Gegen Fachkräftemangel beim Film: Pilotprojekt "GetonSet" bei Notruf Hafenkante gestartet
Hamburg – Ausnahmsweise standen am Mittwochmittag am "Notruf Hafenkante"-Set nicht die Darsteller, sondern zwei Trainees im Mittelpunkt. Sie sind Teil des Hamburger Pilotprojekts "GetonSet", eine neue Ausbildung, die von der MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein und der Hamburg Media School ins Leben gerufen wurde. Ziel ist es, dem Fachkräftemangel beim Film entgegenzuwirken und es auch Quereinsteigern zu ermöglichen, die Filmwelt kennen- und lieben zulernen.
"Mit unserem Modell schließen wir eine Lücke in der Film-Qualifizierung in Deutschland: Bislang fehlte es an Weiterbildungsprogrammen für Quereinsteiger, die sowohl die Praxis im Unternehmen als auch ergänzende Grundlagen umschließen.
Die hohe Anzahl an Bewerbungen sehen wir als klares Signal, dass wir mit GetOnSet auf dem richtigen Weg sind", so Dr. Katharina Schaefer, Geschäftsführerin der Hamburg Media School, am Mittwoch am Set von "Notruf Hafenkante".
Bei strahlendem Sonnenschein wurde das Projekt am Hamburger Hafen vorgestellt. Insgesamt 180 Leute hätten sich auf die 15 freien Stellen beworben.
Zwei von ihnen sind Thore Grieve und Perghuzat Enver, die seit Anfang Oktober bei Studio Hamburg Production Group beschäftigt sind.
"Die erste Woche war ich sehr nervös und es waren sehr viele Eindrücke. Aber ich möchte unbedingt beim Film bleiben und so viele Leute wie möglich kennenlernen", so Perghuzat Enver gegenüber TAG24, der aktuell in der Kamera-Abteilung bei "Notruf Hafenkante" stationiert ist und vorher Film studiert hat.
"Mit dem Programm öffnen wir Arbeitsuchenden die Tür in die spannende Welt des Films!"
Ein Jahr lang werden er und seine Mit-Trainees einen Mix aus praktischen Erlebnissen an den Film-Sets und Theorie-Blöcken an der Hamburg Media School erleben.
"Mit dem Programm öffnen wir Arbeitsuchenden die Tür in die spannende Welt des Films und wollen der Filmwirtschaft weiter gute Entwicklungschancen am Filmstandort Hamburg bieten", so Dr. Carsten Brosda (SPD), Senator für Kultur und Medien.
"Wir bei der Hafenkante haben sowieso schon immer viel ausgebildet", sagte "Notruf Hafenkante"-Produktionsleiter Jan Zillmann im Gespräch mit TAG24.
Das sei auch einer der Gründe, warum das Pilotprojekt bei der beliebten Krimi-Serie starte.
"Eine Serie, die das ganze Jahr über gedreht wird, ist ein super Start für so eine Sache, um Dinge auszuprobieren und junge Leute ans Film-Set zu holen."
"Notruf Hafenkante" hat mit Fachkräftemangel zu kämpfen
Auch die ZDF-Serie würde den Fachkräftemangel deutlich spüren: "Wir müssen teilweise sogar Garderobiere aus München oder Beleuchter aus Köln holen, obwohl Hamburg eine Filmstadt ist und wir eigentlich alles von hier bedienen können müssten", so Zillmann.
Der Film müsse unbedingt interessanter werden, insbesondere die Rahmenbedingungen. "Die Tage mit 16 Drehstunden gehören schon lange der Vergangenheit an und wir versuchen, dass die Wochenenden möglichst frei bleiben. Junge Leute denken heute eben sehr viel an ihre Work-Life-Balance."
Zillmann ist aber fest davon überzeugt, dass das Projekt funktioniert und viele junge Leute ihre Film-Leidenschaft entdecken werden. "Und dann am besten deutschlandweit!"
Titelfoto: Madita Eggers/TAG24