99 Thesen gegen Bau der "Monster-Sternbrücke": "Seit Wochen ist die Kultur tot!"
Hamburg - Im Kampf gegen den von der Deutschen Bahn (DB) geplanten Neubau der Sternbrücke in Hamburg-Altona gibt die "Initiative Sternbrücke" nicht auf. Stellvertretend für alle Gegner der "Monsterbrücke" hat Marlies Thätner, Sprecherin der Initiative, am Wochenende 99 Thesen ans Rathaus Altona geschlagen.
"Martin Luther brauchte vor gut 500 Jahren immerhin 95 Thesen, um den Ablasshandel der katholischen Kirche und weiteres zweifelhaftes Geschäftsgebaren zu kritisieren. Wir haben vier mehr!", betonten die Unterstützer der "Initiative Sternbrücke" auf Instagram.
Alle Thesen können auf dem Social-Media-Kanal in einzelnen Posts nachgelesen werden und reichen von "Man kann das Schicksal der Menschen positiv verändern. Aber nicht, wenn man Monsterbrücken baut und dafür Bäume fällt (These 1)" bis hin zu "Es ist völlig unproblematisch, 99 kritische Thesen zur geplanten Monster-Sternbrücke aufzustellen (These 99)".
Seit Anfang vergangener Woche bereitet die DB die Abrissarbeiten an der Sternbrücke vor und wird diese, sobald der Planfeststellungsbeschluss vorliegt - trotz der Proteste - unverzüglich durchführen, wie ein Bahnsprecher gegenüber TAG24 bestätigte.
Mit dem offiziellen "Go" der Stadt rechnet die Bahn noch in dieser Woche.
Für den Neubau der Sternbrücke müssen mehrere Gebäude und zahlreiche Bäume weichen. Besonders bedauerlich sei neben dem dadurch entstehenden Verkehrszuwachs der Verlust zahlreicher Kulturstätten, wie die Initiative mitteilte.
"Initiative Sternbrücke" auf Instagram
Diese Kult-Clubs mussten schon für den Neubau der Sternbrücke umziehen
Zahlreiche Clubs - die unter der Brücke ihr Zuhause gefunden hatten - waren bereits Anfang Januar ausgezogen. Darunter "Waagenbau", "Fundbureau" und "Astra Stube".
"Wir freuen uns, dass für die Mehrheit der Clubs bereits neue Standorte gefunden sind", so die DB auf ihrer Webseite.
Die "Initiative Sternbrücke" sieht das ein bisschen anders: "Seit sechs Wochen ist die Kultur an der Sternbrücke tot. Die Kreuzung ist zu einer normalen Autostraßenkreuzung geworden - das Leben ist der Verkehrsoptimierung in naher Zukunft geopfert worden", so Marlies Thätner.
Doch Aufgeben kommt für die Aktivisten nicht infrage: Mit ihren 99 Thesen unterstützten die Gegner ihre Forderung von einer mindestens vierwöchigen Wartezeit, um den Planfeststellungsbeschluss juristisch prüfen zu lassen und Klage dagegen einreichen zu können.
"Wir wollen nicht zulassen, dass die Bahn das Viertel zerstört, bevor wir überhaupt eine Chance gehabt haben, die aktuelle Planung zu lesen und zu verstehen", so Thätner.
Titelfoto: Montage: Screenshot/Instagram/initiativesternbruecke