Enttäuschung über Pläne für Paloma-Viertel: "Dumm, brutal und teuer"
Von Markus Klemm
Hamburg - Rund eineinhalb Monate nach Veröffentlichung der neuen Pläne zur Bebauung des Paloma-Viertels in Hamburg St. Pauli hat sich die Planbude als Vertreterin der Anwohner tief enttäuscht zu Wort gemeldet.
"Der neue Entwurf wird dumm, brutal und teuer", heißt es in einer auf Facebook veröffentlichten Erklärung. Es entstehe ein utilitaristischer Riesenklotz ohne Nachbarschaftsbezug, "entworfen von ChatGPT auf Basis einer Exceltabelle".
Die Planbude war nach dem Abriss der sogenannten Esso-Häuser und der namensgebenden Tankstelle unweit des Spielbudenplatzes und der Reeperbahn 2014 im Auftrag des Bezirks Mitte gegründet worden und sollte die Anliegen und Wünsche von Interessenvertretern und Anwohnern bündeln.
Es sei unglaublich viel Wissen und Vertrauen in diesen Prozess geflossen, viele Menschen, Läden und Initiativen hätten sich bereitgehalten und tausende Stunden und Geld investiert, erklärten die Planbuden-Vertreter. Doch "nichts davon wird umgesetzt".
Die Bayerische Hausbau hatte die nach der berühmten Kiez-Tankstelle benannten "Esso-Häuser" 2009 gekauft. Im vergangenen November teilte der rot-grüne Senat dann mit, dass die städtische Wohnungsgesellschaft Saga und der Immobilienentwickler Quantum das Areal übernehme.
Weniger Wohnungen, aber fast doppelt so viele Hotelzimmer
Die Pläne der neuen Eigentümer weichen jedoch deutlich von den Ideen der Planbude ab. Nun sollen bis zum ersten Halbjahr 2028 insgesamt 164 öffentlich geförderte Wohnungen, eine Kita sowie Flächen für eine nachbarschaftliche Nutzung entstehen. Geplant ist auch ein Hotel mit rund 350 Zimmern und ein Haus der Kreativwirtschaft, das auf sieben Etagen für kreative Nutzungen vorgesehen sei und im Erd- und Untergeschoss Platz für einen Livemusik-Club haben soll. Das Investitionsvolumen wurde auf 200 Millionen Euro beziffert.
Dem gegenüber stehen die damals eigentlich verbindlich verabredeten Ideen der Planbude. Die Zahl der Wohnungen sei um knapp 40 gesunken, dafür habe sich die Zahl der Hotelzimmer fast verdoppelt.
Zudem fehlten unter anderem der "Stadtbalkon" und die dadurch erschlossene Ladenfläche im Obergeschoss mit Publikumsverkehr.
Titelfoto: Niklas Graeber/dpa