Eisenbahnlegende Gaston verlässt das Miniatur Wunderland: Vom geheimen Penis-Berg und Kot im Nacken
Hamburg - "Eine Ära geht zu Ende - Abschied von Gaston" titelte das Hamburger Miniatur Wunderland schon vor einigen Wochen zum ersten Mal. Da der französische Bayer rund 21 Jahre für die größte kleinste Eisenbahnwelt arbeitete, fiel die Verabschiedung entsprechend länger aus. Gleich zwei YouTube-Videos ehren nun den bärtigen Brückenbauer, sein Schaffen und sein Vermächtnis.
Ein trauriger Moment. Aber auch ein guter, um dem Unikat Fragen zu stellen. Fragen von Fans und Bewunderern, die Gaston in rund einer Stunde fleißig beantwortete.
Mit Chef Frederik Braun wurde heftig aus dem Nähkästchen geplaudert. In Erinnerungen geschwelgt und versteckte Kleinigkeiten gezeigt, die Besucher ohne Hilfe vermutlich nicht einmal beim zweiten Blick entdecken würden.
Gaston war einer der ersten im Wunderland Team.
Seine Frau sei damals im Abendblatt auf das Stellenangebot gestoßen, erinnert sich Gaston an seine Bewerbung. Zwar habe er zuvor nie etwas mit einer Modelleisenbahn zu schaffen gehabt, da aber auch Schreiner gesucht wurden, probierte er es mal.
Vom Wunderland konnte damals nur geträumt werden. Dort, wo jetzt Hamburg steht, fand der Holzwurm, wie er sich selbst nennt, nur Paletten vor. Da, wo Besucher jetzt die Rocky Mountains bewundern können, baute der Handwerker seine Werkstatt auf.
An den Hamburger Landungsbrücken hätten sie damals gelegen, ein Bier getrunken und ihr "Tütle" geraucht, so Gaston amüsiert. Dabei kam dem Schreiner auch mal die ein oder andere Idee.
Wichtigste Zahlen im Wunderland? 1:87
Die wichtigste Zahl im Wunderland: Der Maßstab 1:87. Dieser habe den Bayern bei seiner Arbeit nie interessiert. Bei den etlichen Brückenarbeiten sei das wichtige das Schutzgeländer gewesen. Diese 16 Millimeter waren für ihn das Maßgebende. Alles andere sei "Jacke wie Hose".
Etwas, was selbst Chef Frederik nicht wusste? Ein Berg in Mitteldeutschland sieht aus wie ein männliches Glied! Da hatte sich Gaston damals einen Spaß erlaubt, um seinen Kollegen zu ärgern. Jetzt steht er dort immer noch in voller Pracht. Und Gaston? Der freut sich auch Jahre später wie ein kleiner Junge über den gelungenen Streich.
Von solchen kleinen und größeren Highlights gibt es unendlich viele, verteilt im ganzen Wunderland.
Gastons Highlights im Wunderland
Gaston liebt Kinder. Ihnen alles in seinem Wunderland zu zeigen, machte dem Ruheständler große Freude.
Waren kleine Kinder bei seinen Führungen dabei, schnappte er sich gerne eins, setzte es auf seine Schultern, damit es auch wirklich alles bewundern konnte. Kein Problem.
Eines Tages erhielt der rüstige Bayer allerdings dabei eine "Fangopackung", wie sich Gaston belustigt erinnert. Oder deutlicher ausgedrückt: Ein kleiner Junge hatte ihm beim Tragen in den Nacken "geschissen".
Statt das Kind zu brüskieren, machte er einfach mit seiner Führung weiter. Das Kind noch immer auf seinen Schultern. Einen Gast, den der Geruch störte, warf er sogar raus. Später traf er den inzwischen gar nicht mehr so kleinen Jungen wieder. Ein tolles Erlebnis für den Menschenfreund.
Auch wenn Gaston seinen Beruf mit Leidenschaft und großem Know-how ausübte, einmal ging selbst für den leidenschaftlichen Brückenbauer alles schief.
Der Bau von Schloss Neuschwanstein brachte ihn fast dazu, alles hinzuschmeißen, so Gaston. Die Einzelteile des imposanten Baus wurden extern angefertigt, erzählt der Bayer im Video. Er musste diese dann nur noch zusammenbauen. Aber: Nichts passte. Die Folge: Verzweiflung und ein Burnout. Ein ganzes Jahr war der Brückenbauer krankgeschrieben. "Das will ich nie wieder erleben."
Hat er glücklicherweise auch nicht. Sein letztes Bauwerk war ein Fantasie-Bau. Ein Eisstadion à la Hundertwasser.
Was er mit seiner neuen freien Zeit anstellt? Ganz klar. Die ganzen Orte besuchen, die er noch nie zuvor gesehen, aber schon im Mini-Format gebaut hat.
Das ganze Interview auf YouTube
Das Miniatur Wunderland auf Instagram
Gaston bei Beate Uhse
Natürlich ging Gaston nicht ohne einen letzten Knaller. Seine selbstgebaute Werkzeugbox wurde versteigert. Der Erlös ging an den Verein "Wünsch dir was", der versucht, schwer erkrankten Kindern wieder ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
Ob sich in der Kiste auch noch ein Schlüpfer aus dem Sex-Shop von Beate Uhse versteckt? Aus einem solchen hat der findige Gaston nämlich die Fischernetze im kleinen Italien gebastelt. Man muss sich nur zu helfen wissen.
Die Kiste wurde nun für 5300 Euro auf Ebay versteigert und hat den Käufer hoffentlich sehr glücklich gemacht. Tschüss Gaston!
Titelfoto: Christian Charisius/dpa, Screenshot/Instagram/miniaturwunderland