Abseits der Publikumsmagneten: Hamburger Hafengeburtstag zeigt sich von seiner bunten Seite

Hamburg – Sehr zur Freude der Betreiber gingen die Feierlichkeiten des 834. Hafengeburtstags am Samstag auf einer "gemütlichen Elbe" weiter. Zwar zeigte sich der Himmel weiterhin von seiner grauen Seite, dafür wehten nur milde Winde und auch die angekündigten Regenschauer ließen auf sich warten. Highlights wie dem weltweit einzigartigen Schlepperballet stand also nichts im Weg. TAG24 war vor Ort.

Musikerin Enna vor der "Streetlife am Fischmarkt" Bühne. Noch bis 21 Uhr am heutigen Samstag treten hier erstmalig Straßenmusiker:innen auf.
Musikerin Enna vor der "Streetlife am Fischmarkt" Bühne. Noch bis 21 Uhr am heutigen Samstag treten hier erstmalig Straßenmusiker:innen auf.  © Madita Eggers/TAG24

Vielfalt steht beim Hamburger Hafengeburtstag ganz oben auf der Liste. Und diese zeigt sich nicht nur in Veranstaltungen wie der "Harbour Pride" oder den unterschiedlichen Schiffen, die ihre Showruns vor den Landungsbrücken fuhren, sondern auch in den eher kleineren Events abseits der Publikumsmagneten wie dem maritimen Feuerwerk oder der Paraden.

"Streetlife am Fischmarkt" ist eine dieser Aktionen. Zum allerersten Mal bot der Hafengeburtstag dieses Jahr auch Straßenmusikern eine Bühne. Dort, wo sonst die Marktschreier ihre Produkte bewerben, versuchten die Künstler und Künstlerinnen ein bisschen an Sichtbarkeit zu gewinnen.

"Unsere Auftrittsmöglichkeiten waren pandemiebedingt ja eh sehr begrenzt und momentan ist es sehr schwierig, überhaupt Bühnen zu finden, weil die großen Künstler erstmal irgendwo spielen, damit die Clubs voll werden und die Verluste wieder ausgeglichen werden", erklärte Künstlerin Enna im Gespräch mit TAG24.

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Die gebürtige Sächsin kam vor zehn Jahren mit einem einzigen Koffer im Gepäck nach Hamburg. Quasi sofort nach ihrer Ankunft habe sie mit einer "verstaubten Gitarre" eines Freundes angefangen, auf Hamburgs Straßen zu spielen. Auch heute steht die Vollblutmusikerin und Gesangslehrerin noch an ihren "Wohlfühlecken" rund um den Baumwall, um ihre Lieder zu üben und auch zu testen:

"Auf der Straße muss ich den ersten Schritt machen, anders als im Club, wo Leute Tickets für dich kaufen und ungefähr wissen, was sie erwartet. Dadurch lernt man viele verschiedenen Leute kennen und erlebt krasse Dinge", so die Musikerin über den Reiz der Straßenmusik.

Das weltweit einzigartige Schlepperballet begeisterte auch bei Schmuddelwetter

Bunte Pyrotechnik wurde zum Ende des traditionellen Schlepperballetts an Bord der Schlepper gezündet.
Bunte Pyrotechnik wurde zum Ende des traditionellen Schlepperballetts an Bord der Schlepper gezündet.  © Jonas Walzberg/dpa

Der Zoll nutzt den Hafengeburtstag zur Aufklärung

Viele Besucher gingen am Samstag im Rahmen der "Open-Ship-Aktion" an Bord des Zollschiffes "Borkum".
Viele Besucher gingen am Samstag im Rahmen der "Open-Ship-Aktion" an Bord des Zollschiffes "Borkum".  © Madita Eggers/TAG24

Zwar nicht für mehr Sichtbarkeit, aber für mehr Verständnis ist das Zollschiff "Borkum" seit vielen Jahren Teil der "Open-Ship-Aktion". Noch bis Sonntagnachmittag können die Besucher des Hafengeburtstages kostenlos das Schiff an den Landungsbrücken besichtigen.

