50 Jahre "Fielmann": Von einer Nordsee-Filiale zum Optiker-Riesen

Hamburg – Günther Fielmann (83) revolutionierte mit seiner Geschäftsidee die Branche. Sein Ziel: Geld verdienen mit vielen günstigen statt mit wenigen teuren Brillen.

Seit 50 Jahren bietet das Unternehmen modische Brillen auch für den kleinen Geldbeutel an. (Symbolbild)
Seit 50 Jahren bietet das Unternehmen modische Brillen auch für den kleinen Geldbeutel an. (Symbolbild)  © Christophe Gateau/dpa

Als der junge Optiker Günther Fielmann sich kurz nach seinem 33. Geburtstag am 21. September 1972 mit einem eigenen Laden in Cuxhaven selbstständig macht, hat er bereits einen festen Plan: Er will die bis dahin handwerklich geprägte Optikerszene aufmischen.

Und er lockt Kunden mit dem Versprechen, auch für kleines Geld modische Brillen zu bieten, die nicht nur eine notwendige Sehhilfe sind - damals eine Marktlücke.

Von Anfang an setzte Fielmann auf Expansion. Schnell eröffnet er weitere Filialen - auch das eine Innovation in der Branche.

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"Der wirtschaftliche Erfolg beruht darauf, dass Günther Fielmann als Erster die Idee hatte, die Kassenbrille salonfähig zu machen und mit mehreren Filialen zu arbeiten", sagte der Präsident des Zentralverbandes der Augenoptiker und Optometristen (ZVA), Thomas Truckenbrod, der Deutschen Presseagentur.

"Bis dahin war jeder Optiker ein inhabergeführter Handwerksbetrieb mit allenfalls einigen Angestellten."

Werbung und Sonderverträge mit den Krankenkassen führen zum Erfolg

Der Gründer der Fielmann AG, Günther Fielmann (l.), und sein Sohn Marc (33), der heute das Familienunternehmen führt.
Der Gründer der Fielmann AG, Günther Fielmann (l.), und sein Sohn Marc (33), der heute das Familienunternehmen führt.  © Christophe Gateau/dpa

Dass Brillentragen in den ersten Jahren des Fielmann'schen Start-ups nicht unbedingt modischen Spaß verhieß, wissen heute nur noch ältere Jahrgänge der Boomergeneration.

Damals zählte eine medizinisch notwendige Sehhilfe noch zum gesetzlichen Leistungskatalog der Krankenkassen - aber die kostenlosen "Kassenbrillen" waren alles andere als ein Hingucker.

"Zu der Zeit wurden Millionen über die Kassenbrille diskriminiert", erinnerte sich Fielmann einmal. "Sie trugen sozusagen den Nachweis ihres niedrigen Einkommens auf der Nase."

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Um das zu ändern, schließt Fielmann 1981 zunächst mit einer AOK einen Sondervertrag zur Produktion von 90 unterschiedlichen Kassenbrillen. Alle großen Krankenkassen schließen sich in den Folgejahren an. Fielmann wird endgültig zum Magnet für mode- und preisbewusste Brillenträger.

Legendär wird ein Werbespot, in dem ein kleines Mädchen stolz seine neue Kinderbrille zeigt und am Ende sagt: "Und mein Papi hat keinen Pfennig dazu bezahlt." Das Unternehmen selbst preist dies als "Demokratisierung der Brillenmode".

Jede zweite der in Deutschland verkauften Brillen ist von "Fielmann"

50 Jahre nach dem Start des ersten Geschäftes ist Fielmann ein börsennotierter Multi und - seit 2019 unter der Führung von Günther Fielmanns Sohn Marc - mit 22.000 Beschäftigten in 16 europäischen Ländern aktiv. Allein in Deutschland gibt es zurzeit rund 610 Filialen. Gemessen an 11.280 augenoptischen Betriebsstätten hierzulande klingt das wenig.

Aber in den Fielmann-Filialen geht rund jede zweite der in Deutschland verkauften 12,8 Millionen Brillen (2021) über den Ladentisch. Allein Fielmann kommt nach ZVA-Daten auf etwa 22 Prozent des gesamten Branchenumsatzes.

Titelfoto: Christophe Gateau/dpa

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