Alleinerziehende Mutter sieht Sohn (3) kaum aufwachsen und wagt lebens-verändernden Schritt
Offenbach - Viele erwerbstätige Eltern werden es kennen - und sicherlich nicht nur einmal in ihrem Leben verfluchen. Während man mit allen Mitteln und viel Aufwand versucht, die eigene Familie zu versorgen, bleiben wichtige Meilensteine des eigenen Nachwuchses auf der Strecke. So erging es auch Jasmin Böhm (30) aus Offenbach (Hessen) - bis sich die Alleinerziehende entschied, alles anders zu machen.
Böhm gab alles dafür, dass es ihrem Sohnemann Emil (3) an nichts fehlte. Sie arbeitete als 70-Prozent-Kraft an einer Grundschule, jobbte darüber hinaus in einer Galerie und an der Universität. Ihr Kind kam während alledem in der Kita unter, in der er eine Ganztagsstelle hatte - gemeinsame Zeit war dabei rar.
Dass das nicht ohne weiteres an einer liebenden Mama vorübergeht, war auch in Böhms Fall nicht anders. Schon in den Sommerferien im Jahr 2020 hatte sie während einer Radtour an den Bodensee bis hin ins Allgäu ganze drei Wochen in trauter Zweisamkeit mit ihrem Emil - es war der Anfang einer lebensverändernden Entscheidung für Mutter und Kind.
Schon damals wurde ihr klar: "Ich hatte das Gefühl, er wird so schnell groß und ich kriege nichts mit. Dabei ist die Zeit so kostbar und einmalig", berichtete sie der Frankfurter Neuen Presse (FNP).
In ihr wuchs der Plan, eine ganz besondere Reise mit ihrem Sohn zu unternehmen, die ihnen den Ausbruch aus dem - meist getrennt ablaufenden - Alltag zu unternehmen.
Ende Juli nahm diese dann ihren Anfang - das Ziel: Marokko, mit dem Fahrrad. Zuvor galt es jedoch allerlei Vorbereitungen zu treffen. Ihre Wohnung vermietete Böhm unter, ihre Jobs gab sie vorerst auf und Emil meldete sie für die Zeit ihres Abenteuers von der Kita ab.
Mit sich führten sie nur das nötigste: Einen Anhänger und lediglich essenzielle Utensilien zum Kochen und übernachten. Dennoch umfasste ihr Gepäck rund 70 Kilogramm, die die 30-Jährige über jedes noch so widrige Terrain befördern musste.
Unwetter, Verletzungen und jegliche Widrigkeiten schweißten Mutter und Sohn nur weiter zusammen
Dennoch gelang es dem Mutter-Sohn-Gespann satte 2000 Kilometer bis aktuell nach Valencia in Spanien zurückzulegen. Vollgepackt waren diese mit vielen neuen Bekanntschaften und tollen gemeinsamen Erlebnissen.
Aber auch mit Unwettern, steilen Aufstiegen, kleffenden Hunden und einem Bänderriss, der für eine dreiwöchige Pause auf einem französischen Campingplatz sorgte.
Trotzdem will Böhm diese lebensverändernde Zeit, die das Verhältnis zwischen ihr und ihrem Sohn so innig wie nie werden ließ, nicht missen. Ob sie das Ziel in Marokko - das aufgrund des derzeit eingestellten Fährbetriebes nicht angesteuert werden kann - noch vor dem nahenden Winter und der damit einhergehenden Rückkehr nach Deutschland erreichen werden, ist unbekannt.
Dass sich die Reise aber in jeglicher Hinsicht gelohnt, das Verhältnis zwischen ihr und ihrem Sohn völlig verändert hat und ihr einen komplett neuen Blickwinkel auf die Gestaltung ihres Lebens gegeben hat, kann ihr und Emil keiner mehr nehmen.
Letztlich bleibt einem angesichts einer derartigen Story lediglich ihren Worten zuzustimmen: "Es geht ohnehin mehr um den Weg als um das Ziel."
Titelfoto: Montage: Instagram/_jasmin_boehm_