Geld-Not, Straßenstrich, Kriminalität: Zerstört Corona die Prostitution?
Frankfurt am Main/Wiesbaden - Die Corona-Pandemie hat viele Prostituierte in die Illegalität getrieben.
Da die Bordelle und Laufhäuser im Frankfurter Bahnhofsviertel schließen mussten, entstand ein Straßenstrich mit bis zu 60 Prostituierten, wie das Polizeipräsidium Frankfurt auf Anfrage mitteilte. Inzwischen sind die Türen im Rotlichtbezirk wieder offen. Rund zehn Straßenprostituierte seien dennoch weiterhin vor Ort, berichtete ein Sprecher.
Deshalb dauerten die Maßnahmen zur Bekämpfung der Prostitution an. Im Frankfurter Bahnhofsviertel ist Straßenprostitution verboten. Die Frankfurter Amtsanwaltschaft zählte im Jahr 2020 zwischen 50 und 60 Strafverfahren wegen verbotener Prostitution, im ersten Halbjahr 2021 waren es rund 100.
Die Zahlen würden zum Ende des Jahres zwar noch um Fehlmeldungen bereinigt, sagte eine Sprecherin. Es sehe aber nach einem Anstieg aus. Das Polizeipräsidium zählte zudem vergangenes Jahr 85 Ordnungswidrigkeiten, die bei einmaligen Verstößen gegen die Sperrgebietsverordnung verhängt werden.
Bordelle und andere Einrichtungen waren in Hessen seit März 2020 geschlossen und durften erst im zurückliegenden Juni unter Auflagen wieder öffnen. Wer ein Prostitutionsgewerbe betreiben will, braucht eine Erlaubnis der zuständigen Behörde. In der Corona-Zeit sind in Hessen deutlich weniger Anträge darauf gestellt worden.
In diesem Jahr waren es bislang vier, wie aus einer Antwort des Wirtschaftsministeriums auf eine Kleine Anfrage der FDP im Landtag hervorgeht. 2020 gingen 19 Anträge ein nach 51 im Vor-Corona-Jahr 2019. Damals gab es 79 gültige Erlaubnisse, derzeit sind es 33.
Bordelle und ähnliche Einrichtungen waren in Hessen von März 2020 an geschlossen
Diese betreffen dem Ministerium zufolge Terminwohnungen, Bordelle und Laufhäuser, FKK-Clubs, erotische Massagestudios oder Escort-Services. "Das Prostitutionsgewerbe und damit die Sexarbeitenden in Hessen sind von der Corona-Pandemie in besonderem Maße betroffen", erklärte der FDP-Landtagsabgeordneter Yanki Pürsün (49).
Die Beschränkungen des Lockdowns und die Folgen hätten die Betroffenen vor große finanzielle Schwierigkeiten und nicht selten vor akute Notlagen gestellt.
Titelfoto: dpa/Boris Rössler