"Drecksnazis": Wahlkampf in Sonneberg wird schmutzig, AfD kontert Vorwürfe gegen Sesselmann
Sonneberg - Die Polizei ermittelt wegen eines Vorfalls in Sonneberg. Dieser soll in Zusammenhang mit dem Anbringen von Wahlplakaten stehen. Einem Medienbericht zufolge wird gegen AfD-Politiker Robert Sesselmann (50) ermittelt.
Rechtsanwalt Robert Sesselmann könnte in nur wenigen Tagen als erster AfD-Landrat Deutschlands Geschichte schreiben. Am Sonntag kommt es in einer Stichwahl zum politischen Showdown zwischen ihm und CDU-Mann Jürgen Köpper (57).
Doch am Dienstag geriet Sesselmann in negative Schlagzeilen. Der Grund: Der dreifache Familienvater soll einen Mann, der CDU-Plakate anbringen wollte, zu Wochenbeginn verbal bedroht haben. Der AfD-Politiker, der in die Stichwahl muss, soll ihm vorgeworfen haben, sich an dessen Wahlplakaten zu schaffen zu machen.
TAG24 konfrontierte einen AfD-Referenten mit den Vorwürfen. Auf unsere Fragen ging man bislang nicht direkt ein. Stattdessen erhielten wir eine Mail von einem Mitarbeiter des AfD-Bürgerbüros Sonneberg, die eine Pressemitteilung beinhaltet, welche am Dienstagabend in nahezu identischem Wortlaut auch auf der Facebook-Seite des Gebietsverbandes Sonneberg veröffentlicht wurde.
Darin wird ein Vorfall am Montag in Sonneberg, der in Zusammenhang mit dem Anbringen von Wahlplakaten steht, bestätigt. Weiter heißt es: "Ein Plakatierer hat Plakate der AfD verdreht und sie so unleserlich gemacht." Dies sei von mehreren Zeugen, die gemeinsam mit dem Landratskandidaten Robert Sesselmann im Sonneberger Stadtgebiet unterwegs gewesen seien, beobachtet worden.
Der AfD-Kandidat habe die Person "aus seinem Fahrzeug heraus" zur Rede gestellt und ihn darauf aufmerksam gemacht, "dass dies zivilrechtliche Konsequenzen nach sich ziehe". Zudem habe er ihn aufgefordert, die "Plakatverdrehung" zukünftig zu unterlassen.
Abfällige Äußerungen
Dies sei erfolgt, ohne dass jemand der drei Insassen ausgestiegen sei. Die Person habe sich dann abfällig über die Insassen geäußert. Den Angaben nach mit "Drecksnazis" und der Aussage "So einer will Landrat werden, dass ich nicht lache".
Der Vorfall wurde laut Mitteilung von zwei Zeugen bestätigt, die ihre Aussagen "unverzüglich" der Polizeiinspektion Sonneberg zur Verfügung stellten.
Einem Spiegel-Bericht zufolge soll Sesselmann zu dem Mann "offenbar" gesagt haben, er wisse, wo dieser wohne. Sie würden ihm jemanden "auf den Hals hetzen" und dafür sorgen, dass er keine Aufträge mehr bekomme.
Am Dienstag hatte die Polizei mitgeteilt, dass der Polizeiliche Staatsschutz aufgrund eines Vorfalls in Sonneberg, der in Zusammenhang mit dem Anbringen von Wahlplakaten stehen soll, ermittelt. Den Angaben nach soll es zu einem Wortgefecht zwischen zwei mit der Anbringung von Wahlplakaten befassten Männern gekommen sein.
Aufgabe des Polizeilichen Staatsschutzes ist nach Angaben des Bundeskriminalamtes die Bekämpfung politisch motivierter Kriminalität.
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