Thüringer CDU-Bürgermeister für Kooperation mit AfD: "Nicht alle sind Faschisten"
Waltershausen - Dass man sich eine Zusammenarbeit mit der Alternative für Deutschland (AfD) vorstellen kann: So etwas hört man von Volksvertretern eher äußerst selten bis gar nicht. Doch der Bürgermeister von Waltershausen, Michael Brychcy (62, CDU), prescht nun offenbar vor.
Wie der MDR mitteilte, habe sich der 62-Jährige für eine Zusammenarbeit mit der AfD auf kommunaler und Landesebene ausgesprochen. In Sachfragen komme die Politik im Osten sonst überhaupt nicht mehr voran. Er selbst binde bei Sachfragen schon längst AfD-Abgeordnete ein. Das könne seiner Meinung nach auch im Landtag funktionieren.
"Nicht alle in dieser Partei sind Faschisten", sagte Brychcy, der auch Präsident des Gemeinde- und Städtebundes Thüringen ist, den Angaben nach gegenüber dem Sender. Nur mit Björn Höcke (51) und dem rechten Flügel könne man nicht reden, so der CDU-Politiker.
Zuletzt wurde eine Zusammenarbeit auf Bundes- oder Landesebene vonseiten der CDU immer wieder abgelehnt. Parteichef Friedrich Merz (67) sagte in der jüngsten Vergangenheit, es dürfe "an keiner Stelle" der Bundesrepublik eine Zusammenarbeit mit der AfD geben. Besonders brisant ist in diesem Zusammenhang eine Äußerung des CDU-Parteichefs aus dem Jahr 2021. "Die Landesverbände, vor allem im Osten, bekommen von uns eine glasklare Ansage: Wenn irgendjemand von uns die Hand hebt, um mit der AfD zusammenzuarbeiten, dann steht am nächsten Tag ein Parteiausschlussverfahren an", sagte Merz laut eines Spiegel-Beitrags.
Auch Thüringens CDU-Fraktionschef Mario Voigt (46) bekräftigte zuletzt, dass eine Kooperation "niemals" infrage kommen dürfe.
Innenminister Maier: "Abgrenzung nach rechts sieht anders aus"
"Eine Abgrenzung nach Rechts sieht anders aus", teilte Thüringens Innenminister Georg Maier (56, SPD) via Twitter - bezugnehmend auf die Äußerungen Brychcys - unter anderem mit. (Rechtschreibung übernommen)
Die Vizepräsidentin des Thüringer Landtags, Madeleine Henfling (40, Grüne), twitterte: "Die #noAfD ist eine faschistische Partei gerade in #Thüringen wo die Partei von einem Rechtsextremisten geführt wird trägt jede Kooperation zur Normalisierung dieser Partei bei" (Rechtschreibung übernommen)
"So wird einer ausgewiesen extrem rechten Partei kontinuierlich der Weg bereitet, wirkmächtig zu werden und Gestaltungsverantwortung zu erhalten. Ein gefährliches Spiel der @cdu_thueringen mit der Demokratie und einer auf Grundrechten basierenden Gesellschaft", schrieb der Linke-Fraktionschef Steffen Dittes (49).
Originalmeldung am 9. Juni, 7.03 Uhr, zuletzt aktualisiert: um 14.45 Uhr
Titelfoto: Bodo Schackow/dpa