Neues Cannabis-Gesetz erfolglos: "Wer kiffen will, kauft auf dem illegalen Markt"

Hamburg - Die Hamburger Polizei hat am heutigen Donnerstag die Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik 2024 (PKS) vorgestellt.

Polizeipräsident Falk Schnabel und Innensenator Andy Grote (56, SPD, r.) bei der Pressekonferenz zur Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik 2024 (PKS) am Donnerstag.
Polizeipräsident Falk Schnabel und Innensenator Andy Grote (56, SPD, r.) bei der Pressekonferenz zur Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik 2024 (PKS) am Donnerstag.  © Tag24/Madita Eggers

Im vergangenen Jahr ist die Zahl der erfassten Straftaten um vier Prozent gesunken, was eine Rückkehr zu den positiven Entwicklungen der Vor-Corona-Jahre darstelle, so Hamburgs Innensenator Andy Grote (56, SPD).

Besonders bemerkenswert sei der starke Rückgang bei Tötungsdelikten. Im Gegensatz zur intuitiven Wahrnehmung der Bevölkerung ist auch die Zahl der Delikte mit Messer- und Schusswaffeneinsatz im Vergleich zum Vorjahr gesunken.

Messer wurden in 22 Fällen und Schusswaffen in sechs Fällen verwendet, 2023 waren es noch 37 beziehungsweise zwölf Fälle. Wobei in die PKS nur Fälle hineinfallen, die in 2024 wirklich abgeschlossen worden sind. Gerade bei Tötungsdelikten überschneiden sich die Ermittlungsjahre oft, so Grote.

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Insgesamt steigen jedoch sowohl in Hamburg als auch bundesweit die Straftaten, bei denen Schusswaffen eingesetzt werden oder damit gedroht wird. Hierzu zählen allerdings auch Softair-Waffen und Gas-Pistolen.

2024 wurden 117 solcher Fälle in der Hansestadt erfasst, was 1,3 Prozent der Gewaltdelikte ausmacht. In 54 Prozent dieser Fälle handelte es sich jedoch "nur" um waffenrechtliche Verstöße, ohne dass Personen betroffen waren.

Dreiviertel aller Gewaltdelikte spielen sich allein in zwei Stadtteilen ab

V.l.n.r.: Jan Hieber, Leiter des Landeskriminalamtes, Polizeipräsident Falk Schnabel und Innensenator Andy Grote.
V.l.n.r.: Jan Hieber, Leiter des Landeskriminalamtes, Polizeipräsident Falk Schnabel und Innensenator Andy Grote.  © Tag24/Madita Eggers

Allgemein ist die Gewaltkriminalität in Hamburg um 7,2 Prozent weiter angestiegen. Diese umfasst Delikte wie Tötungsversuche, Vergewaltigungen, schwere Körperverletzungen und Raub.

Polizeipräsident Falk Schnabel verstehe, dass dieser Anstieg bei den Bürgern Verunsicherung hervorruft, deswegen sei es besonders wichtig, zu erklären, welche Aspekte dafür verantwortlich sein können.

Zum einen habe Hamburg eine besondere "Tatort-Lage", da rund drei Viertel der 8998 Gewaltdelikte allein in den Stadtteilen St. Pauli und St. Georg verzeichnet werden.

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Schnabel erklärte, dass die erhöhte Polizeipräsenz, vor allem in St. Georg, möglicherweise viele zuvor unregistrierte Taten ins "Hellfeld" gebracht hat, was den statistischen Anstieg erklären könnte. Er betonte, dass der Anstieg nicht zwangsläufig einen realen Anstieg widerspiegelt.

"Signifikant" habe sich dagegen die Lage am Hauptbahnhof verbessert, so Schnabel weiter. Durch Maßnahmen wie die erhöhte Polizeipräsenz, die Einführung des Waffen- und Alkoholkonsumverbots sowie die Ausweitung der Videoüberwachung auf den Bahnhofsvorplatz ist die Gewaltkriminalität dort laut Bundespolizei um 25 Prozent gesunken.

Trotzdem bleibe die Kriminalitätsbelastung in St. Georg weiterhin hoch, weshalb zusätzliche Maßnahmen erforderlich seien, die nicht nur von der Polizei, sondern auch von anderen Institutionen wie der Sozialbehörde umgesetzt werden müssen, so Senator Andy Grote.

Crack-Konsum in Hamburg im Vergleich zu 2015 verzehnfacht

Vor der Beratungsstelle "Drob Inn" in Hamburg-St. Georg ist der Konsum der harten Drogen stark angestiegen. (Symbolbild)
Vor der Beratungsstelle "Drob Inn" in Hamburg-St. Georg ist der Konsum der harten Drogen stark angestiegen. (Symbolbild)  © Christian Charisius/dpa

Wirklich real angestiegen ist dagegen der Konsum harter Drogen – hier wieder besonders im Stadtteil St. Georg, wo allein 82 Prozent des Crack-Konsums in Hamburg rund um die Beratungsstelle "Drob Inn" stattfindet.

Mit 2300 Fällen bis 2023 hat sich Crack-Konsum in den letzten acht Jahren fast verzehnfacht – auch wenn er 2024 wieder um zehn Prozent gesunken ist.

Zudem habe das neue "aus Polizeisicht problematische" Cannabis-Gesetz in Hamburg keine Früchte getragen – auch wenn durch die Legalisierung die Zahl der Rauschgiftdelikte um rund ein Drittel gesunken ist. Allerdings nur aufgrund dessen, dass Cannabis nicht mehr unter das Betäubungsmittelgesetz fällt.

Im Gegenteil: Es habe die Arbeit nur noch erschwert, betonte Jan Hieber, Leiter des Landeskriminalamtes, am Donnerstag.

"Dadurch, dass der Besitz legalisiert wurde, lässt sich der gewerbsmäßige, illegale Handel nur noch erschwert nachweisen." Eine abschreckende Wirkung durch ein Strafverfahren durch die andere Gesetzeslage sei ebenfalls nicht mehr gegeben.

Trotz des Gesetzes bleibe der Schwarzmarkt bestehen, da der private Anbau den Bedarf der Konsumenten nicht decke und die Anbauvereine noch nicht funktionierten. "Um es umgangssprachlich auszudrücken: Wer kiffen will, besorgt sich seinen Cannabis meist noch auf dem illegalen Markt", so Hieber.

Titelfoto: Tag24/Madita Eggers

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