Ist das der richtige Weg? Hochbahn geht stärker gegen U-Bahn-Bettler vor
Hamburg - "Moin, eine wichtige Information: Betteln ist in unseren Zügen und an Haltestellen nicht erlaubt" – diese Durchsage hallt seit Ende Mai durch Hamburgs U- und S-Bahnen. Zusätzlich geht die Hochbahn-Wache des hvv mit vermehrten Kontrollen konsequenter gegen Bettler vor. Die Linke kritisiert dieses Vorgehen.
Mehr als 1300-mal hat der hvv nach eigenen Angaben seit Beginn des Jahres ein Bußgeld wegen Betteln und Musizierens in den U- und S-Bahnen erhoben.
Und zwar in Höhe von knapp 52.760 Euro. Rund 20.000 Euro mehr an Bußgeldern als noch im ersten Halbjahr von 2023.
"Es gibt viele Beschwerden, da muss man etwas tun", erläuterte Christoph Kreienbaum, Pressesprecher der Hamburger Hochbahn, das härtere Vorgehen gegen Bettler in Bahnen gegenüber des NDR. Die Fahrgäste fühlten sich durch das ständige Betteln gestört und bedrängt.
Eine Anfrage der Hamburger Linksfraktion an den Senat ergab jetzt jedoch, dass die Anzahl der Beschwerden nicht signifikant gestiegen ist.
Im ersten Halbjahr 2024 sind 190 Beschwerden eingegangen, im gleichen Zeitraum 2023 waren es 185. Damals sei aber nur 838-mal ein Bußgeld erhoben und damit 33.520 Euro eingenommen worden.
Olga Fritzsche: "Wer hier mit Bußgeldern vorgeht, nimmt das Geld wirklich von den Falschen!"
"Betteln ist Ausdruck einer extremen Notlage. Die Menschen tun dies in der Regel, weil sie darauf angewiesen sind und keine anderen Einkünfte haben", sagte Olga Fritzsche, sozialpolitische Sprecherin der Linken in der Hamburgischen Bürgerschaft, in einer Mitteilung am Montag.
"Wer hier mit Bußgeldern vorgeht, nimmt das Geld wirklich von den Falschen. Außerdem wissen wir doch längst: Verdrängung löst keine sozialen Probleme!"
Diese Meinung teilt auch Jörn Sturm, Geschäftsführer der Obdachlosenzeitschrift "Hinz und Kunzt". Gerade auch im Hinblick auf die Bemühungen der Polizei im Rahmen der Europameisterschaft 2024, die Obdachlosen von öffentlichen Plätzen zu vertreiben.
"Anstatt sie aus dem Stadtbild zu verdrängen, brauchen wir Hilfsangebote und Konzepte zur Beseitigung der Obdachlosigkeit", so Sturm. Gleiches gelte für die Bettler in U- und S-Bahnen. Statt wegzusehen, wünscht Sturm sich, dass die Notlage der Menschen wahrgenommen wird.
Der hvv erinnerte jedoch daran, dass Betteln und Musizieren in U- und S-Bahnen sowie Haltestellen schon seit Jahren verboten ist.
Titelfoto: Friso Gentsch/dpa