesprochen.
"Viele Leute erzählen uns, dass sie gar nicht mehr wegen der Musik nach Wacken kommen, sondern wegen unserer Kulissen und Kostüme", sagt Neuvieme.
Auch außerhalb des Festivals haben sich die Kostümkünstler einen Namen gemacht und arbeiten mit Videoproduktionen oder Computerspielfirmen zusammen.
Wenn Joe nicht gerade Kostüme designt, ist er Grafiker.
"In unserer Gruppe gibt es von der Reinigungskraft bis zum Chirurgen alles".
Inzwischen seien richtig gute Freundschaften entstanden, erzählt auch Markus. Er tritt bei den "Wasteland Warriors" als Cagefighter auf, im wirklichen Leben ist er Krankenpfleger.
"So wie die meisten von uns höre ich gar keine Metalmusik. Aber die Gemeinschaft hier ist so toll."
Titelfoto: dpa/Axel Heimken