NDR-Filz: Profitierten Ehemann und Töchter der Hamburger Funkhaus-Direktorin vom NDR?
Hamburg - Der Ruf des Norddeutschen Rundfunks (NDR) bröckelt. Immer mehr Vorwürfe werden laut. Nun steht auch NDR-Funkhaus Hamburg Leiterin und Fernsehchefin Sabine Rossbach (63) in der Kritik. Hat ihre Familie von ihrer Position profitiert?
Der Business Insider wirft der 63-Jährigen genau das vor.
Der älteren Tochter Anna Hesse gehört die PR-Agentur "hesse und hallermann". Ihre Kunden konnte sie zwischen 2014 und 2019 erfolgreich im Programm des NDR platzieren, berichtet das Magazin. Zufall? Das glaube eine NDR-Journalistin nicht. "Das ist Filz" (Vetternwirtschaft), wird sie zitiert.
Die PR-Agentur wehrte sich gegen die Anschuldigungen in einer Stellungnahme: "Ihr Vorwurf, die Agentur hesse und hallermann PR hätte von einer 'familiären Verbindung profitiert', die im Übrigen jederzeit hinlänglich bekannt war, trifft nicht zu."
Rossbachs jüngere Tochter, die namentlich nicht genannt wird, habe sich eine der begehrten festen Stellen bei NDR Kultur geangelt. Und das trotz einer anderen qualifizierteren Bewerberin, heißt es laut einer NDR-Mitarbeiterin.
Eine NDR-Sprecherin weise das zurück. Die Stellen würden an diejenigen gehen, die am besten dafür geeignet seien.
Unnötiger Musikberater beim NDR?
Dieter Petereit, der Ehemann der Funkhauschefin, sei vom Sender mit einem üppigen Beratervertrag versehen worden. Als "Musikberater" der "Regionalwelle Niedersachsen" habe er laut "Bild"-Zeitung bis zu 50.000 Euro im Jahr verdient. Trotz eigenem Musik-Chef, so "Business Insider".
Den Vorwurf der Vetternwirtschaft wollte sich der NDR im August nicht gefallen lassen.
"Dieter Petereit ist seit vielen Jahren ein angesehener Musikberater und als solcher sowohl bei privaten als auch bei öffentlich-rechtlichen Sendern bekannt. NDR 1 Niedersachsen-Musikchef Henry Gross hatte Dieter Petereit wegen seiner besonderen Kompetenzen als Berater für die Modernisierung des Musikangebotes von NDR 1 Niedersachsen 2018 ausgewählt", heißt es in einer Stellungnahme des Senders.
Der Einsatz von externen Musikberatern bei Radiowellen sei branchenüblich.
Konsequenzen im Landesfunkhaus Schleswig-Holstein
Der "Business Insider" vermutete bereits vor Tagen, dass es beim NDR in Kiel eine Art Filter durch die Vorgesetzten in der Redaktion geben könnte. Daraufhin leitete der unabhängige Landesrundfunkrat Schleswig-Holstein eine Prüfung ein.
Chefredakteur Norbert Lorentzen (58), und die Politik-Verantwortliche Julia Stein (50) hätten darum gebeten, bis auf Weiteres von ihren bisherigen Aufgaben im Landesfunkhaus Schleswig-Holstein entbunden zu werden.
Der Landesfunkhausdirektor Volker Thormählen nahm für einen Monat unbezahlten Urlaub.
Titelfoto: IMAGO / Future Image