Geisel-Drama am Hamburger Flughafen beendet: Flugbetrieb läuft wieder
Hamburg - Etwa 18 Stunden dauerte die Geiselnahme am Hamburger Flughafen an, nachdem sich am Samstagabend ein bewaffneter Mann (35) illegal Zugang zum Rollfeld verschafft hatte. Am Sonntagnachmittag wurde er verhaftet, seine Tochter (4) ist in Sicherheit. Der Flugbetrieb läuft inzwischen wieder.
Der Mann war am gestrigen Samstagabend mit einem dunklen Auto bis auf das Vorfeld des Airports vorgedrungen. Er hatte mit der Waffe zweimal in die Luft geschossen und brennende Flaschen aus dem Wagen geworfen.
Anschließend hielt er seine Tochter als Geisel und verschanzte sich mit ihr im Auto. Zuvor hatte es nach ersten Erkenntnissen einen Sorgerechtsstreit mit der 39-jährigen Mutter des Kindes gegeben, teilte die Polizei mit.
Nach 18 Stunden voller Verhandlungen konnte der 35-Jährige um 14.25 Uhr schließlich durch die Polizei widerstandslos festgenommen werden. Er verließ gemeinsam mit seiner Tochter das Auto und übergab das Kind an die Einsatzkräfte.
Zwischenzeitlich war davon ausgegangen worden, dass der Mann im Besitz einer scharfen Schusswaffe war und sogar andere Sprengsätze unbekannter Art bei sich hatte. Noch während der Geiselnahme war die Wohnung des 35-Jährigen in Buxtehude durchsucht und Beweismittel sichergestellt worden.
Geiselnehmer reiste mit seiner Tochter im März 2022 unberechtigt in die Türkei
Die Mutter des Mädchens befand sich während des Einsatzes auch am Flughafen und wurde von Einsatzkräften des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) betreut.
Wegen der noch lange andauernden Geiselnahme war eine Kontaktaufnahme allerdings nicht möglich.
Wie die Polizei am Sonntagnachmittag mitteilte, hatte der 35-Jährige seine Tochter schon einmal entführt. Demnach war er im März 2022 unberechtigt mit ihr in die Türkei gereist.
Flugbetrieb am Hamburg Airport ist wieder aufgenommen worden
Kurz nachdem der polizeiliche Einsatz am Hamburger Flughafen beendet war, liefen bereits die Vorbereitungen für eine schnelle Wiederaufnahme des Flugbetriebs in der Hansestadt.
Um 17.49 Uhr teilte der Hamburg Airport via X mit, dass der Flugbetrieb wieder aufgenommen wurde. Dennoch werde es am Sonntag noch "zu erheblichen Annullierungen und Verspätungen" kommen.
Für den morgigen Montag rechnet der Flughafen mit einer Rückkehr zum Normalbetrieb. Fluggäste sollen sich dennoch informieren und bei Bedarf an die jeweilige Airline wenden.
Zahlreiche Flüge annulliert, Menschen müssen teilweise auf dem Boden schlafen
Der Flugverkehr war zuvor seit Samstagabend komplett eingestellt. Mehrere Tausend Passagiere mussten evakuiert werden. Der Flughafen war am Samstag um 20.24 Uhr komplett gesperrt worden.
Ein Großaufgebot der Bundespolizei, Polizeipsychologen und auch das Spezialeinsatzkommando (SEK) waren 18 Stunden im Einsatz.
Auch eine Beweis- und Festnahmeeinheit (BFE+) der Bundespolizei war die ganze Zeit vor Ort, die für die Terrorismusbekämpfung ausgebildet wurde.
Insgesamt mussten mehr als 200 Flüge annulliert werden. Wegen des Ausnahmezustandes wurden seit Samstag außerdem etwa 250 Passagiere am Flughafen untergebracht. Ungefähr 200 Personen schliefen in Hotels.
Laut der Deutschen Presse-Agentur konnten allerdings längst nicht alle in Zimmern schlafen. So mussten Dutzende Menschen in der Lobby eines Flughafen-Hotels schlafen - mit Decken auf dem Boden. Zudem wurden einige Feldbetten aufgebaut.
Versäumnisse beim Sicherheitskonzept des Flughafens?
Der bewaffnete Geiselnehmer war nicht der erste, der sich unbefugten Zutritt zum Flughafengelände verschaffen konnte. Bereits im Mitte Juli waren Aktivisten der "Letzten Generation" mit Fahrrädern auf das Rollfeld vorgedrungen - sie hatten sich durch einen Zaun geschnitten.
Wie eine Flughafensprecherin am heutigen Sonntag gegenüber der dpa sagte, gäbe es dennoch keine Versäumnisse bei der Sicherung des Geländes: "Die Sicherung des Geländes entspricht allen gesetzlichen Vorgaben und übertrifft diese größtenteils."
Da der Flughafen allerdings einer Größe von etwa 800 Fußballfeldern entspricht, könne man nie komplett ausschließen, dass sich unbefugte Personen auf hochkriminelle Art und "mit brachialer Gewalt" Zutritt zum Sicherheitsbereich verschaffen können.
Erstmeldung 5. November 7.58 Uhr, zuletzt aktualisiert 19.57 Uhr.
Titelfoto: Jonas Walzberg/dpa