Alfons mit besonderem Demokratie-Projekt: "Jugendliche fühlen sich nicht gehört!"

Hamburg/Buchholz - Emmanuel Peterfalvi (57), besser bekannt als Kabarettist "Alfons", bezeichnet sich selbst meist lieber als "Geschichtenerzähler". Mit seinem etablierten Programm "Alfons - Jetzt noch deutscherer" möchte er aktuell einer ganz bestimmten Zielgruppe auf komödiantische Art seine persönliche Lebensgeschichte näher bringen und damit zum Austausch einladen.

Kabarettist Alfons, bürgerlich Emmanuel Peterfalvi (57), will mit seinem Programm "Alfons - Jetzt noch deutscherer" Schüler zum Austausch anregen.  © Alice Nägle/TAG24

Seit mehr als fünf Jahren betritt der gebürtige Franzose mit diesem Programm unzählige Bühnen in Deutschland. So auch am Montag im Theater "Empore" in Buchholz.

Ein besonderer Auftritt - im Publikum saßen zwei große Schulklassen der dortigen Gesamtschule sowie etwa 30 Polizisten und Polizistinnen. Noch vor seinem knapp zweistündigen Auftritts durfte TAG24 den Wahl-Hamburger zum Interview treffen.

"Es ist meine wahre Geschichte, wie und wann ich eingebürgert worden bin und wieso es in meinem Kopf so lange gedauert hat", fasste Alfons sein Programm "Jetzt noch deutscherer" kurz zusammen. Seit mehr als einem Jahr erzählt er diese vor allem Schülern der Oberstufe.

Hamburg Kultur & Leute Reeperbahn Festival eröffnet mit erster Überraschung

Im Rahmen des Projekts bereiten die Klassen die Vorstellung vor, identifizieren unter Einbeziehung der Materialien gängige Vorurteile und entwickeln Handlungsstrategien, um das Unrecht, welches oftmals auf Vorurteile folgt, zu bekämpfen, bevor sie die Show ansehen. Am nächsten Tag gehen sie dann mit dem gebürtigen Franzosen in den Austausch über Europa und Demokratie und haben die Chance Fragen zu stellen.

In Zusammenarbeit mit der Polizeidirektion Lüneburg wurde das Projekt am Montag erweitert. Am Dienstag nach der Vorstellung besuchte der 57-Jährige zur Nachbesprechung also nicht nur die Schule, sondern ebenso die Polizeiwache - eine Premiere. "Mit Polizist:innen zu sprechen habe ich bisher nur in unangenehmen Situationen gemacht", lachte der Kabarettist.

Doch wieso hat er diese Aktion eigentlich gestartet? "40 Prozent der Jugendlichen sagen, Demokratie sei ihnen nicht so wichtig, sie würden gerne etwas anderes ausprobieren", erklärte Peterfalvi. "Und was ich in den Schulen zu 90 Prozent höre, ist: 'Wir Jugendlichen fühlen uns nicht gehört'". Das wolle der Deutsch-Franzose zumindest versuchen zu ändern.

Anzeige
Im Rahmen eines besonderen Projektes trat "Alfons" (57, r.) mit seinem Pianisten in der "Empore" in Buchholz vor zwei Schulklassen, sowie 30 Polizistinnen und Polizisten auf.  © Alice Nägle/TAG24

Alfons will mit seinem Programm zum Zuhören und Austauschen anregen

Thomas Ring, Polizeipräsidenten der Polizeidirektion Lüneburg, freut sich über die Zusammenarbeit mit Alfons im Rahmen des Demokratie-Projekts.  © Alice Nägle/TAG24

Und nicht nur in Schulen, sondern ebenso bei der Polizei wolle man die Demokratie verteidigen und gegen "jegliche Formen von Populismus, Extremismus und Rassismus klare Kante zeigen", betonte Thomas Ring, Polizeipräsidenten der Polizeidirektion Lüneburg im TAG24-Gespräch.

Zusätzlich zum "Tag der Demokratie", der jährlich im November stattfindet und anderen Aktionen zum Stärken demokratischer Werte, soll Alfons besonders im Rahmen der Ausbildung mit seiner Geschichte einen wichtigen Beitrag leisten.

Und obwohl sein Programm schon mehrerer Jahre auf dem Buckel hat, ist es aktueller denn je, blickt man auf die Ergebnisse der Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen. 38 Prozent der 18- bis 24-Jährigen in Thüringen sagen "Ja" zur als gesichert rechtsextrem eingestuften AfD. Wie geht man damit um?

Katrin Ragge (r.) ist Beauftragte für Jugendsachen im Präventionsbereich der Polizeiinspektion Harburg. Sie hatte die Idee das Schulprojekt auch auf die Polizei zu übertragen. Gemeinsam mit Alfons (57, M.) und Polizeipräsident Thomas Ring feierte es am Montagabend Premiere.  © Alice Nägle/TAG24

Doch selbst Alfons gibt zu, eine magische Lösung gegen diese Entwicklung, habe er nicht. "Nach meinem Programm versuche ich erstmal die Klappe zu halten", schmunzelte er und wolle im Austausch mit den Jugendlichen primär erstmal zuhören, Raum für deren Anliegen lassen und besonders die jungen Menschen gegenseitig zur Kommunikation anregen. "Sucht das Gespräch, auch mit der Polizei", betone "Alfons" immer wieder.

Schließlich gäbe es immer mehrere Meinungen und Argumente. "Aber am Ende haben wir uns ausgetauscht und zugehört - das ist Demokratie!"

Mehr zum Thema Hamburg Kultur & Leute: