Raupen-Alarm in Hamburg! Diese beliebten Büsche sind ihre Leibspeise
Hamburg - Viele Gartenbesitzer in Hamburg dürften sich gerade fragen, was denn mit ihren sonst so schön in Form geschnittenen Buchsbäumen los ist.

Statt üppigem Grün gibt es vielerorts kahle Stellen und angefressene Blätter zu sehen. Schuld daran ist ein Schmetterling.
Meist tief im Busch und in einem Gespinst versteckt fressen Raupen des Buchsbaumzünslers an Blättern und Rinde. Zurück lassen sie höchstens ein paar Stiele.
Der eigentlich in Ostasien heimische Schmetterling wurde eingeschleppt, im Jahr 2006 wurde er erstmals in Deutschland nachgewiesen. Seitdem breitet sich das Insekt rasend schnell aus.
Vor allem in Süddeutschland wird der Buchsbaumzünsler auch als Plage bezeichnet, da die Raupen ganze Büsche und Hecken auffressen. Sie haben ausschließlich auf Buchsbäume Appetit. Die Schäden sind verheerend. Im schlimmsten Fall sterben die Bäume komplett ab.
Natürliche Feinde gibt es kaum, auch wenn inzwischen wohl manche Vögel auf den Geschmack kommen. Mittlerweile hat die invasive Art Norddeutschland erreicht. Viele Regionen Niedersachsens sind betroffen.
Erste Meldungen über Sichtungen in Hamburg stammen aus dem Jahr 2018, erklärt Malgorzata Rybak, Leiterin des Planzenschutzdienstes Hamburg, auf TAG24-Nachfrage. Die Wissenschaftlerin nennt das Vorkommen des Buchsbaumzünslers in der Hansestadt "lästig und problematisch".
Behörde bietet Beratung für private Gärtner an

Gut möglich, dass das Insekt bereits länger in Hamburg heimisch ist. Ein Anzeichen dafür sind Suchbegriffe bei Google, die der Konzern auswertet.
Auf den ersten Blick ist mit dem Dienst Google Trends nämlich sichtbar, dass die Hamburger seit acht Jahren zunehmend nach dem Begriff Buchsbaumzünsler suchen.
Vor allem zur Hochphase der Raupenentwicklung im Mai und im August steigt das Interesse sprunghaft an.
Ein vorläufiger Höhepunkt markiert der vergangene Sommer. Und es zeichnet sich seit Ende April eine weitere Zunahme ab.
Grund dafür dürfte die weitere Ausbreitung in der Stadt sein. Ein Blick in die Nachbarschaft zeigt: Im vergangenen Jahr noch unbefallene Buchsbaumbüsche sind in diesem Jahr voller Raupen.
"Trotzdem gab es bis jetzt in Hamburg keine sehr starke Nachfrage", sagt Malgorzata Rybak. Es gebe vereinzelt Anfragen von privaten Gärtnern. Die Behörde bietet für sie spezielle Beratungen zu Pflanzenkrankheiten und Schädlingen an.
Zwei Generationen Raupen schlüpfen pro Jahr

Wichtigster Rat, den die Pflanzenschützer dabei geben, ist rechtzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Denn die Buchsbaumzünsler legen zweimal pro Jahr Eier. Von Ende März bis Anfang Juni sowie bis August fressen sich die Raupen satt.
Eine Generation überwintert sogar im Larvenstadium in den Büschen. Ihnen können anscheinend starke Fröste wenig anhaben.
Was können Gärtner also gegen den Schädling unternehmen?
Die Leiterin des Planzenschutzdienstes Hamburg verweist auf ein Merkblatt der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.
Wer Raupen des Buchsbaumzünslers an seinen Buchsbäumen entdeckt, soll sie:
- mit einem harten Wasserstrahl (z. B. mit einem Hochdruckreiniger) abspülen oder
- per Hand einsammeln und in kochendem Wasser abtöten.
Außerdem kann ein Rückschnitt der Buchsbäume den Befall reduzieren, vor allen im Frühjahr, wenn die jungen Raupen noch überwintern und so einfach erfasst werden könne. Der Grünschnitt sollte nicht selbst kompostiert werden, sondern verbrannt, in den Restmüll oder in die Kompostierungsanlage gegeben werden.
Auch Insektizide können helfen, diese wirken aber oft nur bei jungen Raupen, die meist schwer zu entdecken sind. Wer sich dazu entschließt, sollte sich auf jeden Fall beraten lassen.
Sicher ist nur, dass der Buchsbaumzünsler nicht einfach verschwinden wird. Schlimmstenfalls müssen sich Hobbygärtner darauf einstellen, Ersatz für ihre geliebten immergrünen Buchsbäume zu finden. Möglich ist aber auch, dass die heimische Vogelwelt die Raupen auf den Speiseplan nimmt und den Gartenbesitzern zu Hilfe eilt.
Titelfoto: TAG24/Oliver Wunder