Hercules-Proben im vollen Gange: "Eigentlich ist es unsere Show"
Hamburg - Die Proben für das "Hercules"- Musical in Hamburg sind in vollem Gange. Wie ein Blick auf die Probebühne verrät: Es wird wild!
Monster, die von Hercules (gespielt von Benét Monteiro, 38) bekämpft werden müssen fliegen über die Bühne, zahllose Darsteller flitzen über eben diese. Der Held wird von Fans umringt und lässt natürlich immer wieder seine antrainierten Muskeln spielen.
Die heimlichen Stars jedoch: Klar, die Musen. Anders als im Disney-Film spielen diese im Musical eine elementare Rolle und erzählen die Geschichte von Zeus' und Heras Sohn.
Der Druck ist natürlich groß. Schließlich sind die Darsteller die ersten überhaupt, die das Stück - eine Weltpremiere - ab dem 24. März auf die Musical-Bühne bringen.
"Wir sind noch nicht so richtig in die Charaktertiefe hineingegangen", erklärte Chasity Crisp, die die Rolle der Muse Thalia übernimmt, im Gespräch mit TAG24. Ausgesucht wurde der Cast aufgrund seiner Persönlichkeiten. "Das Schöne daran ist, dass man nicht so viel schauspielern muss. Ich kann ein bisschen Ich sein. In der Disney-Version."
Thalia ist die Muse der Unterhaltung. Anders als im Film wolle Crisp aber nicht trödeln, sondern nur versuchen, lustig und ein bisschen wild zu sein. Kein Wunder, dass sie schon öfters von Menschen gehört habe, die Show solle "Die Musen" heißen. "Eigentlich ist es unsere Show."
"Das will man ja eigentlich nicht als Schauspieler"
Was Crisp an der Rolle besonders gut gefällt? "Zum ersten Mal darf ich mit dem Publikum direkt reden. Es gibt keine vierte Wand." Das habe sie noch nie gemacht.
"Normalerweise spiele ich einfach mit den anderen Darstellern. Jetzt kann ich die Gesichter im Publikum sehen. Das will man ja eigentlich nicht als Schauspieler. Das wird sehr besonders sein." Und erhöht natürlich auch noch den Druck.
"Das wird ein cooler Prozess. Das wird alles neu sein. Ich freue mich."
Bislang wurde vor allem an der Choreografie gefeilt. Die größte Herausforderung: "Man muss sehr fokussiert sein, weil sich die gelernte Choreo am nächsten Tag wieder ändern kann. Sie choreografieren etwas, sehen es dann und mögen es nicht und es muss wieder geändert werden."
Geschichte muss in der Choreografie erzählt werden
Das kann Co-Choreografin Tanisha Scott - für die es die erste Musical-Premiere überhaupt ist - bestätigen. Die Geschichte müsse in der Choreografie erzählt werden, erklärte sie im Gespräch. "Es geht nicht nur um die coolsten Moves, sondern auch um den Zweck und den Grund, warum du diese Moves machst."
Der Druck sei da, weil es eine neue Show ist. "Wir versuchen also immer noch herauszufinden, was richtig ist." Man müsse dem Prozess zu vertrauen, in der Choreo bleiben, sich nicht darin verlieren und fokussiert bleiben.
Ein Unterschied zu anderen Produktionen sei die Sprache, so die Kanadierin. "Aber wenn es um die Bewegung geht, macht das alles Sinn. Es ist nur eine Sprache. Das ist einfach."
Tony-Preisträger produziert "Hercules" in Hamburg
Regisseur und Tony-Preisträger Casey Nicholaw wird für drei Monate in Deutschland bleiben. Anschließend geht es für ihn zurück nach New York, dann nach London für eine andere Show.
Neben der Sprache gab es für den 61-Jährigen noch weitere Herausforderungen: Was wird komödiantisch in Deutschland funktionieren? Hinzu kämen unterschiedliche Arbeitsweisen. Und: "Mit jemandem zu tun zu haben, der eine andere Sprache spricht, und mein Skript durchzugehen."
Umsetzbar sei in der Produktion aber alles gewesen, so der 61-Jährige. Und was für eine Umsetzung! Die riesenhaften Monster der Show sind schon während der Probe beeindruckend. Die Puppen werden mithilfe der Darsteller über die Bühne bewegt.
Anders als im Film - den Nicholaw gar nicht so oft, dafür aber mit frischen Augen, gesehen habe - könne man auf der Bühne die Charaktere aufgrund der Zeit tiefer entwickeln. Man erfährt mehr über sie, erklärte der Regisseur.
Was natürlich geblieben, beziehungsweise übernommen wurde, sei die Stärke von Meg (gespielt von Mae Ann Jorolan) die weibliche Hauptrolle in Film und Musical.
Titelfoto: IMAGO / Chris Emil Janßen