"Mr. Kris" in einer Doppelrolle: Vormittags Lehrer, abends Musical-Star
Hamburg - Passend zu seiner aktuellen Rolle als Heldentrainer Phil im Musical "Hercules" steht Kristofer Weinstein-Storey (47) nicht nur fast jeden Abend auf der Bühne des "Stage Theater Neue Flora", sondern unterrichtet auch als Lehrer für Englisch, PGW und (natürlich) Theater an der Stadtteilschule Altona. TAG24 durfte ihn und zehn seiner Zwölftklässler einen Nachmittag lang begleiten und Einblicke in einen eher ungewöhnlichen Arbeitsalltag gewinnen.
Vor allem in einen sehr vollgepackten Terminkalender: "Klar habe ich viel zu tun, aber glücklicherweise habe ich in meiner Schul- und Theaterleitung zwei Leute, die sehr entgegenkommend sind und ich so meine Arbeitszeit flexibel gestalten kann", so "Mr. Kris" im Interview mit TAG24.
Neben seiner Arbeit als Musical-Darsteller und Choreograf hatte sich der gebürtige US-Amerikaner 2013 dafür entschieden, noch einmal zu studieren.
"Damals habe ich darüber nachgedacht, was ich noch machen kann, denn auch wenn ich durchgehend im Theater gearbeitet habe, habe ich schon realisiert, dass man sich jedes Jahr von Vertrag zu Vertrag neu bewerben muss und der Job keine sichere Bank ist."
Dafür aber seine Leidenschaft und genau diese will "Mr. Kris" mit seinem 2021 an der Universität Hamburg erworbenen Master of Education nicht nur an das Theater-Publikum, sondern auch an seine Schüler weitergeben: "Sie ist das A und O, egal, welches Fach du unterrichtest, ohne kannst du sehr schlecht etwas vermitteln!"
Und seine Mühen scheinen anzukommen: Im TAG24-Gespräch lobten die Schüler vor allem sein Engagement und seine stetig gute Laune. Aber auch die Möglichkeiten, die er ihnen bietet: "Wir gehen oft ins Theater und wir lernen etwas über Theaterformen, von denen ich noch nie gehört habe", zeigte sich Finn Mika Hasubski (18) begeistert.
Schulleiterin: "Die Zukunft verlangt von unseren Kindern ganz andere Skills als Mathe und Deutsch!"
Von seiner Rolle bei "Hercules" habe "Mr. Kris" seinen Schülern relativ spät erzählt, sie dann aber sehr zur Freude der Klasse zur Generalprobe eingeladen. "Und das war einfach nur krass überwältigend, weil er schauspielert ja nie für uns, wir müssen immer schauspielern", schilderte Finn seine Eindrücke.
Am gestrigen Donnerstag durfte die 12A ihren Lehrer dann noch einmal live auf der Bühne erleben und vorher sogar selbst im offiziellen "Hercules"-Probenraum eine einstudierte Szene spielen. "Jetzt habt ihr mal in einem echten Theater gespielt", so der Phil-Darsteller danach stolz.
Genau solche Möglichkeiten für die Kinder seien es, die nicht nur "Mr. Kris" vollstes Engagement unterstreichen, sondern auch die allgemeine Kooperation der Stadtteilschule Altona mit Stage Entertainment ausmachen würden, wie Schulleiterin Andrea Lüdtke gegenüber TAG24 betonte.
"Wir setzten uns als Kultur-Schule das Ziel, zu sagen: Jedes Kind hat Talente und jedes Kind kann außerhalb des Lehrplans etwas und wir müssen diese Talente finden und fördern." Gerade im Fall von "Mr. Kris" sei es so, dass es seine flexible Teilzeitstelle nicht nur erlaubt, sondern sich bewusst dafür entschieden wurde.
"Die Zukunft verlangt von unseren Kindern ganz andere Skills als Mathe, Deutsch und Englisch. Es ist unsere Aufgabe, die Kinder auf eine ungewisse Zukunft vorzubereiten und ihnen deswegen Kompetenzen mitzugeben, wie sie Leben kreativ gestalten können", so die Schulleiterin.
"Denn auch das ist Aufgabe von Schule, aber das können wir gar nicht alleine, weil wir auf die Fächer spezialisiert sind. Und deswegen braucht es solche Kooperationen viel mehr!"
Titelfoto: Montage: TAG24/Madita Eggers, Disney Stage Entertainment