Hamburg - Der sogenannte Verbindungsbahn-Entlastungstunnel (VET) in Hamburg verzögert sich wohl massiv. Steht das Mega-Projekt gar ganz vor dem Aus?
Bereits vor wenigen Monaten wich Verkehrssenator Anjes Tjarks (43, Grüne) auf Nachfragen dazu geschickt aus. Aus Kreisen von Verkehrsexperten hieß es da bereits, angesichts des Haushaltslochs des Bundes könne der Tunnel wohl nicht finanziert werden.
Bis Ende dieses Jahres wollte der Senat eigentlich die endgültige Trasse des Bauwerks aus den zwei verbliebenen Varianten zwischen Hauptbahnhof und Altona beschließen. Das Jahr ist fast um.
Jetzt deutet sich mindestens eine deutliche Verzögerung an. "37 andere Bahnkorridore müssen auch noch finanziert werden", sagte Tjarks bei der Landespressekonferenz am Dienstag. Man rede "intensiv" mit dem Bund, der stehe weiterhin zur Finanzierung. Doch die rot-grüne Minderheitsregierung hat keine Mehrheit und zudem stehen vorgezogene Neuwahlen an.
Die Schienenprojekte werden vermutlich auch Gegenstand der Auseinandersetzung bei der Bundestagswahl sein, meinte Tjarks. "Mit den entsprechenden Haushaltsbeschlüssen des Deutschen Bundestags, die Voraussetzung dafür sind, hier entsprechend voranzukommen." Kein Beschluss, kein Geld, kein VET - so einfach ist die Rechnung.
Bundesverkehrsministerium äußert sich zum VET in Hamburg
TAG24 fragte beim Bundesministerium für Digitales und Verkehr nach. Auch dort gab es eher ausweichende Antworten.
"Trotz erheblicher Finanzierungsrestriktionen haben der Erhalt und der Ausbau der Leistungsfähigkeit des Knotens Hamburg für den Bund, die DB InfraGO AG und die Freie und Hansestadt Hamburg weiterhin hohe Priorität", teilte eine Sprecherin mit.
Daher seien alle Beteiligten aktuell in "intensiven Abstimmungen zur weiteren Entwicklung des Knotens Hamburg". "Diese sind abzuwarten", so die Sprecherin. Werden also bereits günstigere Alternativen gesucht, um den Deutschlandtakt in Hamburg zu ermöglichen?
Klar ist: Es wird dauern. Denn vermutlich wird eine neue Bundesregierung erst im späten Frühling oder Sommer 2025 arbeitsfähig sein. Bis dahin verzögert sich die Entscheidung zum VET mindestens. Die Kosten für das Projekt schätzte die Bahn vor vier Jahren auf 2,6 Milliarden Euro. Kritiker wie die Initiative "Prellbock Altona" gehen von deutlich mehr aus, da die Bauarbeiten für den VET sehr komplex werden dürften, sie werfen eher 9 Milliarden Euro in den Raum.
Falls der VET nicht kommt, könnte das ganz im Interesse des Senats sein. "Der Bund wollte den S-Bahn-Tunnel", so Tjarks. Wie Hamburg künftig dazu steht, wird sich wohl erst nach der Bürgerschaftswahl Anfang März zeigen.