Schanzenviertel trauert um Claudio: Kult-Straßentänzer am Schanzenpark verstorben
Hamburg - Das Hamburger Schanzenviertel trägt Trauer. Am 22. Oktober verstarb Claudio, alias Michael Jackson (†44), wohnungslos auf seinem Schlafplatz am Schanzenpark.
Das Straßenmagazin "Hinz&Kunzt" widmete dem Verstorbenen am Mittwoch einen ganzen Artikel und erzählte von dem traurigen Fall mitten in Hamburgs Kultiviertel. Nicht das erste Mal, dass ein Wohnungsloser viel zu jung sterben musste.
Die Anteilnahme auf der Schanze sei groß, heißt es. Am S-Bahnhof haben Anwohner sogar eine Gedenkstätte für den leidenschaftlichen Tänzer errichtet. Kerzen und Blumen schmücken den kleinen Platz hinter dem dortigen Corona-Testzelt.
Nicht erst jetzt sei die Fürsorge groß. Schon zu seinen Lebzeiten hätten sich Nachbarn um den 44-Jährigen gekümmert, ihm Essen gebracht und Kleidung.
Ein User erinnert sich auf Twitter: "#Claudio war einer freundlichsten Menschen ever. Er hat so vielen ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Mit ihm nicht über ihn. Er lebte in seiner eigenen Welt mitten unter uns. Tanzte Moonwalk, Break und wenn er fand es könnte alles besser laufen hat er halt den Verkehr geregelt." (Rechtschreibung übernommen)
Die Todesursache sei unklar, schreibt Hinz&Kunzt. Die Staatsanwaltschaft habe eine Obduktion zur Klärung der Todesumstände veranlasst.
Über den Tod des Obdachlosen berichtet wurde bislang kaum. Kein Skandal ausgerufen. Haben sich Hamburger etwa inzwischen daran gewöhnt, dass Wohnungslose in jungen Jahren in ihrer Stadt versterben? Das fragt Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer.
"Wo bleibt der Aufschrei? Wir dürfen nicht zulassen, dass das Sterben auf der Straße als Normalität angesehen wird!"
Trauer um Claudio auf Twitter
16.05 Uhr in Hamburg: Claudio stiehlt Michael Jackson die Show
Tänzer Claudio rockt die Sternschanze
Auf Twitter wird zwar nicht geschrien, aber Anteilname genommen. Auch wenn nur im kleinen Rahmen. Ein Denkmal gibt es für den tanzenden Claudio bislang zwar nicht, dafür aber zahlreiche Videos seiner leidenschaftlichen Performances, mit denen er sich wohl selbst eines gebaut hat. Ruhe in Frieden, Claudio.
Titelfoto: Twitter/Screenshot/SchanzEinlage, Screenshot/YouTube/Nick Heymann