Messerattacken verdreifacht: Bahnhofsviertel wird Waffenverbots-Zone
Frankfurt am Main - Frankfurt führt am 1. November eine Waffenverbotszone im Bahnhofsviertel der Stadt ein.
"Wir sind uns einig, dass die Situation im Bahnhofsviertel so nicht bleiben konnte und sich verbessern muss", sagte Oberbürgermeister Mike Josef (40, SPD) am Donnerstag über die Verordnung der Römer-Koalition.
Von November an soll in der Zeit zwischen 20 Uhr und 5 Uhr das Mitführen von Waffen nach dem Waffengesetz sowie von Messern mit feststehender oder feststellbarer Klinge mit einer Länge von mehr als vier Zentimetern verboten sein.
"Wenn die Waffenverbotszone auch nur ein Leben schützt, ist sie gut", betonte Josef. Jedes Messer, das womöglich in den frühen Morgenstunden bei fortgeschrittener Alkoholisierung nicht mehr zum Einsatz kommen könne, zähle.
Die Zahl der Messerdelikte etwa habe sich seit 2019 im Bahnhofsviertel verdreifacht, begründete Josef. Ein Waffenverbot im Zuge einer Gefahrenabwehrverordung, das dann etwa auch Baseballschläger umfasst, sei angesichts fehlender Mehrheit für eine solche Entscheidung in der Stadtverordnetenversammlung nicht machbar.
Rund 10.000 Straftaten geschehen jährlich im Bahnhofsviertel
Das Verbot gilt nicht für Polizeibeamte und andere Einsatzkräfte, Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten und Geldtransportern oder beispielsweise Handwerker und Gewerbetreibende, die für ihren Beruf mit Messern oder anderen Gegenständen, die vom Waffengesetz erfasst sind, zu tun haben.
Das Bahnhofsviertel sei ein Kriminalitätsschwerpunkt der Stadt, betonte der Frankfurter Polizeipräsident Stefan Müller. Die rund 10.000 Straftaten, die hier pro Jahr verzeichnet würden, entsprächen dem Wert einer mittelgroßen Stadt.
Hierzu gehörten etwa 1100 Körperverletzungen, 950 Taschendiebstähle und gut 300 Fälle von Straßenraub. Beim Raub werde die Hälfte aller in Frankfurt angezeigten Fälle aus dem Bahnhofsviertel gemeldet.
"Der Grad der Bewaffnung ist viel zu groß", betonte Müller gerade mit Blick auf Messer. Und im Fall eines Angriffs gelte: "Der Grat zwischen Leben und Tod bei Messern ist ganz schmal."
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