Milliarden-Schock! Kosten für neue U5 steigen um gut 60 Prozent

Hamburg - Kostenexplosion beim Bau der neuen U-Bahnlinie 5 in Hamburg! Statt 1,75 Milliarden Euro werde das rund 5,8 Kilometer lange Teilstück zwischen Bramfeld und der City Nord im Osten der Stadt voraussichtlich 2,86 Milliarden Euro kosten, teilte die Verkehrsbehörde am Freitag mit.

Verkehrssenator Anjes Tjarks (42, Grüne) begründet die Kostenexplosion mit gestiegenen Baukosten. (Archivbild).
Verkehrssenator Anjes Tjarks (42, Grüne) begründet die Kostenexplosion mit gestiegenen Baukosten. (Archivbild).  © Georg Wendt/dpa

Grund für die Preissteigerung um bis zu fast 62 Prozent sei nahezu ausschließlich die historisch hohe Bauinflation. Ebenfalls deutlich teurer wird die U4 Horner Geest. Dort klettern die Kosten den Angaben zufolge von 465 Millionen Euro auf 561 Millionen Euro. Die Linken in der Hamburgischen Bürgerschaft sehen sich in ihrer immer wieder geäußerten Kritik bestätigt. Zuerst hatte das Hamburger Abendblatt berichtet.

Die U5 und die U4 seien solide geplant, sagte Verkehrssenator Anjes Tjarks (42, Grüne). "Wir sehen aber, dass überall in Deutschland und Europa die Kosten für Bauprojekte erheblich steigen, weil durch Corona und die russische Aggression in der Ukraine die Baupreise und die damit verbundenen Risiken für die ausführenden Unternehmen deutlich steigen." In der Folge seien die Baupreise in den vergangenen Jahren so stark wie seit 50 Jahren nicht mehr gestiegen.

Finanzsenator Andreas Dressel (48, SPD) sagte, Hamburg habe schon vor Jahren für den Schnellbahnausbau Vorsorge getroffen. "Wir haben ein Sondervermögen eingerichtet, um Finanzierungsspitzen im Schnellbahnausbau abzufedern." Momentan befände sich darin rund eine Milliarde Euro. "Wir überlassen diese große Finanzierungsaufgabe nicht der jeweiligen Haushaltslage, sondern planen langfristig."

Kritik von der Linken an Kostensteigerung für U5

Bürgermeister Peter Tschentscher (57, SPD) und Verkehrssenator Anjes Tjarks (42, Grüne) kamen Ende September 2022 zum symbolischen U5-Spatenstich.
Bürgermeister Peter Tschentscher (57, SPD) und Verkehrssenator Anjes Tjarks (42, Grüne) kamen Ende September 2022 zum symbolischen U5-Spatenstich.  © Gregor Fischer/dpa

Nach Behördenangaben sind allein im vergangenen Jahr die Baukosten um etwa 16 Prozent und die Baunebenkosten um rund zehn Prozent gestiegen. Das Ausmaß dieser Kostensteigerung sei in der Nachkriegsgeschichte nur mit den Ölkrisen der 1970er Jahre vergleichbar und unmöglich vorherzusehen gewesen. Für 2023 und 2024 würden nun eine Inflation von 10,3 beziehungsweise 2,9 Prozent angesetzt. Von 2025 an werde mit einer jährlichen Inflationsrate von 4,8 Prozent gearbeitet.

"Kein Wunder, dass der Senat seit Monaten nicht mit der aktuellen Kostenschätzung für die U5-Ost rausrückt", sagte die Linken-Verkehrsexpertin Heike Sudmann (60). Gut 60 Prozent mehr Kosten für eine U-Bahn, die zu wenig Fahrgäste zwischen Bramfeld und City Nord aufweise und deren Klimabilanz im Bau verheerend sei, ließen sich schlecht verkaufen. "Ganz zu schweigen von den noch nicht bezifferten Zusatzkosten für "grünen" Beton und "grünen" Stahl."

Der Nutzen-Kosten-Faktor der U5-Ost liege unter 1, weshalb der Bund für diesen Streckenabschnitt keine Zuschüsse gewähre. Der Senat hoffe daher, mit der gesamten U5 einen Faktor größer als 1 und damit einen bis zu 75-prozentigen Zuschuss des Bundes zu erhalten. "Das Prinzip Hoffnung ist keine vorausschauende Finanzpolitik, sondern ein untragbares Risiko", sagte Sudmann.

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Bei einer soliden Planung hätte der Senat Alternativen zum U-Bahn-Bau geprüft und sich für eine deutlich günstigere Straßenbahn entschieden. "Nun steht er dumm da."

Titelfoto: Georg Wendt/dpa

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