KZ-Gedenkstätte in Thüringen will AfD-Politiker nicht einladen, wenn er Oberbürgermeister wird
Nordhausen - Im Falle eines Sieges des AfD-Bewerbers Jörg Prophet (61) bei der Stichwahl um das Oberbürgermeisteramt in Nordhausen hat die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora Konsequenzen angekündigt.
"Wir werden ihm die Teilnahme an Gedenkveranstaltungen nicht gestatten", sagte der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner, am Donnerstag in Nordhausen.
Prophet sei ein rechtsextremer Geschichtsrevisionist und "keinen Deut" besser als der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke (51). Auch internationale Überlebendverbände zeigten sich besorgt und alarmiert.
Zwar werde die Stiftung gegen Prophet kein Hausverbot verhängen - so wie auch Höcke in der Gedenkstätte Buchenwald kein Hausverbot habe, sagte Wagner. Prophet könne außerhalb von Veranstaltung die Ausstellungen zur nationalsozialistischen Vergangenheit besuchen, um sich anzuschauen, was unter anderem Rassismus angerichtet habe.
Allerdings werde die Stiftung es Überlebenden der NS-Diktatur nicht zumuten, bei Veranstaltungen auf Menschen wie Prophet zu treffen. Höcke war in der Vergangenheit der Zutritt zu Gedenkveranstaltungen in Buchenwald von der Stiftung bereits verwehrt worden.
Jörg Prophet wirft amerikanischen Befreiern "Morallosigkeit" vor
Wagner verwies auf Texte von Prophet aus den vergangenen Jahren, in denen dieser unter anderem den amerikanischen Befreiern der KZ-Häftlinge von Mittelbau-Dora "Morallosigkeit" vorgeworfen habe.
Diese seien nur daran interessiert gewesen, "Technologien des Tötens" in Besitz zu nehmen.
"Solche Positionen sind ein Schlag ins Gesicht der NS-Opfer", sagte Wagner. Wer so etwas schreibe, habe den demokratischen Grundkonsens in Deutschland verlassen.
Wagner wie auch die kommissarische Leiterin der Gedenkstätte Mittelbau-Dora, Anett Dremel, verwiesen auf mehrere Briefe von Überlebenden der nationalsozialistischen Gräuel, in denen diese sich schockiert darüber gezeigt hätten, dass Prophet in der ersten Runde der Oberbürgermeisterwahl etwa 42 Prozent der abgegebenen Stimmen erhalten hatte.
Ein deutscher Jude habe in einem Brief geschrieben, der Tag des ersten Wahlgangs sei für ihn der schlimmste seit 1945 gewesen, hieß es.
Die Nationalsozialisten hatten im Konzentrationslager Mittelbau-Dora zehntausende Menschen gefangen gehalten, die dort vor allem in der Rüstungsproduktion arbeiten mussten. Mindestens 20 000 Menschen kamen dabei zu Tode.
Die Stichwahl zur Oberbürgermeisterwahl in Nordhausen findet am 24. September statt. Die Wahlberechtigten können sich dann zwischen Prophet und dem bisherigen Amtsinhaber, Kai Buchmann, (47, parteilos) entscheiden. Der hatte im ersten Wahlgang etwa 24 Prozent der abgegebenen Stimmen erhalten.
Titelfoto: Martin Schutt/dpa/Silvio Dietzel/Montage