Deutlich mehr Verbrechen in Hamburg: So erklären das Polizei und Politik
Hamburg - Die Kriminalität in Hamburg hat im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. Dennoch wird die Stadt immer sicherer, heißt es von der Innenbehörde. Wieso?
Die Polizei erfasste 234.241 Delikte, hieß es am Donnerstag bei der Vorstellung der polizeilichen Kriminalstatistik für 2023. Im Vorjahr waren es noch 211.239. Ein Anstieg von etwa 10,9 Prozent. Wie kommt das?
"Das vergangene Jahr war von Sonderfaktoren geprägt, die sich auf die Gesamtzahlen maßgeblich ausgewirkt haben und einen Vergleich mit den Vorjahren erschweren. Einen entscheidenden Anteil haben Kontrolldelikte, die ohne unsere massive Präsenz im Innenstadtbereich nicht aufgedeckt worden wären", sagte Polizeipräsident Falk Schnabel (54).
Jede vierte registrierte Straftat beruhe auf Kontrollen. Dadurch kamen über 11.000 Delikte mehr in die Statistik als im Vorjahr. Vor allem rund um den Hauptbahnhof sind viele Streifen unterwegs und kontrollieren. Dadurch würden mehr Straftaten aufgedeckt.
Dabei geht es hauptsächlich um Drogen, Diebstahl und Hausfriedensbruch. Doch auch Schwarzfahren zählt die Polizei. Am Hauptbahnhof wurden 7248 Beförderungserschleichungen erfasst, ein Plus von knapp 30 Prozent.
"Steigende Fallzahlen bei Kontrolldelikten bedeuten mehr Sicherheit", ist sich Innensenator Andy Grote (55, SPD) sicher.
Zwei Stadtteile sind Schwerpunkte
Das Plus an Delikten komme auch dadurch zustande, dass es 2023 keine Corona-Einschränkungen mehr gegeben habe, erklärte Grote. Dagegen hätten sich bis April 2022 die Pandemie-Maßnahmen dämpfend auf die Verbrechen in Hamburg ausgewirkt. Insgesamt bleibe die Kriminalitätslage "sehr stabil".
Außerdem werde die Stadt im Langzeitvergleich (über 45 Jahre) immer sicherer. Dazu trägt auch das hohe Bevölkerungswachstum bei. Je 100.000 Einwohner wurden 12.380 Delikte begangen. Abgesehen von den Corona-Jahren war diese Zahl aber auch 2018 und 2019 niedriger. Grote bezeichnete den Anstieg daher auch als "natürlich ärgerlich".
Kriminalitätsschwerpunkt ist der Bezirk Mitte mit den Stadtteilen St. Georg und St. Pauli. In den übrigen sechs Bezirken gab es nur geringe bis gar keine Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr.
Ein wirklicher Lichtblick: Die Aufklärungsquote liegt in Hamburg bei 48,2 Prozent - das ist der höchste Stand seit 1997.
Titelfoto: Daniel Bockwoldt/dpa