Von Sebastian Haak
Erfurt - Thüringens scheidender Bildungsminister Helmut Holter (71, Linke) hält nichts von Plänen zu einem Nutzungsverbot für Handys an Grundschulen.
"Thüringen wird damit in eine Zeit vor der digitalen Welt zurückkatapultiert, das ist eine Reise in die Vergangenheit", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Selbstverständlich müssten Kinder schreiben und lesen lernen. Ohne diese Fähigkeiten könnten sie digitale Medien wie Smartphones ohnehin nicht bedienen. "Aber es muss doch darum gehen, den Anteil von digitalem und analogem Lernen auszubalancieren und nicht die eine Sache komplett zu verbieten", erklärte Holter.
Im Entwurf ihres Koalitionsvertrages haben sich CDU, BSW und SPD darauf geeinigt, die Nutzung von Handys an Grundschulen weitgehend zu verbieten. So ließen sich unter anderem Ablenkungen minimieren und die sozialen Interaktionen in der Schule verbessern.
Dahinter steht aus Sicht der potenziellen Bündnis-Partner eine pädagogische Grundüberzeugung: "Wir wollen den Vorrang von analogem Lernen in der Grundschule."
Helmut Holter: "Handy-Verbot ist völlig lebensfremd"
Holter erwiderte hingegen, mit dem beabsichtigten Handy-Verbot werde Kindern das Lernen sogar erschwert. "Wir müssen die Kinder dort abholen, wo sie sich bewegen und das ist heutzutage nun mal auch die digitale Welt."
Kinder würden heute nicht zuletzt durch den Einfluss ihrer Eltern mit digitalen Medien und Geräten aufwachsen. "Dieses Handy-Verbot ist einfach völlig lebensfremd."
Nach Informationen aus Verhandlungskreisen soll vor allem das BSW auf diesen Passus im Entwurf des Koalitionsvertrages gedrungen haben. Schon das Sondierungspapier enthielt eine vergleichbare Absichtserklärung.