Tod von Kiez-Türsteher für politische Zwecke missbraucht

Hamburg - Der tragische Tod des Kiez-Türstehers Lars K. (†48) hat in den vergangenen Tagen nicht nur eine Welle von Mitleidsbekundungen ausgelöst, sondern auch für die Verbreitung von Fake-News gesorgt, die insbesondere für rechtspopulistischen Zwecke "missbraucht" worden sind.

Elbschlosskeller-Wirt Daniel Schmidt (40) hatte den Tod seines Türstehers Lars K. (†48) auf Instagram mitgeteilt.
Elbschlosskeller-Wirt Daniel Schmidt (40) hatte den Tod seines Türstehers Lars K. (†48) auf Instagram mitgeteilt.  © Montage: Screenshot/Instagram/danielkellerkind (2)

In den sozialen Medien kursieren angebliche Augenzeugen-Berichte, die von drei Tatverdächtigen aus Nordafrika sprechen. Auch einige Medien hatten diese Informationen aufgegriffen.

"Ihr wisst – das habe ich oft genug gesagt – dass ich weder die eine noch die andere Seite mag, was aber gar nicht geht, ist, dass Lars' Ableben dafür genutzt wird, um für die eigene Scheiße Werbung zu machen und dann auch noch offensichtliche Fehlinformationen zu verbreiten. Absolute Vollkatastrophe", empört sich Elbschlosskeller-Wirt Daniel Schmidt (40) auf seinem Instagram-Kanal.

Für den Chef der berüchtigten Hamburger Kneipe war Lars K. nicht nur ein loyaler Angestellter, sondern auch ein Freund. "So etwas tut auch mir weh", so Schmidt.

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Am Morgen des 4. Februars war der Türsteher mit einem Metallmülleimer angegriffen worden. Die Folge: "Er hatte einen gespaltenen Kopf, es war sogar was abgesplittert. Gehirnblutung. Intensivstation", wie der Wirt es zusammenfasste.

Kurz nach seiner Entlassung aus der Asklepios Klinik Altona stand Lars am vergangenen Wochenende wieder im Elbschlosskeller und wollte arbeiten. "Lars ging es zunächst gut", so Schmidt. Doch dann der Schock: Der Türsteher kippte um und verlor das Bewusstsein.

Wenig später folgte die traurige Nachricht von seinem Ableben. Was schlussendlich zum Tod des Türstehers führte, ist aktuell nicht bekannt.

Die Hamburger Polizei ermittelt wegen Körperverletzung, nicht wegen Totschlags

Von dem Ablegen von Geschenken und Kerzen vor der Kneipe bittet Daniel Schmidt abzusehen, da diese von manchen "nicht so empathiefähigen Gästen" des Hamburger Kiez' als Wurfgeschoss genutzt werden könnten.
Von dem Ablegen von Geschenken und Kerzen vor der Kneipe bittet Daniel Schmidt abzusehen, da diese von manchen "nicht so empathiefähigen Gästen" des Hamburger Kiez' als Wurfgeschoss genutzt werden könnten.  © Jonas Walzberg/dpa

Ermittelt wird jedoch nicht gegen drei Männer aus Nordafrika, sondern gegen einen Bulgaren. Und das auch nicht wegen Totschlags, sondern wegen Körperverletzung, wie eine Sprecherin der Polizei Hamburg gegenüber TAG24 erklärte.

Der Mann sei auch hingegen zahlreicher Behauptungen nicht auf der Flucht, sondern wurde von den Beamten noch am Tatort angetroffen und nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wieder entlassen.

Inwiefern der Tod des Türstehers mit der körperlichen Auseinandersetzung am 4. Februar im Zusammenhang steht, soll ein Todesermittlungsverfahren klären. "Dazu liegen uns aber noch keine neuen Erkenntnisse vor", so die Sprecherin weiter.

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Für Daniel Schmidt ein weiterer Grund, noch einmal zu betonen: "Hört auf damit, Fake-News zu verbreiten! Wenn ihr der Meinung seid, die richtige Partei zu sein, für das Richtige einzustehen, dann macht das bitte mit Argumenten, die nichts mit Menschen zu tun haben, die nichts mit euch zu tun hatten!"

Er selbst plant, eine öffentliche Trauerfeier für seinen Freund im Elbschlosskeller zu veranstalten: "Ihr seid alle herzlich eingeladen, hier mit uns gemeinsam Lars zu gedenken." Wann genau diese stattfinden wird, soll noch bekannt gegeben werden.

Titelfoto: Montage: Jonas Walzberg/dpa, Screenshot/Instagram/danielkellerkind

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