Streik der Kaffeeverleserinnen im Hamburg Dungeon: "Wir scheißen aufs herrschende Rollenbild!"

Hamburg - Passend zum Weltfrauentag am 8. März widmet das Hamburg Dungeon die erste der drei saisonalen Sondershows 2024 der ersten echten Frauenrevolution in Hamburg, über die man nur sehr wenig in den Geschichtsbüchern findet. Dabei war der Aufstand der Kaffeeverleserinnen 1896 der Auslöser für den historisch viel mehr beachteten Hafenarbeiterstreik noch im selben Jahr.

Alle Shows im Hamburg Dungeon beruhen auf wahren historischen Ereignissen in der Hansestadt, die mindestens hundert Jahre in der Vergangenheit liegen. Dabei recherchiert das Team nicht nur, sondern baut auch die Kulissen selbst.
Alle Shows im Hamburg Dungeon beruhen auf wahren historischen Ereignissen in der Hansestadt, die mindestens hundert Jahre in der Vergangenheit liegen. Dabei recherchiert das Team nicht nur, sondern baut auch die Kulissen selbst.  © Tag24/Madita Eggers

Tatsächlich war genau das Gebäude in der Hamburger Speicherstadt, in dessen Räumen sich heute unter anderem das Dungeon angesiedelt hat, damals ein Kaffeespeicher.

Direkt unterm Dach - im Sommer bei brütender Hitze - mussten die Arbeiterinnen auf den sogenannten Verleseböden bis zu elf Stunden am Tag, sechs Tage die Woche, Kaffeebohnen per Hand sortieren.

"Ein großes Problem in der Speicherstadt waren zudem die sanitären Anlagen. Um Platz zu sparen, hat man die Klos auf Podeste in die Treppenhäuser gebaut. Und teilweise waren die Kaffeespeicher für über 300 Kaffeeleserinnen ausgelegt", erklärte Historiker Ralf Lange vom "Speicherstadt Museum" am Dienstag bei der Premiere der Show.

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Zusätzlich zu den miserablen Arbeitsbedingungen waren die Frauen der Willkür der männlichen Aufseher ausgesetzt. "Das war ein schlecht bezahlter Anlernberuf und damit ein damals typischer Job für Mädchen aus der Unterschicht, die zum Familienunterhalt beitragen sollten", so Lange. Treu dem Klischee: Frauen müssten ja eh keinen richtigen Job erlernen, weil sie sowieso bald "weg geheiratet" werden.

"Wenn eine Frau nicht richtig sortiert hatte, dann wurde das moniert und vom Lohn abgezogen, aber wenn sie besonders hübsch war - das haben Protokolle des Streiks erbracht - dann hat man das auch mal durchgehen lassen", so der Historiker weiter. "Das alles führte dazu, dass 1896 die Kaffeeverleserinnen gestreikt haben."

Der Aufstand der Kaffeeverleserinnen sorgte 1896 für aufgebrachte Streiksituationen auf Hamburgs Straßen. Und das nicht nur in der Speicherstadt, sondern auch in Stadtteil Altona und in der Nähe des heutigen Rödingsmarkt.
Der Aufstand der Kaffeeverleserinnen sorgte 1896 für aufgebrachte Streiksituationen auf Hamburgs Straßen. Und das nicht nur in der Speicherstadt, sondern auch in Stadtteil Altona und in der Nähe des heutigen Rödingsmarkt.  © Hamburg Dungeon / Anna-Lena Ehlers
Lara Bruder, Schauspielerin am Hamburg Dungeon, ist das Gesicht der Show "Aufstand der Kaffeeverleserinnen".
Lara Bruder, Schauspielerin am Hamburg Dungeon, ist das Gesicht der Show "Aufstand der Kaffeeverleserinnen".  © Hamburg Dungeon / Anna-Lena Ehlers

Hamburg Dungeon: "Thema Gleichberechtigung und Unrecht ist heute gerade in der Arbeitswelt immer noch aktuell!"

Die wütende Kaffeeverleserin (Lara Bruder) hält ein Glas voll Kaffeebohnen in der Hand, die innerhalb von Sekunden sortiert werden müssen, sonst drohen willkürliche Lohnabzüge.
Die wütende Kaffeeverleserin (Lara Bruder) hält ein Glas voll Kaffeebohnen in der Hand, die innerhalb von Sekunden sortiert werden müssen, sonst drohen willkürliche Lohnabzüge.  © Tag24/Madita Eggers

Genau an diesem historischen Moment setzt die neue Sondershow ein: Eine wütende Kaffeeverleserin (gespielt von Lara Bruder) bereitet die Dungeon-Besucher auf den anstehenden Streik vor.

"Wir sind viele, wir sind wild. Wir scheißen aufs herrschende Rollenbild!", ruft sie und animiert alle zum Nachsprechen der Parolen, bei all den willkürlichen Strafzahlungen bliebe wortwörtlich nichts mehr zum Leben übrig.

"Das Thema Gleichberechtigung und Unrecht ist heute gerade in der Arbeitswelt immer noch aktuell", sagte Miriam Wolframm (42), General Managerin des Hamburg Dungeon, gegenüber TAG24.

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"Als wir dann bei unseren Recherchen auf die Frauenrevolution gestoßen sind - also Frauen als Speerspitze der Bewegung - wollten wir den Hamburger:innen das unbedingt zeigen." Gerade auch im Hinblick auf den Weltfrauentag am 8. März.

"Das ist ein Thema, das nicht wirklich in den Geschichtsbüchern stattfindet. Über den Hafenarbeiterstreik 1896/97 gibt es hingegen ganz viel Material, dass der Auslöser dafür aber der Streik der Frauen war, darüber findet man nur wenig".

Die Zusatzshow "Der Aufstand der Kaffeeverleserinnen" läuft vom 1. März bis einschließlich 30. April im Hamburg Dungeon. Mehr Informationen und Tickets unter thedungeons.com.

Titelfoto: Hamburg Dungeon / Anna-Lena Ehlers

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