Amoklauf in Hamburg: Waffenbehörde kannte den Buchtitel von Philipp F. doch

Hamburg - Wie konnte das passieren? Am 9. März erschoss Philipp F. (35) sieben Menschen in den Räumen der Zeugen Jehovas in Hamburg und tötete anschließend sich selbst. Noch immer stellt sich die Frage, ob die Tat hätte verhindert werden können.

Philipp F. (35) erschoss am 9. März 2023 sieben Menschen in einem Gebäude der Zeugen Jehovas.
Philipp F. (35) erschoss am 9. März 2023 sieben Menschen in einem Gebäude der Zeugen Jehovas.  © Jonas Walzberg/dpa

Denn im Fall des Amoktäters schien der Hamburger Waffenbehörde eine bislang unbekannte Fehleinschätzung unterlaufen zu sein, wie der Spiegel nun berichtet. Dabei geht es vor allem um Informationen aus einem Buch, in dem der 35-Jährige offen Wahnvorstellungen verbreitete.

Die Waffenbehörde, die Teil der Hamburger Polizei ist, erhielt im Januar ein anonymes Schreiben, in dem Zweifel an der Psyche von Philipp F. geschildert wurden. Darin ging es auch um sein Buch.

Unmittelbar nach der Amoktat hatte Hamburgs Polizeipräsident Ralf Martin Meyer (63) erklärt, dass seine Mitarbeiter kontrollierten, ob Philipp F. seine Waffe ordnungsgemäß verwahre. Sein Buch hätten sie im Internet allerdings nicht gefunden.

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Selbst bei der Durchsicht seiner Homepage seien die Ermittler nicht auf das Buch gestoßen, wie Meyer zugeben musste. Hätte die Behörde den Inhalt allerdings gekannt, so der Polizeipräsident, hätte sie ein Gutachten in Auftrag geben können, um die Eignung des späteren Amokläufers als Waffenbesitzer zu überprüfen.

Eine Polizeisprecherin räumte nun gegenüber dem Spiegel ein, dass bei Meyers Aussage ein "Missverständnis in der internen Kommunikation" vorgelegen habe.

Mitarbeiter der Waffenbehörde kannten den Titel des Buches, bestellten es aber nicht

Denn die Mitarbeiter der Waffenbehörde hätten Ende Januar zumindest den Titel des Buches "Die Wahrheit über Gott, Jesus Christus und den Satan" entdeckt. Laut Sprecherin schätzten die Beamten den Titel aber nicht als alarmierend ein und verzichteten daher darauf, das Buch "für 64 Euro bei Amazon zu bestellen". Sie suchten stattdessen lieber "den persönlichen Kontakt mit Philipp F.".

Wie Meyer erklärt hatte, stellten die Beamten bei dem Kontrolltermin bis auf einen geringfügigen Verstoß keinerlei Auffälligkeiten fest. Der 35-Jährige hatte lediglich eine Patrone außerhalb des Safes gelagert. Es blieb bei einer mündlichen Verwarnung, wie der Präsident sagte.

Einen Monat später griff Philipp F. zur Waffe und richtete sieben Menschen hin.

Titelfoto: Jonas Walzberg/dpa

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