Sternbrücken-Anwohner werfen Politikern zu wenig Respekt vor: "Wir sind fassungslos!"
Hamburg - Wie angekündigt hat die Deutsche Bahn (DB) am Samstag mit den Baumfällarbeiten rund um die Sternbrücke in Hamburg-Altona begonnen. Für die Gegner des umstrittenen Neubaus ein übereiltes "Hauruck-Verfahren".
Nach Angaben der "Initiative Sternbrücke" sind die ersten 20 Bäume in der Brammerfläche und in den Hinterhöfen in der Stresemannstraße gefällt worden. Bis Ende Mai sollen insgesamt 40 Bäume abgeholzt werden, wie die DB mitteilte.
Mit dem Abriss der fünf Gebäude unterhalb der alten Sternbrücke wird aktuell noch bis Mitte März gewartet. "Damit kommt die DB auch dem Wunsch entgegen, mit dem Abriss zunächst vier Wochen zu warten", sagte ein Bahnsprecher am auf TAG24-Nachfrage.
Die Anwohnerinitiative hatte auf einen sofortigen Baustopp und eine mindestens vierwöchige Pause gepocht, um den erst vor einer Woche genehmigten Planfeststellungsbeschluss vor Gericht prüfen und Klage einreichen zu können.
Die politische Verantwortung dafür, dass die Baumfällarbeiten dennoch umgesetzt worden sind, sieht die Initiative vor allem bei Verkehrssenator Anjes Tjarks (42) und Altona-Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (59, beide die Grünen).
"Offensichtlich halten sie es nicht für nötig, den über 60 Organisationen und Gruppen mit Respekt zu begegnen, die noch vor Kurzem einen Schutz der Bäume bis zum Ende der Klagefrist Mitte März verlangt haben", sagte Marlies Thätner, Sprecherin der Initiative Sternbrücke, am Samstag. Eine Ansage seitens der Politiker zum Schutz der Bäume sei "problemlos" möglich gewesen.
"Die Deutsche Bahn, Verkehrsbehörde und Bezirk sitzen nach unserer Kenntnis wöchentlich zusammen, um den Neubau eng zu begleiten", so Thätner weiter.
Sternbrücken-Demo muss erneut von der Polizei aufgelöst werden
Gegen 8 Uhr am Samstagmorgen hatten die ersten Anwohner die "Initiative Sternbrücke" über die begonnenen Baumfällarbeiten informiert.
Kurz danach hatten sich mehrere Gegner des Neubaus zu einer spontanen Kundgebung versammelt, um gegen die Arbeiten zu protestieren.
Gegen 10 Uhr wurde die aus rund 18 Personen bestehende Demonstration jedoch von der Polizei aufgelöst, weil erneut keine Anmeldung vorlag, wie die Polizei mitteilte.
"Wir sind fassungslos", empörte sich Thätner. "So sieht es also aus, wenn der SPD-Bürgermeister und sein grüner Verkehrssenator Verkehrswende spielen. Sie wollen die Straße breiter machen und planen dafür eine Monster-Sternbrücke, entgegen dem Protest der Anwohnenden, und sie richten damit großen Schaden an!"
Die DB widerspricht diesen Vorwürfen: "Uns war es immer ein Anliegen, das Bauprojekt so sozial- und umweltverträglich wie möglich umzusetzen - im engen Austausch mit der Politik sowie den betroffenen Anwohner:innen", betonte der Bahnsprecher gegenüber TAG24.
"Deshalb hat die DB in den letzten Jahren im intensiven Austausch mit allen Beteiligten eine Vielzahl inhaltlicher und fachlicher Belange berücksichtigt. Die Hinweise aus diesem Beteiligungsprozess sind in die Planung der neuen Brücke eingeflossen, deren Entwurf daraufhin immer wieder angepasst und optimiert wurde", fügte er hinzu.
Titelfoto: Montage: Lenthe-Medien, Stephan Pflug