Amoktat von Hamburg: Immer mehr neue Details - Ermittlungen gegen Beamten
Hamburg - Am Mittwoch hat sich die Hamburger Bürgerschaft erneut mit der Amoktat von Alsterdorf beschäftigt. Innensenator Andy Grote (54, SPD) äußerte im Anschluss gegenüber Medien, dass die Waffenbehörde die Tat wohl nicht hätte verhindern können. Medienberichten zufolge lagen dem Sportschützenverein, in dem Philipp F. (35) trainierte, frühzeitig Hinweise auf eine Verhaltensänderung vor. Am Dienstag leiteten die Behörden außerdem ein Verfahren gegen einen Mitarbeiter der Waffenbehörde ein.
Bereits unmittelbar nach der Tat wurde bekannt, dass es einen anonymen Hinweis auf den späteren Attentäter gegeben hat, in dem von einer möglichen psychischen Erkrankung F.s berichtet wurde und infolge dessen Vertreter der Hamburger Waffenbehörde den 35-Jährigen unangekündigt zu Hause aufgesucht und kontrolliert haben. Die Kontrolle verlief jedoch ergebnislos.
Nach neuen Informationen der Wochenzeitung "Die Zeit" sollen der Polizei und Generalstaatsanwaltschaft Hamburg konkrete Hinweise vorliegen. Nach diesen soll auch der Sportschützenverein, in dem Philipp F. trainierte, von Vertrauten des späteren Amokschützen darüber unterrichtet worden sein, dass dieser "psychisch krank und zunehmend aggressiv" geworden sei.
Die Mitarbeitenden des betreffenden Vereins, des Hanseatic Gun Club, hätten jedoch die Hinweisgeber an die Waffenbehörde bei der Polizei verwiesen, heißt es in dem Bericht.
Hanseatic Gun Club will Hinweis anonym an die Behörden weitergeleitet haben
Wie "Die Zeit" weiter berichtet, lehnte der Hanseatic Gun Club eine Stellungnahme des Berichts gegenüber der Zeitung ab.
Das Nachrichtenportal "t-online" berichtete unterdessen, dass die Mitarbeitenden des Hanseatic Gun Club nach dem Erhalt der Hinweise auf die Verhaltensänderung von Philipp F. umgehen die Polizei kontaktiert hätten, außerdem die Adresse der Waffenbehörde an den Hinweisgeber weitergegeben hätten.
Nach Aussage des Vertrauten von Philipp F. soll nach Rücksprache mit dem Gun Club die Entscheidung gefallen zu sein, die Waffenbehörde anonym zu informieren. Dort ging am 24. Januar 2023 ein anonymes Hinweisschreiben auch ein.
Der gewählte Weg der Anonymität ist deswegen problematisch, weil die Ermittlungsbehörden schon kurz nach der Tat angaben, aufgrund des anonym verfassten Hinweises in ihren rechtlichen Mitteln bei der Weiterverfolgung eingeschränkt gewesen zu sein.
Amoktat von Hamburg: Disziplinarverfahren gegen Beamten eingeleitet
"Die Zeit" berichtet außerdem über ein am Dienstag eingeleitetes Disziplinarverfahren gegen einen Mitarbeiter der Hamburger Waffenbehörde, wegen des erhärteten Verdachts, dass es "disziplinarrechtliche Verfehlungen gegeben hat".
Deswegen sei "ein formelles Disziplinarverfahren eingeleitet und dem Beamten gestern eröffnet worden".
Der Beamte, so Polizeisprecher Vehren weiter, sei mit "sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben in der Waffenbehörde entbunden und wird auf eine noch mit der Personalabteilung abzustimmende Funktion umgesetzt".
Die CDU Hamburg fordert unterdessen in Person ihres innenpolitischen Sprechers Dennis Gladiator (41) die Ablösung von Innensenator Andy Grote (54, SPD) der aufgrund der immer neuen Details zunehmend unter Druck gerät.
Erstmeldung vom 12. April 2023 um 14.16 Uhr, aktualisiert um 15.19 Uhr.
Titelfoto: Markus Scholz/dpa