Kiez hilft Kids: Geschwister mit Figur auf Reeperbahn geehrt

Hamburg - Kareem Ahmed kennt im Hamburger Stadtteil St. Pauli (fast) jeder. In den vergangenen Jahren lag seine Bekanntheit weniger an seiner Zeit als Rapper ("Reeperbahn-Kareem"), als an seinem sozialen Engagement für Kinder und Jugendliche: Zusammen mit seiner Schwester Nassy Ahmed-Buscher hat er 2021 die "Silbersack Hood Talentförderung" gegründet. Zu Ehren der Geschwister hat Fotograf Andreas Muhme eine Figur für den "Artwalk" auf der Reeperbahn entworfen.

Kareem Ahmed und Nassy Ahmed-Buscher vor ihren Doppelgängern im Comic-Stil. 2021 gründetet die beiden die "Silbersack Hood Talentförderung" extra nicht als Verein, sondern als gemeinnütziges Unternehmen: "Wir wollten es familiär halten, denn da wissen wir, dass wir uns aufeinander verlassen können und wir immer das Beste füreinander wollen."
Kareem Ahmed und Nassy Ahmed-Buscher vor ihren Doppelgängern im Comic-Stil. 2021 gründetet die beiden die "Silbersack Hood Talentförderung" extra nicht als Verein, sondern als gemeinnütziges Unternehmen: "Wir wollten es familiär halten, denn da wissen wir, dass wir uns aufeinander verlassen können und wir immer das Beste füreinander wollen."  © Tag24/Madita Eggers

Im Comic-Stil stehen die beiden jetzt an der Ecke Reeperbahn/Hein-Hoyer-Straße, nicht weit entfernt vom Sportplatz an der Silbersackstraße, der nicht nur namensgebend war, sondern auf dem vor drei Jahren auch alles angefangen hat.

Eigentlich wollte Kareem in der Coronazeit jungen Menschen in St. Pauli durch Outdoor-Sporttraining "nur" ein Stück Normalität und Selbstbewusstsein wiedergeben, doch dann ist – "Zack, zack", wie Nassy es gegenüber TAG24 beschreibt – alles sehr schnell viel größer geworden.

Was nicht zuletzt an der bereits vorhandenen Bekanntheit ihres Bruders gelegen hätte.

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Inzwischen bieten die beiden regelmäßige Sport-, Kultur- und Bildungsangebote für Kids und junge Erwachsene an und haben ein Team aus über 60 Mitarbeitern – nur fünf davon würden mit ihrer Arbeit Geld verdienen, alle anderen sind Ehrenämter.

Ein Beweis dafür, wie wichtig das Projekt von allen empfunden wird. "Wir kriegen eigentlich nur positive Rückmeldungen und sind wahnsinnig gewachsen in den letzten drei Jahren". Gerade die Anerkennung als offizieller Träger der Kinder- und Jugendhilfe mache die beiden sehr stolz, so Nassy.

Seit 2017 schmückt der Artwalk aus inzwischen 15 (lebensgroßen, 2D) Figuren von verschiedenen Persönlichkeiten, die jede auf ihre Weise St. Pauli geprägt haben, den Hans-Albers-Platz, die Reeperbahn, die Große Freiheit und in Teilen auch den Beatles-Platz. Der Artwalk steht noch bis September auf St. Pauli.
Seit 2017 schmückt der Artwalk aus inzwischen 15 (lebensgroßen, 2D) Figuren von verschiedenen Persönlichkeiten, die jede auf ihre Weise St. Pauli geprägt haben, den Hans-Albers-Platz, die Reeperbahn, die Große Freiheit und in Teilen auch den Beatles-Platz. Der Artwalk steht noch bis September auf St. Pauli.  © BID Reeperbahn+

Artwalk auf der Reeperbahn um eine Figur reicher

Nassy: "Wir versuchen aufzuzeigen, dass sie nicht in einem gewissen Umfeld feststecken!"

Hauptziel der Geschwister sei es, den Kids andere Perspektiven aufzuzeigen und Selbstbewusstsein mitzugeben: "Wir versuchen aufzuzeigen, dass sie Möglichkeiten haben und nicht in einem gewissen Umfeld feststecken", so Nassy.

Dafür sei Sport der einfachste Weg, weil dort so viel Zwischenmenschlichkeit passiere.

"Ich muss ganz ehrlich sagen, dass es auch sehr wichtig ist, dass die Kinder lernen, was es anrichten kann, andere Leute zu schlagen", betonte Kareem, der als Boxtrainer immer noch regelmäßig auf dem Sportplatz an der Silbersackstraße steht.

"Silbersack Hood"-Gründer wünscht sich eigenes Gym auf St. Pauli

Von links nach rechts: Kareem Ahmed, Nassy Ahmed-Buscher, Fotograf Andreas Muhme und Quartiermanagerin des "BIDs Reeperbahn +" Julia Staron.
Von links nach rechts: Kareem Ahmed, Nassy Ahmed-Buscher, Fotograf Andreas Muhme und Quartiermanagerin des "BIDs Reeperbahn +" Julia Staron.  © Tag24/Madita Eggers

Bereits 2023 hatte Andreas Muhme seine Idee für den Artwalk beim ausgeschriebenen Wettbewerb des "Business Improvement District (BID) Reeperbahn+" eingereicht und den zweiten Platz belegt.

Dieses Jahr habe man sich dann dafür entschieden, statt einer neuen Ausschreibung, eines der "vielen anderen tollen Werke" von 2023 zu würdigen, so Quartiermanagerin Julia Staron.

"Für den Artwalk werden uns eigentlich immer Persönlichkeiten aus dem Entertainment von den Künstlern und Künstlerinnen vorgeschlagen und dank des Beitrages von Herr Muhme haben wir jetzt endlich mal ein soziales Thema", freute sich die 53-Jährige.

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Dass die beiden jetzt auch noch als Figur auf der Reeperbahn vertreten sind und dadurch nochmal Anerkennung "aus allen Schichten" erfahren haben, sei einfach "legendär", so Kareem.

Zudem sei jede zusätzliche Aufmerksamkeit gut für das Projekt. Gerade wo die Politik stetig Fördermittel für den sozialen Bereich streiche, so Nessy. Wodurch für viele Pläne des Geschwisterpaars oft (noch) die Ressourcen fehlen.

"Meine Wunschvorstellungen sind, dass wir irgendwann mal ein Gym auf St. Pauli haben und dass wir Auslandsreisen in andere Gyms machen und uns so connecten können", so Kareem. Für ihn sei seine soziale Arbeit sein "Lebenselixier" geworden, nachdem er selbst jahrelang ziellos durch schwere Zeiten gegangen sei.

Titelfoto: Tag24/Madita Eggers

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