"Für uns ist es wichtig, dass das Verständnis in der Bevölkerung dafür wächst, wozu der Zoll überhaupt da ist", sagte der 2. Nautische Offizier Schüler gegenüber TAG24. "Als Zoll wird man ja auch ein bisschen abgelehnt und wir versuchen unseren Ruf aufzuwerten und über unserer vielfältigen Aufgaben aufzuklären."

Neben der zollamtlichen Überwachung des Warenverkehrs über die Grenzen, der Fischereiaufsicht und schifffahrtspolizeilichen Aufgaben sei vor allem der Umweltschutz ein immer großer werdendes Thema. Dabei gehe es vor allem um sogenannte "Sludge Tanks", die mit Verbrennungsrückständen sowie Alt- und Schmutzöl befüllt werden und kostenpflichtig in Häfen entsorgt werden müssten.

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"Es gibt aber halt welche, die meinen, kein Geld bezahlen zu müssen und wollen es dann außenbords geben und verschmutzen so unsere Meere." Meere und Küsten zu schützen sei dem Zoll auch als Teil der Küstenwache ein großes Anliegen.

Während der Feierlichkeiten schippern viele unterschiedliche Arten von "Schiffen" über die Elbe.
Während der Feierlichkeiten schippern viele unterschiedliche Arten von "Schiffen" über die Elbe.  © Madita Eggers/TAG24

Eintauchen in die koreanische Kultur an der Kehrwiederspitze

Der Vorstand des "Vereins koreanischer Frauen e.V. in Hamburg" rund um die erste Vorsitzende (r.) Ok-Hee Neumann veranstaltet seit Jahren die Live-Anprobe der traditionellen koreanischen Kleidung "Hanbok" bei der "Langen Nacht der Konsulate". Am Samstag fand diese mit großem Erfolg erstmalig beim Hafengeburtstag statt.
Der Vorstand des "Vereins koreanischer Frauen e.V. in Hamburg" rund um die erste Vorsitzende (r.) Ok-Hee Neumann veranstaltet seit Jahren die Live-Anprobe der traditionellen koreanischen Kleidung "Hanbok" bei der "Langen Nacht der Konsulate". Am Samstag fand diese mit großem Erfolg erstmalig beim Hafengeburtstag statt.  © Madita Eggers/TAG24

Zahlreiche Menschen zog am Samstag auch das Korea-Busan-Festival an der Kehrwiederspitze an. Die Republik Korea ist der diesjährige Länderpartner des Hafengeburtstags. Seit 2010 besteht eine Hafenpartnerschaft zwischen dem Hamburger Hafen und dem Hafen von Busan.

Mithilfe verschiedenen Ständen können die Besucher in die Kultur Busans eintauchen. Eine lange Schlange bildete sich am Samstag vor allem bei der Live-Anprobe der traditionellen koreanischen Kleidung "Hanbok".

Organisiert wurde diese von dem "Verein koreanischer Frauen e.V. in Hamburg", der bereits seit über 60 Jahren besteht und damals von ehemaligen Krankenschwestern gegründet wurde. Eigentlich ist die Live-Anprobe fester Bestandteil der "Lange Nacht der Konsulate", doch dieses Jahr fand diese direkt am Hafen statt.

Über den großen Andrang hat sich die erste Vorsitzende des Vereins, Ok-Hee Neumann, aber nicht gewundert. "Das sind wir gewöhnt. Viele Mädchen und auch Jungs sind so verrückt nach der eleganten und anmutigen Kleidung", so Neumann gegenüber TAG24.

Auf einer Bühne durfte jeder Teilnehmer sein Outfit präsentieren und die Mitglieder des Vereins erzählten die Geschichten hinter der Kleidung. "Für uns ist es wichtig, unsere Kultur zeigen. Wir sind sehr gut integriert, wir haben lange im Krankenhaus gearbeitet und können dadurch auch sehr gut Deutsch und haben die Deutsche Kultur sehr gut angenommen. Nichtsdestotrotz möchten wir unsere Kultur auch erhalten", betonte Neumann.

Die Feierlichkeiten zum 834. Hafengeburtstag gehen noch bis Sonntagnachmittag. Mit der stets spektakulären Auslaufparade um 16.30 Uhr vor den Landungsbrücken sagt Hamburg "Tschüs und auf Wiedersehen bis 2024!"

Titelfoto: Jonas Walzberg/dpa

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