Großen Wunsch der Gäste erfüllt: Chocoversum eröffnet neue Schokoladen-Werkstatt
Hamburg - Für eine - zumindest wenn es nach den Mitarbeiterinnen geht - viel zu lange Woche hat das Chocoversum in der Hamburger Innenstadt nach Farbe und nicht wie sonst köstlich nach Schokolade geduftet. Grund dafür war der Neubau der Schokoladenwerkstatt, für den das Museum zeitweise sogar geschlossen war. Kurz vor der Wiedereröffnung am morgigen Dienstag durfte TAG24 schon einen Blick in die neu gestalteten Räumlichkeiten werfen.
Die Schokoladenwerkstatt ist das Herzstück des Museums, wie Kuratorin Anne Merle Stribeck am Montag betonte. 60 Prozent der Gäste würden das Chocoversum allein für das Selbstgestalten der Schokoladentafeln besuchen.
Dafür wird flüssige Schokolade in eine Form gefüllt, die dann noch im warmen Zustand mit allerlei Zutaten belegt und verziert werden kann. Bis zum Ende der geführten Museumstour wird diese dann gekühlt und kann zum Schluss verzehrfertig mitgenommen werden.
Durch die Neugestaltung soll der Gast das intuitive Erlebnis "flüssige Schokolade" erleben. Dargestellt durch einen (aufgemalten) flüssigen Schokoladenverlauf, der von der ehemaligen Fensterfront bis auf den Boden verläuft.
"Wir wollen sofort spürbar machen, dass es jetzt um die flüssige Tafel geht", so Stribeck gegenüber TAG24. Vor diesem Hintergrund habe das Team auch aus den architektonisch recht ungünstig gelegenen, tragenden Säulen des Raumes eine Tugend gemacht.
Diese tragen jetzt nicht nur die Zutaten-Spender, sondern werden auch von mehreren künstlichen Schokoladensäulen umrundet.
"Wir wollen den Gästen hin und wieder das Angebot einer kleinen Münchhausen-Geschichte machen. Manche Guides erzählen zum Beispiel vorne beim Schokobrunnen, dass bei uns die Urquelle der Schokolade liegt, und dann dachten wir uns, dann kann hier die Schokolade auch aus der Decke kommen."
Kuratorin Stribeck: "Wir wollen den Anstoß geben, über den eigenen Schokoladenlebenslauf zu reden!"
Ein spielerisches Angebot an die Gäste, das als solches auch wahrgenommen werden soll. "Wir gehen oft ins Kindliche, um sozusagen den Anstoß zu geben, über den eigenen Schokoladenlebenslauf zu reden", so Stribeck gegenüber TAG24.
"Unsere Erfahrung ist, dass wenn man die Gäste fragt, was ihre ersten Schokoladenmomente sind, als Erstes in die Kindheit gegriffen wird. Und wenn man dann sagt: 'Was noch?', kommt immer mehr."
Neben Vollmilch- und Zartbitter- wird ab sofort auch weiße Schokolade für die eigenen Tafeln angeboten - ein großer Wunsch der Gäste.
Zuvor sei dieses Angebot aus verschiedenen Gründen nicht möglich gewesen. Einer davon sei die Raumgestaltung der alten Werkstatt mit lediglich Platz für zwei Schokoladenspender gewesen.
Durch eine Art Bartresen mit Schokoladen-Zapfhähnen können nun alle drei angeboten werden. Ebenso wird auch bei den Zutaten auf die Wünsche der Gäste gehört und zum Beispiel Salz angeboten.
"Mal gucken, ob der Wunsch dann auch wirklich Anwendung findet. Aber ich finde, genau das macht das Chocoversum aus, immer herauszufinden, was unsere Besucher wollen", so die Kuratorin. Meist passiere dies über Online-Umfragen.
Chocoversum Hamburg: Eine Reise durch die Entstehung der Schokolade
Die Schokoladenwerkstatt ist allerdings nur ein kreative Verschnaufpause einer von einem Guide geführten Reise durch die Entstehung der Schokolade.
Inklusiver vieler Fakten wie zum Beispiel, dass gar nicht der Zucker in der Schokolade, sondern zwei Stoffe in der vitaminreichen Kakaobohne für die erhöhte Dopaminausschüttung verantwortlich sind.
Angefangen im tropischen Regenwald bis hin zum fertigen Produkt liefert das Museum Antworten auf Fragen wie: Wie schmeckt die Kakaofrucht? Wie entsteht eigentlich die Kakaobohne und wie viel Geld bleibt am Ende für die Bauern übrig?
Gerade Letzteres wird immer mehr zum Thema in der Dauerausstellung. Seit Juli 2023 beschäftigt sich ein ganzer Raum mit dem Thema Nachhaltigkeit und erklärt das weite Spektrum dieses Begriffs bezogen auf die Kakaoproduktion.
Neben der Abholzung von Regenwäldern für neue Monokulturen sei vor allem die Kinderarbeit noch ein großes Problem: "Zwei Millionen Kinder - so viele Menschen, wie Hamburg Einwohner hat - sind jeden Tag Pestiziden und gefährlichen Maschinen ausgesetzt", erklärte Mitarbeiterin Ann-Charlott Junior am Montag.
Das Chocoversum selbst nutzt zum größten Teil Lindt-Schokolade, die zwar nicht Fairtrade-zertifiziert sei, dafür aber ihr eigenes Nachhaltigkeitsprogramm verfolge, so Junior auf TAG24-Nachfrage.
"Wir beschäftigen uns viel mit dem Thema, in unserem Shop haben wir auch eine große Auswahl von Schokoladen verschiedener nachhaltiger Marken."
Mehr Informationen und Tickets unter chocoversum.de.
Titelfoto: Tag24/Madita Eggers