Achtung, die Nonnen kommen: Mit nur drei Profis spielt das Musical "Sister Act" in Hamburg
Hamburg - Am Montag feierte das Musical "Sister Act" seine Premiere im First Stage Theater in Hamburg. In etwa zwei Stunden präsentierten die Absolventen der zugehörigen "Stage School" gemeinsam mit nur drei Profi-Darstellern eine Show, die die Zuschauer aus ihren Sitzen riss. Das TAG24-Fazit: "Gönn Dir diese kleine Sünde, Baby!"
"Schön, dass Sie da sind, schön, dass Sie die Hitze in unser klimatisiertes Theater getrieben hat", witzelte der Produzent des Musicals, Geschäftsführer des Theaters und Inhaber der "Stage School" Dennis Schulze (32) in seiner Eröffnungsrede zur "Sister Act"-Premiere und erntete damit den ersten Lacher.
Schon direkt zu Beginn war die Stimmung in dem kleinen Theatersaal mit nur 279 Sitzplätzen, der bis zum Rand gefüllt war, super. Einen besonderen Dank richtete der Produzent noch vor der Vorstellung auch an die Presse. "Vielen Dank, dass Sie uns in die Welt tragen. Das ist genau das, was wir als Theater aktuell brauchen. Sämtliche Kulturfonds und Unterstützungen endeten im Juni. Wir sind jetzt wieder auf uns alleine gestellt", so die Worte des bislang jüngsten Chef der "Stage School" Hamburg.
Das Musical, das von jetzt an mit einer kleinen Unterbrechung bis Mitte Oktober im Theater in Altona gespielt wird, wurde in nur 355 Tagen komplett auf die Beine gestellt, erzählte der Produzent. "Am 22. Juni 2022 habe ich den Antrag auf die Lizenz von 'Sister Act' erst gestellt." Aber noch erstaunlicher ist, dass dieses Musical das Abschlussprojekt der diesjährigen Absolventen der "Stage School" ist und die Schüler damit ihre dreijährige Ausbildung beenden.
Mit nur drei externen Profidarstellern präsentieren die knapp 40 Nachwuchstalente eine Darbietung des Musical-Klassikers, die durch eine teils moderne Interpretation und regionale Anekdoten wie einer MOPO-Zeitung oder Astra-Bier als Requisiten den Saal zum Lachen und Feiern brachten.
Durch den speziellen Spirit der jungen Schauspieler flossen die Gospel-Vibes von Sekunde eins auf die Zuschauer über und es war fast unmöglich, zu den Song-Klassikern nicht mitzuwippen.
Eine urkomische Geschichte mit tiefer Message
Basierend auf der gleichnamigen amerikanischen Filmkomödie von 1992 mit Schauspielerin Whoopi Goldberg (67) in der Titelrolle verkörpert Dominique Aref in der Stage-School-Produktion die Nachclubsängerin Deloris van Cartier.
Mit ihrer Rolle erzählt die geborene Niederländerin die Geschichte einer jungen Frau, die ganz nach oben will, deren Traum Ruhm und Rampenlicht ist. Ihr persönlicher Himmel auf Erden? Ein weißes Paillettenkleid mit passendem Fuchspelz. Zunächst jedoch beschränkt sich die junge Sängerin auf den Nachtclub ihres Liebhabers Curtis Shank, der von Darsteller Ilias Sidi-Yacoub gespielt wurde.
Erst als der Nachtclubbesitzer in ihrer versehentlichen Anwesenheit einen Mord begeht und sie als unliebsame Zeugin zu ihrem eigenen Schutz von Aliosha Jorge Ungur als Polizist Eddie ("Schwitze Fritze") in ein Kloster verfrachtet wird, macht es bei der Sängerin Klick. Für ihren Erfolg braucht sie keinen Mann! Mit ihrer extrovertierten und lauten Art mischt sie nicht nur die ganze Schwesternschaft auf, bringt die Mutteroberin (gespielt von Femke Soetenga) auf die Palme und rettet am Ende auch das Kloster vor den Chinesen. Die Anwesenheit von Deloris van Cartier lässt Liebe, Freundschaft und Zusammenhalt innerhalb des Ordens neu aufleben, die letztlich den bösen Curtis und seine Gang überwältigt.
Mit bekannten Songs wie "Fabelhaft, Baby!", "Zeig mir den Himmel" oder "Lass die Liebe rein" wird in dem Stück nochmal mehr betont, dass es im Leben nicht auf Ruhm und Geld ankommt, sondern, dass Zusammenhalt, Liebe und der Glaube an sich selbst das ist, was einen wirklich reich sein lässt.
Dennis Schulze: "Deshalb liebe ich meine Arbeit!"
Mit dem finalen musikalischen Highlight "Lass die Liebe rein", bei dem sich noch einmal alle Schauspieler auf der Bühne versammelten und in funkelnden Glitzeroutfits singend und tanzend auf der Bühne feierten, endete das Stück nach etwa 140 Minuten inklusive Pause. Alle Darsteller ernteten tosenden Applaus und erhielten Standing Ovations.
Der Gospel-Hype, der bereits in den Neunzigern durch den Film "Sister Act - Eine himmlische Karriere" ausgelöst wurde, hatte sich in dem klimatisierten Saal des First Stage Theaters definitiv ebenso verbreitet.
Und nicht nur die Zuschauer, sondern auch Produzent Dennis Schulze war glücklich über die erste offizielle Aufführung des Stücks und vor allem sehr stolz auf seine "Schäfchen". "Das Handwerkszeug haben sie ja in meiner Schule gelernt. Das ist dann wunderschön zu sehen. Deshalb liebe ich meine Arbeit auch, diesen schönen Weg mitanzusehen", sagte er auf Nachfrage zu TAG24.
Wer Dominique Aref als Deloris van Cartier und ihre Kollegen des "Sister Act"-Casts in einer musikalischen, unterhaltsamen Vorstellung nicht verpassen will und sich generell gerne von Musicals verzaubern lässt, sollte sich diese "Abschlussarbeit" nicht entgehen lassen.
Tickets gibt es ab 39,00 Euro.
TAG24-Tipp: Wer sich wirklich die volle Dröhnung geben will und quasi selbst Teil der Vorstellung sein möchte, sichert sich Karten für die erste Reihe.
Aufgrund der Größe des Theaters sitzt man fast mit auf der Stage. Auch deshalb fühlt es sich an manchen Stellen des Stücks fast so an, als wäre man wirklich in einer Kirche zu Besuch. Also: "Gönn Dir eine kleine Sünde, Baby!", würde TJ jetzt sagen.
Titelfoto: Dennis Mundkowski