Zerstört Supermarkt auf Gelände das Wacken-Festival, wie es bisher war?

Wacken - Die Geschichte vom kleinen Dorf Wacken, das vom großen Heavy-Metal-Festival "Wacken Open Air" profitiert, ist legendär. Jetzt hat eine Supermarktkette einen Laden auf dem Festivalgelände eröffnet. Ist der Reibach für das Dorf nun vorbei?

Festival-Besucher tragen ihre Einkäufe aus dem Supermarkt zum Zelt.
Festival-Besucher tragen ihre Einkäufe aus dem Supermarkt zum Zelt.  © dpa/Axel Heimken

Die Schlange zieht sich schon am Vormittag über den gesamten Platz vor dem neuen Supermarkt.

Die Kette Kaufland ist erstmals mit einer Filiale direkt auf dem Festivalgelände dabei, dem "Metal Markt". Andere Festivals haben bereits vorgemacht, wie es geht.

Die Preise sind die gleichen wie in jeder anderen Filiale, das Sortiment hingegen ist speziell auf die Wackinger zugeschnitten: Dosenravioli, Jack Daniels, Eiswürfel, überlange Strohhalme und Grillfleisch haben deutlich prominentere Plätze als in anderen Märkten.

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"Der Markt musste bislang schon zweimal kurzzeitig wegen Überfüllung geschlossen werden", erzählt der Projektleiter der Filiale, Stefan Wachholz.

Unter anderem dafür gebe es bis zu zwölf Sicherheitsleute.

Die Besucher sind angetan.

Supermärkte im Ort rechnen fest mit Festival-Besuchern

Der Ansturm auf den "Metal Markt" ist so groß, dass sich eine lange Schlange vor dem Supermarkt auf dem Wacken-Gelände bildet.
Der Ansturm auf den "Metal Markt" ist so groß, dass sich eine lange Schlange vor dem Supermarkt auf dem Wacken-Gelände bildet.  © dpa/Axel Heimken

"Das Einkaufen hier geht ratzfatz, der Ort ist so weit weg von den Campingplätzen", sagt Olli, während er kistenweise Einkäufe aus dem Laden trägt.

Der Markt sei "sehr praktisch", findet auch Enrico. Den Großeinkauf für das Festival hätten er und seine Freunde zwar schon vorher gemacht, aber so müsse man für Besorgungen zwischendurch nicht in den Ort.

Vor dem kleinen Edeka-Supermarkt an der Wackener Hauptstraße bilden sich keine Schlangen. Im Inneren des Ladens gibt es zwar schon am Donnerstagvormittag leere Regale.

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Den großen Ansturm wie in den vergangenen Jahren scheint es bislang aber noch nicht gegeben zu haben. Der Inhaber möchte sich dazu nicht äußern.

Auch die beiden großen Supermärkte am Ortsrand, Edeka und Netto, an deren Parkplatz für viele der Wacken-Aufenthalt beginnt, wollen nichts sagen.

Klar ist aber: Sie rechnen fest mit der schwarzgekleideten Kundschaft, schon am Eingang werden Campingutensilien angeboten, die Netto-Verkäufer tragen "Wacköön"-Shirts. Vor dem Laden wurde eine Lounge aufgebaut.

Wacken: Kommerz-Vorwürfe kommen regelmäßig auf

In den Vorjahren konnten die Wacken-Besucher nur im Ort einkaufen. Es bildeten sich lange Schlangen wie hier vor einem Edeka.
In den Vorjahren konnten die Wacken-Besucher nur im Ort einkaufen. Es bildeten sich lange Schlangen wie hier vor einem Edeka.  © dpa/Axel Heimken

Dass das Dorf mitfeiert und mitverdient, gehört - neben dem Clash der Kulturen - zum Kultstatus rund um Wacken. Das funktioniert aber nur, solange die Besucher das Festivalgelände nordwestlich von Itzehoe und Hamburg zwischendurch auch mal verlassen müssen.

Davon, dass sie dem 1800-Seelen-Ort die Geschäfte wegnehmen, möchte Kaufland nichts wissen: "Wir sind nur eine Ergänzung während des Festivals", sagt Wachholz.

Den Veranstaltern des "Wacken Open Air" wird seit Jahren vorgeworfen, dass sie sich von ihren Wurzeln entfernt haben und zunehmend nach Kommerz streben.

"Das 'Wacken Open Air' ist Jahr für Jahr gemeinsam mit seinen Fans zu dem geworden, was es heute ist", sagt der Sprecher des Veranstalters, Gunnar Sauermann. Es sei einfach nicht möglich, es jedem recht zu machen.

Das Geschäft sei besser als erwartet, sagt einer, der es wissen muss. Justin parkt mit seinem Kettcar vor dem Edeka an der Hauptstraße. Der 17-Jährige fährt seit sechs Jahren die Einkäufe der Festivalbesucher, manchmal auch die Metalheads selbst, bis zum Eingang des Geländes. Natürlich seien die Befürchtungen groß gewesen, als sie von der Eröffnung des "Metal Markts" hörten.

Bislang laufe es aber recht gut, ohnehin sei jedes Jahr unterschiedlich. "Es ist nach wie vor sehr gutes Geld, für das, was wir machen."

Titelfoto: dpa/Axel Heimken

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