Bürgermeister äußert sich zu Gerüchten: Naturkundemuseum bald im Elbtower?
Hamburg - Am Mittwoch hat sich Bürgermeister Peter Tschentscher (58, SPD) erstmals zu den mutmaßlichen Plänen geäußert, das neu geplante Hamburger Naturkundemuseum mit dem Arbeitstitel "Evolutioneum" in den Elbtower in der Hafencity einziehen zu lassen.
Bereits vor einigen Tagen hatte der NDR mit Berufung auf eigene Informationen vermeldet, dass es Gespräche des Senats mit der Investorengruppe rund um den Immobilienentwickler Dieter Becken (75) darüber gebe, das Museum in den unteren Bereich des Turms einziehen zu lassen.
Diese bestätigte der Tschentscher am heutigen Mittwoch im Interview mit NDR 90,3 und dem Hamburg Journal: "Jedenfalls sind wir offen. Wir haben immer gesagt, wir stehen mit dem Insolvenzverwalter im Austausch, wenn es Fragen an uns gibt."
Es gelte jedoch weiterhin, dass sich die Stadt "weder finanziell noch organisatorisch" an der Fertigstellung des Elbtowers beteiligt, betonte der Bürgermeister weiter.
Somit macht der rot-grüne Senat höchstwahrscheinlich auch nicht von seinem Wiederkaufrecht Gebrauch, welches dieser am 1. Mai 2024 angemeldet hatte. Noch bis Ende Januar 2025 könnte die Stadt demnach entscheiden, ob sie das Grundstück mit dem aktuell 100 Meter hohen Rohbau wieder zurückkauft. In Aussicht stünden dann Abriss oder die alleinige Fertigstellung.
Seit Ende Oktober 2023 sind die Bauarbeiten am Elbtower eingestellt. Im Januar hatten die ursprünglichen Käufer um den Signa-Konzern von René Benko (46) Insolvenz angemeldet.
Damit der Tower überhaupt weitergebaut werden kann, müssen die Investoren für 30 Prozent der Gebäudeflächen Mieter vorweisen. Inwiefern diese Vorgabe allein mit dem Naturkundemuseum erfüllt wäre, ist nicht bekannt.
"Torschlusspanik" beim Senat? Opposition übt Kritik
Bitten der Investoren, im Elbtower Büroflächen für die Stadt zu mieten, habe Tschentscher nach eigenen Angaben abgelehnt. Gleichzeitig suche die Stadt nach einer Lösung für einen Standort des "Evolutioneums", aber: "Ob diese beiden Themen irgendwann zueinanderkommen, das kann ich heute nicht kommentieren."
Aktuell ist das Naturkundemuseum an drei Standorten in Hamburg als "Museum der Natur" vertreten. Räume im Elbtower wären die Chance, die Sammlung mit mehr als zehn Millionen Präparaten von exotischen und heimischen Tieren wieder unter einem Dach zu vereinen. Das ursprüngliche Gebäude war im Zweiten Weltkrieg zerstört worden.
Die Opposition sieht die möglichen Pläne für den "Kurzen Olaf" jedoch kritisch. "Die Frist für das Wiederkaufrecht, die Bundestags- und die Bürgerschaftswahl lassen beim Senat Torschlusspanik aufkommen. Zu gerne würde er den Mühlstein Elbtower vom Hals bekommen", so Heike Sudmann (62, die Linke), Sprecherin für Stadtentwicklung.
Ein Vorwurf der Opposition ist, dass ein Naturkundemuseum im Elbtower den Forderungen der Investoren nachkommen würde. Allen voran des Milliardärs Klaus-Michael Kühne (87), der als Teil der Investorengruppe von Dieter Becken von der Stadt verlangt hatte, den Elbtower zu einem "guten Ende zu führen".
"Das wiederholt vorgetragene Versprechen des Bürgermeisters, dass keine Steuergelder investiert werden sollen, wäre damit gebrochen", betonte CDU-Fraktionschef Dennis Thering (40). Zumal das Naturkundemuseum vom Bund mitgetragen wird.
Titelfoto: Gregor Fischer/dpa