Film über Anschlag von Hanau: Angehörige der Opfer gehen weiter auf die Barrikaden

Hanau - Die Kritik von Opfer-Familien an dem Filmprojekt des Regisseurs Uwe Boll (55) über den rassistisch motivierten Anschlag im hessischen Hanau vor gut einem Jahr reißt nicht ab.

Bei einer Demonstration zum Gedenken an die Opfer des Anschlags am 19. Februar 2020 in Hanau halten Teilnehmer Plakate mit Bildern der Opfer des Anschlags. Deren Angehörige wehren sich gegen ein Filmprojekt von Regisseur Uwe Boll (55).
Bei einer Demonstration zum Gedenken an die Opfer des Anschlags am 19. Februar 2020 in Hanau halten Teilnehmer Plakate mit Bildern der Opfer des Anschlags. Deren Angehörige wehren sich gegen ein Filmprojekt von Regisseur Uwe Boll (55).  © dpa/Christophe Gateau

Angehörige meldeten sich im "Spiegel" zu Wort. Armin Hamza Kurtović (47), Vater des ermordeten Hamza Kurtović sagte: "Ich werde alles dafür tun, um zu verhindern, dass sich Bolls Fantasie über rechte Täter als das wahre Schicksal von meinem Sohn bei den deutschen Zuschauern einbrennt."

Cetin Gültekin, der Bruder des ermordeten Gökhan Gültekin, fügte hinzu: "In meinen Augen tötet er mit dieser Verunglimpfung meinen Bruder ein zweites Mal." Die Mutter von Sedat Gürbüz sagte: "Er hat uns nicht gefragt. Der darf das nicht. Der war nie hier."

Der Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky (61, SPD) solidarisierte sich mit den Angehörigen: "Diesen unsäglichen Film will in Hanau niemand. Nicht die Angehörigen, nicht die politischen Gremien, nicht die Stadtgesellschaft", zitierte ihn der "Spiegel". "Wir werden gemeinsam alle Hebel in Bewegung setzen, um die Ausstrahlung zu verhindern."

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Am 19. Februar 2020 hatte ein 43-jähriger Deutscher in der Stadt im Rhein-Main-Gebiet neun Menschen aus rassistischen Motiven erschossen, bevor er vermutlich seine Mutter und schließlich sich selbst tötete. Die Tat hatte bundesweit Entsetzen ausgelöst.

Der Film ist dem Bericht zufolge bereits abgedreht und befindet sich in der Postproduktion. Uwe Boll schildert darin die Tatnacht aus der Perspektive des Täters.

Uwe Boll will mit dem Film "Aufklärung und Fehlerbehebung" betreiben

"Die Angehörigen und ich, wir arbeiten doch beide an Aufklärung und Fehlerbehebung", zitierte der "Spiegel" den Regisseur.

Er hätte das Projekt auch realisiert, wenn die Opferfamilien die Gelegenheit gehabt hätten, ein Veto einzulegen. "Die Angehörigen, die diesen Film sehen wollen, werden ihn, so weh er tut, am Ende begrüßen. Da bin ich mir sicher."

Mitte März hatten die Stadt Hanau und die Opfer-Familien in einem offenen Brief gefordert, die Vorbereitungen einzustellen und auf die Dreharbeiten zur Realisierung dieses Films zu verzichten.

Titelfoto: dpa/Christophe Gateau

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