"Clubwochen": Neues Festival soll Live-Kultur aus der Krise holen
Hamburg - Im April veranstaltet das "Clubkombinat" zum ersten Mal die "Clubwochen" in Hamburg, um auf die aktuellen Herausforderungen der Live-Kultur aufmerksam zu machen und die Menschen wieder zurück in die Clubs zu holen.
Bereits seit 2004 setzt sich der Verein für eine starke Live-Kultur ein. Zum Finale der Kampagne "Mehr Live, Mehr Life" stellten die Veranstaltenden jetzt die "Clubwochen" vor, die vom 15. bis 26. April mit insgesamt acht Events einen Blick hinter die Kulissen der Hamburgs Clublandschaft zulassen.
"Die Musikindustrie macht es kleinen und mittelständischen Betrieben und Künstler:innen nicht so einfach", weiß "Clubkombinat"-Vositzende Anna Lafrentz. Hinzu komme, dass sich viele Clubs nach den Schließungen und personellen Veränderungen durch die Corona-Pandemie noch immer nicht erholt hätten.
Ein Clubmonitoring unter den Mitgliedern, darunter etwa der Jazzclub Birdland und das UWE im Klubhaus St. Pauli, habe genau das noch einmal bestätigt.
"Das öffentliche Bild, dass das Live-Business wieder boomt, stimmt mit dem kleineren niedrigpreisigeren Clubsegment nicht überein", erklärt Thore Debur, Geschäftsführer des "Clubkombinats". Um kein weiteres Risiko einzugehen, würden viele Betreiber und Betreiberinnen Shows mit Newcomern zunehmend meiden. "Das ist der eigentliche Tsunami, der gerade über die Clublandschaft fegt: Der Wegbruch der Künstler:innen, die noch kein Publikum mit sich bringen und damit die Talente von morgen."
Auch darauf sollen die Clubwochen aufmerksam machen. Der Appell ist klar: "Leute, geht wieder in die Clubshows!"
Musikerin Älice über Live-Kultur: "Das ist nicht nachahmbar"
"Wir wollen die Besuchenden rausholen von ihrem Sofa, auf die Tanzflächen oder an den Tresen", fasst es Anna Lafrentz noch einmal zusammen. Denn: "Livemusik begeistert und verbindet Menschen. Musikalische Erlebnisse geben uns das Potenzial, Gemeinsamkeiten zu entdecken, statt vermeintliche Unterschiede."
Werbegesicht der Kampagne ist die Musikerin Älice, die die Notwendigkeit der Live-Kultur auch aus Sicht der Künstler:innen betont: "Man schafft gemeinsame Erlebnisse, die in Erinnerung bleiben. Social Media hin oder her – aber das wirkliche Herzflattern überträgt sich auf die Leute und das ist nicht nachahmbar."
Wer bei den Clubwochen dabei sein möchte, sollte aber schnell sein: Denn zwei der Veranstaltungen – ein Beatles-Walk und der Kinoabend "Hamburg Calling" – sind bereits ausverkauft.
Geplant sind außerdem die Podiumsdiskussion "Quo Vadis Clubkultur" am 15. April (19 Uhr) im Molotow und eine Schiffstour zu den drei schwimmenden Musikclubs der Hansestadt am 18. April (18 Uhr).
Weitere Infos zu dem Programm der Clubwochen gibt es hier. Wenn das Format weiter so gut angenommen wird, wie es sich aktuell bereits abzeichnet, soll es 2025 eine Neuauflage geben.
Hamburger Clubs wie das "Molotow" stehen vor dem Aus
Der gekündigte Mietvertrag des Reeperbahn-Clubs "Molotow" hatte die Diskussion um das Hamburger Clubsterben vor einigen Monaten noch einmal neu angestoßen. Den Betreibern wurde kurzerhand gekündigt, da das Gebäude abgerissen und durch ein Hotel ersetzt werden soll.
Ein ähnliches Schicksal traf auch die Clubs Fundbureau, Waagenbau und die Astra-Stube, die zu Beginn des Jahres wegen eines geplanten Neubaus an der Sternbrücke weichen mussten.
In allen Fällen gingen Hunderte Menschen auf die Straße.
Auch aus der Hamburger Bürgerschaft gab es Rückenwind. "Clubs sind Teil unseres Kulturlebens", erinnerte etwa Kultursenator Carsten Brosda (49, SPD).
Titelfoto: Clubkombinat, TAG24 (Bildmontage)