Kälteeinbruch und Dauerfrost: 2000 Obdachlose kämpfen in Hamburg ums Überleben

Hamburg – Während Dauerfrost und Schnee in vielen Menschen winterliche Glücksgefühle auslösen, kämpfen obdachlose Menschen bei den aktuell eisigen Temperaturen ums Überleben. Unter dem Leitspruch "Kein Mensch darf auf Hamburgs Straßen erfrieren" versuchen Initiativen wie der Mitternachtsbus der Diakonie Hamburg dem Leid auf den Straßen mit heißen Getränken, Brot, warmen Decken, Kleidung und Anteilnahme entgegenzuwirken.

Heißgetränke wie Kaffee und Tee werden von den Obdachlosen dankend angenommen.
Heißgetränke wie Kaffee und Tee werden von den Obdachlosen dankend angenommen.  © Marcus Brandt/dpa

Rund 2000 Obdachlose leben nach letzter Zählung der Behörde auf den Straßen der Hansestadt. "Wir gehen grundsätzlich immer von dieser Zahl aus, denken aber auch, dass es eine Dunkelziffer gibt", sagte Malte Habscheidt, Pressesprecher der Diakonie Hamburg im Gespräch mit TAG24.

Genau beziffern lasse sich die Anzahl der Menschen nicht, wohl aber ihre Notlage, aufgrund derer schon seit über 25 Jahren der Mitternachtsbus der Diakonie Schwerpunktgebiete in der Hamburger Innenstadt und im Stadtteil Altona anfährt.

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"Der Bus fährt aber auch sogenannten 'Platten' ab, also Stellen von denen unsere Straßensozialarbeiter und Teams des Mitternachtsbusses wissen, dass dort regelmäßig Menschen auf der Straße schlafen."

An Bord meist ehrenamtliche Dreierteams, die die Obdachlosen mit heißen Getränken (Kaffee, Tee und Brühe), warmen Decken, Kleidung und der nicht verkauften Ware von Hamburgs Bäckereien versorgen.

Obdach– und Wohnungslose in Hamburg: "Die Lage ist leider nicht besser geworden!"

Gerade in der Hamburger Innenstadt leben viele Menschen auf den Straßen und suchen nachts Unterstände.
Gerade in der Hamburger Innenstadt leben viele Menschen auf den Straßen und suchen nachts Unterstände.  © Marcus Brandt/dpa

"Ganz generell kann man sagen, dass die Lage in den letzten Jahren leider nicht besser geworden ist", betonte Habscheidt. Deswegen hatte die Diakonie bereits im September ihre Forderung nach einem Aktionsplan gegen Obdach- und Wohnungslosigkeit öffentlich gemacht.

"Das eine ist ja Obdachlosigkeit – Menschen ohne Wohnung und Unterkunft – und das andere ist Wohnungslosigkeit, das sind Menschen, die zwar keine eigene Wohnung haben, aber in irgendeiner Form wohnen."

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Die Zahl der Wohnungslosen sei im Vergleich zum vergangenen Jahr um 70 Prozent gestiegen: "Das liegt zum Teil auch an Menschen, die als Geflüchtete aus anderen Ländern zu uns gekommen sind", erklärt der Pressesprecher. Rund 40.000 Menschen in Hamburg sind aktuell wohnungslos und bei dem aktuellen Wohnungsmarkt sei es für die meisten davon sehr schwer, wieder etwas Eigenes zu finden.

"Das Problem ist, wenn jetzt noch mehr Menschen dazukommen, die wegen Mietschulden oder anderen Problemen aus ihren Wohnungen herausmüssen und wenn dann keine Plätze mehr vorhanden sind – theoretisch darf das zwar nicht sein, weil die Stadt eigentlich verpflichtet ist, dafür zu sorgen, dass niemand auf der Straße lebt – kann es passieren, dass diese Menschen dann im schlimmsten Fall auch auf der Straße landen."

Hamburger Mitternachtsbus auch auf Sachspenden angewiesen

Schon seit über 25 Jahren helfen Ehrenamtliche täglich mit dem Mitternachtsbus Obdachlosen in ganz Hamburg. Auch während der herausfordernden Corona-Zeit, wie dieses Bild aus dem Jahr 2021 zeigt.
Schon seit über 25 Jahren helfen Ehrenamtliche täglich mit dem Mitternachtsbus Obdachlosen in ganz Hamburg. Auch während der herausfordernden Corona-Zeit, wie dieses Bild aus dem Jahr 2021 zeigt.  © Marcus Brandt/dpa

Es gibt jedoch auch eine positive Entwicklung: Die Mitarbeiter des Mitternachtsbusses haben in den vergangenen Tagen ein Rückgang der Menschen am Bus festgestellt.

Dieser Zustand wird der aktiven "Werbung" für das Winternotprogramm zugeschrieben, welches kostenlose Schlafplätze an den Standorte Halskestraße und Friesenstraße (noch bis März von 15 Uhr bis 11.30 Uhr am nächsten Tag geöffnet) anbietet.

Für die Obdachlosen, die weiterhin das Angebot des Mitternachtsbusses annehmen, werden neben finanziellen Spenden, auch immer wieder Sachspenden benötigt.

Aktuell sind das vor allem Isomatten, Wolldecken und Schlafsäcke. Zudem sei bei den niedrigen Temperaturen die Nachfrage nach Handschuhen und Socken besonders hoch.

Wer Sachspenden übergeben möchte, kann diese telefonisch unter der Rufnummer 040 401782-15 persönlich oder außerhalb der Sprechzeiten über den Anrufbeantworter ankündigen und eine Übergabe vereinbaren.

Zudem bittet die Diakonie die Hamburger – gerade in der kalten Jahreszeit – bei Obdachlosen genauer hinzusehen und bei Bedarf einen Rettungswagen oder den Kältebus unter der 0151/65 68 33 68 zu rufen.

Titelfoto: Marcus Brandt/dpa

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