Nach AfD-Erfolg in Sonneberg: Journalist der Öffentlich-Rechtlichen ruft zum Boykott des Landkreises auf!

Sonneberg/Leipzig - Nach der demokratisch erfolgten Stichwahl in Sonneberg - bei der ein AfD-Politiker in ein kommunales Amt gewählt worden ist - hat ein Redakteur des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) zum Boykott des Landkreises aufgerufen - "auf allen Ebenen"!

Der MDR kündigte via Twitter an, den Fall "intern" und "professionell" aufzuarbeiten. (Symbolbild)
Der MDR kündigte via Twitter an, den Fall "intern" und "professionell" aufzuarbeiten. (Symbolbild)  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

"Das ist der Landkreis Sonneberg. Seine Bewohner haben heute in einer freien demokratischen Stichwahl einen Politiker der vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuften Thüringer AfD zum Landrat gewählt. Macht mit: Schützt die Demokratie und boykottiert den Landkreis Sonneberg im Tourismus, in der Wirtschaft und auf allen Ebenen. Es darf später nicht wieder heißen, man habe es nicht gewusst", heißt es in einem Twitter-Beitrag, der in den sozialen Medien zerpflückt wird.

Übereinstimmenden Berichten zufolge soll es sich dabei um einen Beitrag eines MDR-Redakteurs handeln. Vom Bild her trifft es augenscheinlich auf jenen Journalisten zu.

Auf dem Twitter-Kanal jenes massiv in die Kritik geratenen Journalisten heißt es aktuell jedoch: "Aufgrund eines Shitstorms derzeit geschlossen".

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Auf seiner eigenen Website schreibt der Journalist unter anderem: "Ich habe mich während des Urlaubs im Ausland in den sozialen Medien zur Landratswahl in Sonneberg geäußert. Ich bedauere, dass dabei der Eindruck entstanden ist, dieses sei die Meinung des MDR. Das war und ist nicht mein Anliegen".

MDR-Kollege: "komplett drüber"

Bei der Stichwahl zum Sonneberger Landrat am vergangenen Sonntag wählten nicht alle Bürger den AfD-Kandidaten. Der MDR-Journalist rief zum Boykott des Landkreises "auf allen Ebenen" auf. (Symbolbild)
Bei der Stichwahl zum Sonneberger Landrat am vergangenen Sonntag wählten nicht alle Bürger den AfD-Kandidaten. Der MDR-Journalist rief zum Boykott des Landkreises "auf allen Ebenen" auf. (Symbolbild)  © Martin Schutt/dpa

Auf Twitter kursieren Bilder, die mutmaßlich den Twitter-Kanal des Redakteurs zeigen. Hier ist auch ein Bild des MDR-Standortes in Leipzig zu sehen. In der Biografie heißt es: "Chef vom Dienst, Redakteur und Autor bei @mdraktuell". Aktuell sind auf dem Twitter-Kanal des Journalisten andere Bilder zu sehen. Zudem heißt es in der Kategorie Beruf - allgemein gehalten - "Journalist".

Für den Boykott-Aufruf des Landkreises Sonneberg, in dem am vergangenen Sonntag bei einer Stichwahl einige Bürger für AfD-Politiker Robert Sesselmann (50) stimmten, andere für CDU-Kandidat Jürgen Köpper (47) und wiederum andere gar nicht an die Urne gingen, wird derzeit heftig kritisiert - unter anderem aus den Reihen der AfD, aber auch aus den Reihen der Öffentlich-Rechtlichen.

So twitterte beispielsweise Journalist Sven Knobloch (ARD/MDR): "Abgesehen davon, dass ich diesen Tweet für komplett drüber halte - denkst du, du tust deinen Kollegen und dem ÖRR (Anm. d. Red.: Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk) einen Gefallen, wenn du hier mit @mdraktuell in der Bio dazu aufrufst einen Teil unseren Sendegebiets zu boykottieren? wtf (Anm. d. Red: What the fuck - was zum Teufel). (Rechtschreibung übernommen)

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In seiner Stellungnahme verteidigte sich der Boykott-Aufrufer der Öffentlich-Rechtlichen: "Eine Trennung zwischen privat und beruflich ist mir sehr wichtig. Deshalb haben meine Internetangebote auch für jeden nachlesbar den Hinweis 'Hier privat unterwegs.'"

MDR distanziert sich "in aller Deutlichkeit"

Auch der MDR höchstpersönlich schaltete sich in die Debatte mit ein. "Der Tweet spiegelt in keinster Weise die Sichtweise des MDR!", heißt es. Man distanziere sich "in aller Deutlichkeit" von dieser Aussage. Der MDR stehe mit seinen Angeboten für "sorgfältigen, ausgewogenen und neutralen" Journalismus.

Der MDR schaltete sich in die Debatte mit ein und distanzierte sich von dem Beitrag seines Mitarbeiters.
Der MDR schaltete sich in die Debatte mit ein und distanzierte sich von dem Beitrag seines Mitarbeiters.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa/Twitter/MDR/Screenshots/Montage

Man werde dies "intern" und "professionell" aufarbeiten. Dabei greift man auch den Namen des entsprechenden Redakteurs auf.

Titelfoto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

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