Er ist der neue Olaf in "Die Eiskönigin": "Das ist etwas ganz ganz Großes"
Hamburg - Das Musical "Die Eiskönigin" in Hamburg hat einen neuen Hauptcast bekommen: Der Schneemann Olaf wird nun von Jan Kersjes (42) zum Leben erweckt. Mit TAG24 sprach er über die Herausforderungen des Puppenspiels und seine Liebe zu Disney.
TAG24: Am Mittwoch durftest Du mit Olaf zum ersten Mal vor Publikum auf der Bühne stehen. Wie war's?
Jan Kersjes: Ich habe es sehr genossen, es war ganz ganz toll. Ich war auch die Tage davor ganz nervös. Es waren ja viele Kinder im Publikum, die besonders laut und an Stellen reagiert haben, die man selber nicht versteht – wenn es gar keinen Gag oder keine Pointe gibt – und zwischendurch kriegten die so Lachkrämpfe und haben irgendwas gesehen oder gehört, was wir Erwachsenen gar nicht so merken.
TAG24: Du hattest nur etwa fünf Wochen, um die neue Rolle zu proben, dazu hast Du noch bis Mitte Oktober "König George III." im Musical Hamilton gespielt. Wie war das?
Jan Kersjes: Das Team ist wirklich so toll miteinander und unser Regisseur hat auch so eine unglaubliche Ruhe mitgebracht. Ich habe abends Hamilton gespielt und vormittags bin ich für ein paar Stunden in die Puppe gehüpft. Das war sehr anstrengend – allein fürs Gehirn, diese zwei Energien jeden Tag. Aber man musste die Figur ja nicht komplett neu entwickeln, sondern konnte natürlich bei den Kollegen vorher abschauen, und auch das übernehmen, was man selber schon an der Figur geliebt hat. Das hat natürlich geholfen.
So erfuhr Jan Kersjes von seiner neuen Rolle als Olaf
TAG24: Wie war es für Dich, als Du erfahren hast, dass Du bald den Olaf spielen wirst?
Jan Kersjes: Als es intern herauskam, hat mir zuerst der Elindo [Avastia] eine Nachricht mit dem Olaf-Kopf geschickt: "Hallo, ich bin der Olaf, und ich will meinen neuen Papa mal begrüßen." Gleichzeitig kriegte ich dann die offizielle Zusage. Und da sackte etwas in mir herunter. Weil ich noch sehr an Hamilton hing, hatte ich vorher immer so fantasiert, dass wir noch zehn Jahre weitermachen würden und dann habe ich gemerkt: Ach nee, das wird Realität.
Als ich bei der Premiere dann auf der Bühne stand und das Licht anging, war es ein bisschen wie im Traum. Ich dachte: Spiele ich jetzt wirklich?
TAG24: Was war für Dich die größte Herausforderung bei der Rolle?
Jan Kersjes: Ich habe oft schon Puppenspiel am Theater gemacht, die Puppen waren aber nie so schwer. Für Olaf musste ich erst noch physische Fähigkeiten entwickeln und bestimmte Muskeln trainieren, die ich vorher noch gar nicht kannte, um die Puppe zu führen und um mein Spiel über die Puppe zu filtern. Das hat mindestens zwei Wochen gedauert, in denen ich sehr verzweifelt war. Ich hatte auch einen Hexenschuss zwischendurch. Aber wir haben ein super Physio-Team, die kennen die Wehwehchen von den Olaf-Darstellern schon.
Das wird den Schauspieler ein Leben lang begleiten
TAG24: Welche Beziehung hattest Du vorher zu den Disney-Filmen?
Jan Kersjes: Ich liebe Disney-Filme sehr. Als Zeichentrick und Kunst für Kinder plötzlich diese Dramatik und Tiefe hatten, da dachte ich: Das möchte ich machen. Ich werde auch ganz emotional, wenn ich darüber spreche. Nur deswegen mache ich genau diesen Beruf, habe damals mit Gesangsunterricht angefangen und so weiter.
Die Eisköniginnenfilme liebe ich auch sehr und dann natürlich Hape Kerkeling, der in meiner Kindheit und Jugend für mich ein Gott war. Die Sprecher bei Disney finde ich eh unfassbar: Robin Williams als Dschinni hat mich mit dieser Lebensfreude und diesem Herz so geprägt, dass es mich ein Leben lang begleiten wird. Und das kann der Olaf auch.
Mein größter Traum war es immer, mal eine Stimme in einem Disney-Film zu synchronisieren und mit dieser Rolle bin ich jetzt kurz davor: Dass ich den Olaf spielen darf, ist etwas ganz ganz Großes.
Die Eiskönigin: "Wie fühlt es sich an, wenn man sein Herz wieder spürt?"
TAG24: Für die Rolle wirst Du nun ja mindestens noch ein Jahr mit Hamburg verbunden bleiben. Welche Beziehung hast Du zu der Stadt?
Jan Kersjes: Ich bin mit meiner Familie vor eineinhalb Jahren für Hamilton aus der Schweiz hergezogen und wir fühlen uns hier sehr wohl. Als wir hörten, dass Hamilton aufhört und wir noch nicht wussten, dass es mit der Eiskönigin weitergeht, haben wir schon gesagt, dass wir hierbleiben, weil es auch den Kindern hier so gut geht. Auch die Nähe zur Nordsee genieße ich sehr. Jetzt im Moment habe ich das Gefühl: Egal was passiert, wir würden gerne hierbleiben.
TAG24: Und zum Schluss: Wieso sollte man sich "Die Eiskönigin" unbedingt angucken?
Jan Kersjes: Ich denke, in der heutigen Zeit kann sie eine ganz tolle Medizin sein. Es ist nicht nur eine Flucht oder Ablenkung, sondern man denkt: Wie fühlt es sich an, wenn man über seinen Schatten springt und sein Herz wieder spürt?
Das Eis ist ja nur eine Metapher für etwas, das wieder aufbricht. Wenn man nur ein bisschen Herz und Freundschaft mitnehmen kann, ist das auch schon heilsam für die Welt.
Titelfoto: Montage: Britta Pedersen/dpa, TAG24/Franziska Rentzsch